Hellboy II – Die goldene Armee Review
Laufzeit: ca. 117 Minuten
Genre: Fantasy-Action
Regie: Guillermo del Toro
Darsteller: Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 16. Oktober 2008
Inhalt:
Nachdem die Legende um die Goldene Armee jahrelang vergessen war, entschließt sich Prinz Nuada nun dafür, die mystische Welt gegen die der Menschen in den Krieg zu führen um ihr Bestehen zu sichern. Nur zu verständlich, dass Hellboy und seine Gefährten dagegen vorgehen.
Kritik:
Ich hatte sehr auf diesen Film gehofft und nach dem gestrigen Kinobesuch musste ich dann aber doch überlegen, ob er mir die 6,20 wert war. Ich hab den
ersten Teil unmittelbar vor dem Losfahren angeschaut und hatte so den direkten Vergleich klar vor Augen und es ist keinesfalls schwer zu erkennen, dass sich die beiden Werke deutlich unterscheiden – trotz gleicher Schauspieler und gleichem Regisseur. Guillermo hat nach »Pans Labyrinth« offensichtlich starkes Gefallen an bizarren Kreaturen und fantasievollen Geschichten entwickelt, die er sofort ins Drehbuch zu Hellboy II einbettete. Wie wirkungsvoll das nun geworden ist, sei dahingestellt, einen ziemlich krassen Kontrast zum
Vorgänger stellt es aber definitiv dar.
Gleich zu Beginn hat mich die Teenager-Fassung von Hellboy leicht verstört – und das nicht nur, weil der Junge die Fratze vom MAD-Magazine hat. Angesichts Hellboys kindischer Charakterzüge sollte diese aufgedrehte, leicht zu begeisternde Art seiner jungen Version wohl passend wirken, tut’s aber irgendwie nicht. Nur gut, dass sich die Vorgeschichte, wie schon im Vorgänger, wieder kurz gehalten hat und es nicht dazu kam, dass er mir auf den Geist gehen konnte. Sehr interessant in eben jener Vorgeschichte fand ich übrigens die Darstellung der vorgelesenen Legende über die Goldene Armee. Diese kleinen, animierten Holzpüppchen machten deutlich, dass es sich um eine sehr alte Legende handelte und man keinerlei Vorstellung davon hatte, wie die Wesen wirklich aussahen, um dann im Verlauf des Films mit den sonderbaren Kostümen verwundern zu können.
Die Hauptgeschichte begann dann direkt in einer gänzlich unerwarteten Form und strotze nur so vor Fantasyelementen – und damit meine ich keine Dimensionstore oder schwarze Magier, wie im ersten Teil, sondern richtige Fantasy mit ungewöhnlichen Kreaturen, die man vielleicht bekommen würde, wenn man Herr der Ringe mit Star Wars mischt. Es hat mich schon etwas verwundert, dass es im Hellboy-Universum plötzlich um ein uraltes, elfenartiges Volk und eine vor Magie triefende Legende geht, aber man wollte ja nicht voreingenommen sein.
Diese Einstellung wandelte sich dann aber zunehmend zu schrumpfender Begeisterung, als die erste halbe Stunde sehr schleppend voranging und Hellboy nicht einen guten Spruch von sich gab zu einem Zeitpunkt, an dem er mich im ersten Teil bereits des Öfteren zum Lachen gebracht hatte. Immerhin wurde aber Abe eine größere Rolle zuteil, was klar zu befürworten ist und auch Liz überzeugt in ihrer selbstbewussteren Rolle als H.B.‘s Lebensgefährtin – diese fürs Umfeld höchst gefährliche Beziehung (bzw. die »besonders schlechten Tage«, wie Abe sie nannte) wurde anfänglich gut dargestellt, gleichzeitig wurde sich damit aber nicht lange aufgehalten. Das kann man sowohl positiv, als auch negativ betrachten, denke ich. Zum einen, hätte man sicher noch mehr daraus machen können (einen ähnlichen Nebenhandlungsstrang wie ich ihn im Review zu »Hellboy« erwähnt habe z.B.), zum anderen soll sich die Handlung ja nicht zu sehr mit Liebesbeziehungen aufhalten, was eher unpassend wäre – wie es in diesem Fall auch irgendwie bei Abe der Fall war.
Auch im weiteren Verlauf kommen nicht wirkliche gescheite Sprüche vom Protagonisten, er schafft es nicht mal mehr sein Lieblingswort »Kacke« überzeugend rüberzubringen. Zwei/drei Mal musste ich dennoch herzhaft lachen, wenn auch u.a. ausgelöst durch unbedeutende Nebenfiguren (das »Baby« auf dem Trollmarkt war einfach göttlich, ebenso Hellboys Kommentar zu Johann Krauss mit »Doppel-S«). Auf die ständige Action des Vorgängers, muss man auch eher verzichten. Es hat den Anschein, als hätte del Toro die Action größtenteils durch pure Fantasy ersetzt, ungeachtet der Tatsache, dass Hellboy eigentlich ein Actionheld ist.
