Gran Torino Review
Laufzeit: ca. 116 Minuten
Genre: Drama
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Clint Eastwood
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 05. März 2009
Inhalt:
Walts Frau ist verstorben und nun ist er völlig für sich. Zu seiner Familie hat er so gut wie keinen Kontakt und als bekennender Rassist, der vor allem durch den Krieg in Korea gezeichnet ist, hat er auch keine Freunde in der überwiegend ausländischen Nachbarschaft. Doch als er eines Tages seinen Vorgarten verteidigt, rettet er auch den asiatischen Nachbarsjungen Thao, der nun als Dank zwei Wochen für ihn arbeiten soll. In diesen zwei Wochen zeigt der Junge überraschend Rückgrat und Walt freundet sich mit ihm und seiner Familie an. Doch die Straßengang um Thaos Cousin will Thao bei sich haben - ob der nun will oder nicht.
Kritik:
"Ich blas dir ein Loch ins Gesicht,
dann geh ich rein... und schlaf wie ein Baby."
Erstaunlich wie gut ich den Film nun finde, wo ich doch solche Skepsis ihm gegenüber hatte. Drama, nicht so mein Ding. Clint Eastwood, kann ich überhaupt nicht ausstehen. Vermeintliche Thematik, ebenfalls nicht so mein Ding. Aber jegliche Zweifel umsonst, denn Eastwoods letztes Werk als Darsteller zeigt eindeutig, dass der Mann definitiv ein genialer Kopf war und was von Filmen verstand.
Vor »Gran Torino« habe ich noch »Trouble Ohne Paddel« geschaut, den ich für eine recht gute Komödie halte und doch muss ich ohne zu zögern sagen, dass ich während dieses Streifens weit mehr gelacht habe. Die Art von Walt, wie er einfach geradeweg heraussagt, was er denkt und ohne sich darum zu scheren, wie es auf andere wirkt, ist einfach großartig. Was der Typ für Sprüche drauf hat, das hätte man niemals von dem Film erwartet - aber andererseits ist er in den USA auch R-Rated aufgrund der heftigen Sprache. Meist gehen die Sprüche auf Kosten rassistischer Beleidigungen oder Bemerkungen, aber man schlägt sich nicht etwa schockiert die Hand vor den Mund, sondern lacht angesichts Walts unverblümter, direkter Art - und natürlich deren Wirkung.
Eastwood zählt, wie bereits angedeutet, nicht zu meinen Lieblingsdarstellern. In seinen Western war er ja noch ein ganz anderer Mensch und ich liebe den alten »Flucht von Alcatraz«, aber die letzten 20 Jahre hat er einfach immer denselben Typ Mensch gespielt und dieses Bild krieg ich einfach nicht mehr Weg, wenn ich Eastwoods eingefallenes Gesicht sehe. Die Assoziation von einem trinkenden, einsamen, mürrischen, alten Mann ist fester Bestandteil dieses Bildes und macht Eastwood dadurch nicht gerade sympathisch in meinen Augen.
Seine Regiearbeit ist wieder eine andere Sache. Ich habe absolut nichts dagegen, dass er auch das selbst in die Hand genommen hat, da er zweifelsohne mehr Filmerfahrung hat, als die meisten Regisseure von sich behaupten können. Sie ist mir nie besonders aufgefallen (weder positiv noch negativ), nur stieß es mir immer wieder sauer auf, wenn sein Werk sofort in den Himmel gelobt wurde. Das erinnerte mich zu sehr an Tarantino ("Oh, der Film ist von Tarantino! Der ist ein unikates Meisterwerk!"). »Million Dollar Baby« z.B., war in meinen Augen nicht mehr als ein durchschnittlicher Film, obgleich er recht gut war. Zugegeben, »Perfect World« war wirklich klasse und ich habe auch eine Menge seiner Filme noch nicht gesehen, aber das ist ohnehin ein völlig belangloses Kriterium, denn »Gran Torino« ist in der Tat ein unikates Meisterwerk.
Mit der Spannung ist das so eine Sache. Gleich in der ersten Szene, wenn Eastwood zum ersten Mal gezeigt wird, weiß man sofort - bzw. kann man stark annehmen - worauf es mit seiner Figur hinausläuft. Überrascht werden kann man davon definitiv nicht, denn darauf wird im Laufe des Films immer wieder hingedeutet. Doch die Entwicklung der Geschichte ist die eigentliche Unterhaltung und beinhaltet die ganze Spannung. Wie Walt sich von dem rassisitischen, verschlossenen Witwer zu einem Mann entwickelt, der gerade gegenüber Asiaten und auch dem nervenden Pfarrer offen und hilfsbereit ist. Wie er seinen Alltag mit den Nachbarn verbringt, ihre Kultur kennenlernt, daran teilnimmt als wäre es seine eigene. Und so langweilig das jetzt vielleicht klingen mag, gibt es immer wieder Konfliktsituationen oder Szenen, in denen es verbal ganz schön zur Sache geht. Wie schon gesagt muss man meistens über Walts geniale Art lachen, ist gleichzeitig aber auch beeindruckt, vor allem angesichts der Wirkung seiner Gegenüber, die stets ausgezeichnet kenntlich gemacht wird.
Und so vorhersehbar das grobe Ende auch ist, überraschend kommen immerhin die Details noch, plus die gelunge Inszenierung und den durchdachten Plotabschluss, der den Film weiter von Genrekollegen abgrenzt. Wirklich gute Arbeit.
Bewertung:
Darsteller: 9/10 (obgleich neben Eastwood nur No-Names dabei sind, ist alles sehr überzeugend und wirkt kaum geschauspielert)
Plot: 8/10
Effekte: -/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 9/10