Fist Of Legend Review
Laufzeit: ca. 103 Minuten
Genre: Kampf / Action
Regie: Gordon Chan
Darsteller: Jet Li
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 22. Dezember 1994
Inhalt:
Chen Zhen studiert als Chinese in Japan, zu einer Zeit, als die beiden Nationen verfeindet sind und nur darauf warten, dass ein Krieg ausbricht. Als ihn jedoch die Nachricht ereilt, dass sein alter Lehrmeister in einem Kampf gestorben sei, kehrt er nach China zurück um den Mordumständen auf den Grund zu gehen und beim Erhalt der Kampfschule zu helfen. Das japanische Militär in Shanghai hat allerdings andere Pläne und war offenbar auch gar nicht so unschuldig am Tod des Lehrmeisters…
Kritik:
»Ich finde dieses Verfahren lächerlich. Und außerdem habe ich jetzt mein Kricketspiel.«
Dieser Film wurde jemandem empfohlen, der Zugang ins Martial Arts Genre finden wollte, denn »Fist Of Legend« sei ein sehr guter Einstieg. Nun ja, nachdem ich meinen letzten Abend mit
»Der Zauberer von Oz« vertan hatte, brauchte ich jetzt definitiv wieder etwas Action. Ich war selber schuld, dass ich etwas in Richtung »Kiss Of The Dragon« erwartete, denn der Film ist deutlich älter und spielt noch dazu in der Vergangenheit – in nicht ganz so vergangenen Zeiten wie
»Die 36 Kammern der Shaolin«, aber in Sachen Setting und Einstellungen der Leute im damaligen China macht das offenbar keinen großen Unterschied. Jedenfalls enttäuschte mich das dann doch etwas, da ich nicht auf diese alten Martial Arts Schinken stehe, außer, sie haben auch etwas Humor parat, wie Jackie Chans »Drunken Master«. Wie dem auch sei, angeschaut wurde er natürlich trotzdem, denn Jet Li rockt.
Und das tut er auch wirklich, seine Bewegungen, seine Körperbeherrschung und vor allem seine Schnelligkeit haben mich immer wieder zum Staunen gebracht. Mir ist Jet Li aufgefallen als fernöstlicher Darsteller für Kampffilme, der ohne Rücksicht kämpft und für die ernsteren Rollen die Topbesetzung ist. Sein Gegenstück ist natürlich Jackie Chan, bei dem es einzig darum geht, eine lustige Choreografie abzuliefern und die Leute zum Lachen zu bringen, aber er würde wohl nie jemandem unter die Rippen greifen oder ihm die Knochen brechen. Wozu auch, denn genau dafür ist ja Jet Li dar und diese Differenzierung zwischen den beiden Typen ist mir nur recht, denn so macht jeder genau das, was er kann.
Wie gesagt, Jet Li hat wirklich beeindruckende Fähigkeiten, doch es ist mehr seine Vitalität, Kraft und Geschicklichkeit, die beeindruckt und weniger die Kämpfe an sich, denn die sind nicht großartig besser choreografiert, als in dem deutlich älteren
»Die 36 Kammern der Shaolin«, mit der Ausnahme, dass man hier nicht ständig sieht, wie die Tritte und Schläge gar nicht wirklich treffen. Dafür haben die Schläge und Tritte in »Fist Of Legend« wiederum eine übertriebene Wirkung und man sieht andauernd irgendwelche Leute durch die Gegend fliegen, wie in einem schlechten Steven Seagal Film. Das Hauptaugenmerk liegt ja wirklich auf den Kämpfen, insofern ist es sicher ein guter Einstieg in die Martial Arts Filmwelt, doch mich persönlich haben die Prügeleien nicht überzeugt, es fehlte gänzlich die Spannung. Es ist wohl doch alles eine Frage der Inszenierung, denn wenn in modernen Filmen zwei Gegner aufeinandertreffen und sich inmitten von lodernden Flammenkreisen bekämpfen, wird es nie langweilig. Dahingegen der Hof eines Dojos oder ein windiges Feld irgendwo weit draußen auf dem Land…
Es hätte interessant sein können, den Unterschied zwischen den Kampftechniken von Chinesen und Japanern vorgesetzt zu bekommen und dann in ihrer Mitte die Hauptfigur, die beides kombiniert, doch auch das ging ziemlich schief. Ich will nicht behaupten, dass ich explizit auf die Unterschiede zwischen den Kampftechniken geachtet hätte, aber besonders ins Auge springen sie definitiv nicht und das macht auch die Figur von Jet Li nicht zu so etwas großartig Besonderem, wie sie gefeiert wird. Einzig der finale Kampf zeigt ein etwas anderes Muster, allerdings auch nur, weil Lis Gegner nach Russenmanier abgehärtet ist und alles einstecken kann, was ausgeteilt wird. In Sachen Kampftechnik gibt es da nicht viel zu sehen.