Umso bildgewaltiger ist dieses Stück Filmkunst allerdings geworden, das muss ich zugeben. Die Riesenkreaturen – wenn auch stellenweise wieder mit Tentakeln (*schauder*) ausgestattet – sind sehr eindrucksvoll dargestellt und auch die Schauplätze sind sehr schön mit anzusehen, vor allem die aus der Fantasy-Ecke. Aber nicht nur die Riesenkreaturen sind gut entworfen, vor allem die normalen Abnormalen waren beeindruckend. Wenn ich so darüber nachdenke, erscheint mir die Stelle am Anfang, in der Abe und Manning durchs Hauptquartier an all den Monstern vorbeilaufen, irgendwie aus Men In Black kopiert… und wenn ich mich recht erinnere, lag in einem der vorbeiziehenden Räume auch ein Tentakelmonster auf dem Tisch. Ob del Toro wohl ein Krakentrauma zu verarbeiten hat? Wie dem auch sei, spätestens auf dem Trollmarkt bekommt man dann die volle Ladung fantasiereicher Kreaturen entgegen geschmettert in einer beträchtlichen Vielzahl und Variation. Ich hab zwar gesagt, dass einiges wie aus Herr der Ringe aussieht, anderes wie aus Star Wars und wo ich Men In Black gerade noch erwähnt hab, lassen sich sicher auch ein paar Parallelen finden, aber es gibt auch sehr viele Wesen, die völlig neuartig sind und überraschend gut wirken. Das sind in erster Linie diese großen, dürren Gestalten, meist mit ebenso langen, dürren Fingern und äußerst merkwürdigen Köpfen. Wer »Pans Labyrinth« gesehen und die Fantasy-Figuren daraus noch vor Augen hat, wird den Stil hier definitiv wiedererkennen. Aber selbst erwähntes Elfenvolk war sehr interessant dargestellt. Sie waren nicht etwa bildhübsche, menschenähnliche Wesen mit glänzendem Haar, sondern eher eine veredelte Form von mit dem T-Virus Infizierten im Endstadium vor der Verwandlung zum Zombie: Ungesunde Hautfarbe, deutliche Augenringe und merkwürdige Augen. Und so verhält es sich eigentlich mit allen Fantasy-Figuren, die in diesem Film auftauchen; sie sind sehr schön und ideenreich gestaltet und machen den größten Teil dessen aus, was den Film ausmacht.
Ich habe zwar auch gesagt, dass die Action durch Fantasy ersetzt wurde, was aber natürlich nicht heißt, dass es keine mehr gibt. Im Gegenteil, es gibt sogar einige sehr spannende Kämpfe, die wirklich schön mit anzusehen sind. Sei es der Kampf gegen den Waldelementar oder die finale Schlacht auf den sehr gut passenden Zahnrädern.
Ein sehr bildgewaltiger Film, der vor allem durch seine Optik in jeglicher Hinsicht schwer überzeugt, gleichzeitig aber Kürzungen in den Bereichen Action und – was mehr als schade ist – Humor verzeichnen muss. Man braucht nicht lange um zu merken, dass zwischen den beiden Teilen eine riesige Stillücke klafft (was mich angesichts desselben Regisseurs doch sehr verwundert) und auch wenn man beide Teile hintereinander schaut, fällt es einem schwer so einen Anschluss zu finden.
Trotz allem ist die Story deutlich im Niveau gestiegen – auch wenn eine derartig fantasylastige Geschichte, meiner Meinung nach nicht so Recht zu Hellboy passen will (mögen mich vielleicht die Comics vom Gegenteil überzeugen) und die neuen Figuren sind wieder ebenso interessant wie sympathisch – vor allem Hellboys neuer Vorgesetzter Johann Krauss (mit »Doppel-s«

).
Als Film an sich würde er also, wie es so häufig der Fall ist, erheblich besser abschneiden, als unter den Gesichtspunkten einer Fortsetzung. Gut ist er aber allemal, auch wenn er gerade die Punkte eingebüßt hat, die den
ersten Teil ausgemacht haben.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 6/10 (deutlich intelligenter als der des Vorgängers, aber irgendwie unpassend)
Effekte: 9/10 (bildgewaltiger Fantasy-Film)
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10 (hat leider die für einen Hellboy wichtigsten Punkte, Humor und Action, zu sehr verloren)