Der Mann der niemals lebte Review
Laufzeit: ca. 129 Minuten
Genre: Actionthriller
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 20. November 2008
Inhalt:
CIA-Agent Roger Ferris ist Anti-Terror-Spezialist im Nahen Osten und wird damit beauftragt, Informationen über eine Terrorgruppe zu beschaffen um damit an deren Führer Al-Saleem heranzukommen.
Kritik:
Während meines kleinen Filmmarathons am Dienstag bot mir dieser Kinobesuch eine willkommene Abwechslung zu Bruce Campbell, den ich mir davor mit
»Bubba Ho-Tep« und danach mit
»My Name Is Bruce« angeschaut habe. Zweifelsohne war er der längste, actionreichste und wohl auch intelligenteste von allen dreien, der beste allerdings nicht (der schlechteste wiederum auch nicht). Wie bei
»Bubba Ho-Tep« wusste ich aber auch hier nicht, worum es eigentlich geht. Angesichts des Titels und des Plakats habe ich eher an etwas gedacht, dass sich in Richtung Bourne entwickelt, aber eine Behandlung von Terrorjagd im Nahen Osten habe ich definitiv nicht erwartet – also wieder einmal völlig unvoreingenommen.
129 Minuten sind schon harter Tobak würde man meinen, aber nein, der Film lässt nicht einen Moment Langeweile aufkommen, obgleich seine Spannung von Beginn an etwas abnimmt. Er ist direkt von Anfang an actiongeladen, führt dann aber weiter zu politischen und diplomatischen Gesprächen und Verhandlungen, die – wen überrascht es – weit weniger spannend sind, als Verfolgungsjagden mit Panzerfäusten und Kampfhubschraubern. Die ganze Politik übernimmt aber nicht wirklich die Oberhand, es gibt immer wieder kleinere Actionszenen und Verfolgungsjagden, die das ganze spannend halten. Im Übrigen ist auch der langweilig klingende Teil keineswegs öde, da allein schon die interessanten und gut gespielten Charaktere es interessant machen. Besonders Russell Crowe als unbekümmerter Vorgesetzter, der meist aus weiter Ferne per Telefonat kommandiert, verspricht Spaß und erntet sogar einige Lacher, obwohl der Film keineswegs zum Lachen aufgelegt ist.
Schauspielerisch ist er also bestens bedient (ich mag im Grunde genommen alle neuen Filme mit Leo – denn mit Bart sieht er wenigstens cool aus und nicht wie ein schwuler 14-jähriger Sunnyboy) und überzeugend und auch die Effekte sind eine wahre Augenweide, seien es die Actionsequenzen oder auch ein paar blutige Szenen – ich denke gerade nur an eine gegen Ende, aber die war sowohl recht derb, als auch gut gemacht. Überhaupt ist er optisch aber äußerst gelungen, da auch alle Schauplätze passend gewählt und interessant sind und sie auch relativ häufig wechseln.
Für die Thematik an sich habe ich eigentlich nicht viel übrig, aber das habe ich mir bei »Blood Diamond«, mit dem dieser Film durchaus vergleichbar ist, auch gedacht. Wenn man erst mal drin ist und die ganze Action die Geschichte auflockert, ist man in der Materie drin, ehe man sich versieht. Einiges wirkt zwar auch aufgesetzt, aber im Grunde sind die Bilder und erzählten Fakten doch glaubwürdig und realistisch – ich könnte mir gut vorstellen, dass Terroristen in etwa so organisiert sind. Weit weniger kann ich mir vorstellen, dass es Männer wie Ferris gibt, die ihr halbes Leben im Nahen Osten verbringen und den Terroristen hinterher reisen, sich mit verschiedenen Geheimdiensten verbünden und in kleinen Gruppen deren Versteckte auskundschaften. Klar, es geht hier um die CIA und nicht ums Militär, aber ich sehe bei den USA in den betroffenen Gebieten immer nur direkte, groß angelegte Angriffe und Antwortensuche anschließend in Guantanamo… aber das ist nur meine Ansicht.
Der Film könnte wirklich gut sein, wenn er zu Beginn nicht direkt so viel Pulver verschießen würde und im Laufe des Films nicht mit dieser völlig überflüssigen Liebesgeschichte aufwarten würde. Sie hat den Film in die Überlänge gezogen und bremst die Handlung nur aus, zudem ist sie nicht mal annähernd interessant. Ohne diesen Punkt könnte der Film locker zwei Punkte besser sein…
Also ein actiongeladener Thriller um den Nahen Osten und Terrorismus mit guter Besetzung, hervorragender Optik, durchgehender Spannung, aber überflüssigen wie unpassenden Nebenhandlungen, die etwas sauer aufstoßen. Im Grunde geht es in dem Film aber auch um die Moral, die sich aus Russell Crowes Worten »Das ist der Nahe Osten – niemand will hier bleiben!« ergibt. Meiner Meinung nach ein normal-guter Film, den man nicht unbedingt gesehen haben muss. Wenn man einen Actionthriller mit politischen Hintergründen (und Leo) sehen will, soll man doch definitiv zu »Blood Diamond« greifen.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 6/10 (gute Story mit Fehlgriff in der Nebenhandlung)
Effekte: 10/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 7/10