Schauspielerisch ist es für die chinesischen Maßstäbe, die ich auf ungefähr demselben Level sehe wie die deutsche Darstellkunst, recht gelungen. Diese typischen Marotten der Chinesen, die in
»Die 36 Kammern der Shaolin« noch deutlich hervorstachen, sind jetzt wie weggeblasen und sie verhalten sich, wie Darsteller aller anderen Nationalitäten auch. Ein Superstar ist nicht dabei und Jet Li ist wohl noch der begabteste Schauspieler unter ihnen (was ja weiß Gott nichts heißt), aber für einen derartigen Film ist es sogar noch mehr als ich erwartet hätte.
Storytechnisch hingegen ist es wieder dieses typische alte China-Zeug. Der Meister wird getötet, er muss gerächt werden, die Ära der Kampfschule darf nicht in den Schmutz gezogen werden, eine Herausforderung muss schriftlich vorgebracht werden und und und. Mag ja sein, dass im zwanzigsten Jahrhundert immer noch solche altertümlichen Zustände in Fernasien geherrscht haben, aber legt das gleich zugrunde, dass man deswegen nicht mal eine andere Story in das Szenario schreiben kann? Es ist doch immer ein Böser, der entweder im Heimatdorf Unruhe stiftet oder den Vater/Meister/Freund umbringt und ein Guter, der entweder schon der beste Kämpfer weit und breit ist oder hart trainiert und im Laufe des Films zum besten Kämpfer weit und breit wird. Verbessert mich, wenn ihr Ausnahmen kennt, aber mir sind noch keine Filme dieser Art untergekommen, die da innovativere Geschichten ablieferten. Hat mich also überhaupt nicht überzeugt, denn es waren nicht mal nette Ideen dabei, wie z.B. bei
»Die 36 Kammern der Shaolin«.
Fazit: Wer diese alten Martial Arts Streifen gutheißt, wird sicher seine Freude an »Fist Of Legend« haben. Jet Li kämpft sich durch Chinesen wie Japaner, hat gleich drei große Kämpfe in nur diesem einen Film und er bricht eine Menge Knochen und renkt eine Menge Gelenke aus. Auf Blut wird weitestgehend verzichtet, was sich im Laufe der Jahre zum modernen Filmdreh glücklicherweise gebessert hat, aber es muss ja auch nicht immer nur um Blut gehen, denn es geht ja um die Kämpfe. Und die sind ausgiebig, obgleich nicht sonderlich abwechslungsreich. Vielleicht macht ein Jackie Chan es ja doch nicht so falsch, wenn er alles und jeden in seiner Umgebung für die Choreografien einbindet, während bei Jet Li höchstens alles und jeder in seiner Umgebung zu Bruch gehen.
Also, selbst für mich als Jet Li Fan absolut kein Knüller, daher würde ich ihn auch nur Martial Arts Freunden empfehlen, denen die in die Jahre gekommene chinesische Machart von Filmen zusagt.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 2/10
Effekte: 6/10 (1994 hätte man schon mehr bringen können, als 20ml Kunstblut und aufwirbelnder Staub beim Schlagen)
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 5/10