Kiss Kiss, Bang Bang Review
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Genre: Krimikomödie
Regie: Shane Black
Darsteller: Robert Downey Jr., Val Kilmer, Michelle Monaghan
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 20. Oktober 2005
Inhalt:
Kleinkrimineller Harry Lockhart landet durch Zufall bei einer Flucht in einem Casting und überzeugt die Leute aus Hollywood ihn mitzunehmen. Zur Recherche seiner Rolle in seinem ersten Film begleitet er den schwulen Privatdetektiv Gay Perry und wird prompt Zeuge eines Mordes. Zu allem Überfluss trifft er auch noch seine Jugendliebe Harmony wieder, die den vermeintlichen Selbstmord ihrer Schwester aufklären will…
Kritik:
Beim dritten (oder war es inzwischen gar der vierte?) Anlauf habe ich es nun endlich geschafft, diesen Film bis zu Ende anzuschauen. Ich weiß nicht mehr genau, warum ich den Streifen früher immer ab der Hälfte oder sogar noch früher abgestellt hab, aber es war doch gut, ihn wenigstens ein Mal durchzustehen. Grund zu meinem Sinneswandel war übrigens die Oscar-Verleihung, auf der Robert Downey Jr. mal wieder äußerst sympathisch rüberkam. So hatte das lange Aufbleiben wenigstens einen kleinen Sinn.
Ich kann nicht sagen, dass ich – wie manche andere – hellauf begeistert von dem Film bin, auch wenn sich meine Meinung über ihn grundlegend gewendet hat. Er ist unterhaltsam, hat viele geniale Ideen und einen sehr eigensinnigen, skurrilen Humor. Ich denke bei Letzterem vor allem an die herrlich abgedrehten Dialoge, primär in der ersten Hälfte des Films, die vielleicht nicht zu einem Lachkrampf führen, aber einen durchaus schmunzeln lassen. Sie entstammen einfach einer sehr fähigen Feder und der Autor kann verdammt stolz auf sich sein. Im Übrigen gibt es wohl noch den wohl genialsten Schnitt in der Filmgeschichte, der mein persönlicher Höhepunkt im Film ist. Er folgt auch unmittelbar bevor Harry und Harmony ihren Höhepunkt erreichen – wunderbar genial!
Auch zu dem Humor zählen würde ich die Story an sich. Wenn ich mir Gedanken über einen Film mache, versuche ich dabei eigentlich immer, so viele Klischees wie möglich auszumerzen oder zu überspielen. »Kiss Kiss, Bang Bang« macht etwas Ähnliches – er parodiert Klischees. Sei es nun eine eingerollte Leiche, die aus dem fünften Stock in einen Müllcontainer fällt, ein Gegenstand in der Brusttasche, der eine Kugel abfängt oder ein eiskalter Spruch, der einen Fummler vertreiben soll. Doch obgleich seiner Skurrilität und seinem eigenwilligen Humor, ist der Film nicht albern, sondern viel mehr eine Krimikomödie auf beträchtlichem Niveau. Vor allem die Grundstory um die Morde ist ausgeklügelter, als man es im Laufe des Films denken würde und die Auflösung kam – zumindest für mich – eher überraschend. Gut, »überraschend« ist etwas rosig ausgedrückt… der Fall stand für mich ohnehin eher im Hintergrund. Ich errate den Mörder meistens sowieso entweder durch Willkür oder gar nicht, da konzentriere ich mich lieber auf den Witz.
Schauspielerisch ist das Ganze auch nicht minder genial. Robert Downey Jr., der Grund für das Anschauen dieses Films, hat keinesfalls enttäuscht und vor allem durch seine Mimik bewiesen, warum er inzwischen einer meiner Lieblingsschauspieler ist. Val Kilmer als schwuler Privatdetektiv war auch erste Sahne – vor allem weil er nicht dieses »Traumschiff Surprise«-schwul verkörperte, sondern einen ganz normalen Mann, der seine sexuelle Ausrichtung nur durch minimale Zeichen vermuten lässt – die meist so minimal sind, dass sie nur auffallen, wenn Harry dazu eine Bemerkung fallen lässt. Michelle Monaghan spielt nicht mal annähernd in der Liga der beiden, aber sie macht ihren Job, passt gut rein und ist auch schön anzusehen – vor allem im Weihnachtskostüm (oder ohne).
Jetzt muss ich natürlich auch noch begründen, warum ich den Film für nicht so überragend halte, wie er teilweise gehandelt wird. Und das fällt doch überraschend schwer. Sein Humor ist wirklich genial, was aber nicht heißt, dass man die ganze Zeit durch lachen muss. Ganz im Gegenteil, ich würde fast sagen, dass man für eine Komödie eher weniger zu lachen hat. Wie oft ich laut lachen musste, kann man an einer Hand abzählen und das Schmunzeln lässt sich mit den Fingern an der zweiten Hand abrechnen. Sicher, der Film ist nicht albern und will es auch nicht sein, aber ich hätte nichts gegen zwei/drei Lacher mehr einzuwenden gehabt.
Und der Grund, warum ich wahrscheinlich bei den ersten beiden Anläufen verfrüht ausgeschaltet habe, ist die Tatsache, dass sich der Film stellenweise etwas zieht, obwohl er gerade mal 99 Minuten ausfüllt. Er wird nicht richtig langweilig, aber ich hatte schon den Eindruck, dass er etwas länger wäre, als er tatsächlich war. So ist es eben immer bei einer Mischung aus einem ernsten Genre und Comedy – wenn einen die Spannung nicht die Fingernägel in den Sessel bohren lässt, muss der Humor dafür sorgen, dass dem Zuschauer nicht langweilig wird. Und wenn der Film aber nicht zu albern werden möchte, muss er darauf verzichten und die Lücke bleibt.
Trotz allem ist der Film wirklich genial und allein wegen der Klischeeparodien, dem sehr eigenwilligen Humor und den fantastischen Hauptdarstellern ist er das Ansehen wert. Ich kann ihn nur empfehlen und bereue es inzwischen, ihn nicht sofort durchgeschaut zu haben.
Naja gut, so reumütig bin ich auch wieder nicht.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 6/10
Effekte: -/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 8/10