Bartimäus – Die Pforte des Magiers Review

 

Autorin: Jonathan Stroud

Verlag: cbj

Erscheinungsdatum: 17. September 2007 (Trilogie-Box)

Gelesen auf: Deutsch

 

Inhalt:

Nathanel, oder viel mehr John Mandrake, ist inzwischen Informationsminister, einer der einflussreichsten Politiker des Landes und gehört zu den engsten Vertrauten des Premierministers. Das britische Reich an sich, ist jedoch stark geschwächt. Der Krieg in Amerika zehrt an den Kräften der Regierung und an der Geduld der Gewöhnlichen, die zu allem Überfluss auch noch Abwehrkräfte en masse entwickeln und Aufstände anzetteln. Doch die größte Gefahr solle noch bevorstehen…

 

Kritik:

Ich bin zugegebenermaßen etwas enttäuscht. Aber wirklich nur etwas. Auch wenn der dritte und letzte Band von Bartimäus sich noch mal storytechnisch weiterentwickelt, büßt er gleichzeitig wieder etwas vom geliebten Humor ein – und das ist schließlich nach wie vor das, was Strouds Werke ausmacht.

Die Story ist durchaus gelungen und bietet ein würdiges Finale. Die Geschehnisse aus den ersten beiden Bändern fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen und stellen mehr oder minder starken Bezug zueinander auf. Man sieht, worauf der Autor die ganze Zeit über hinauslief und ab und zu bewirkt er damit beim Leser den begreifenden »Ahh!«-Effekt. Über das schnelle Ende lässt sich zugegebenermaßen streiten. Mein erster Eindruck war einfach nur: »Hm?«

Ja, in der Tat nicht mehr und nicht weniger. So sehr ich Bartimäus auch mag, die Bücher sind bei weitem nicht gut genug, damit die Figuren einem so ans Herz wachsen, wie es bei »Harry Potter« oder »Der Dunkle Turm« gegeben ist. Sicher, man hat auch vier Bände weniger als bei den genannten, aber dennoch sind die Figuren einfach nicht tiefgründig genug. Überhaupt ist der Erzählstil ja nicht gerade meisterhaft und darunter haben u.a. auch die Charaktere zu leiden, die teilweise etwas klischeebehaftet sind, teilweise einfach oberflächlich. Wirklich gelungen ist wirklich nur Bartimäus, der mit seinem frechen Mundwerk, den prahlerischen Erinnerungen und dem ständigen Sarkasmus einen ganz eigenen Charakter hat. Nathanel, der über die drei Bänder zunehmend abgestumpft ist und sich seinem Umfeld in der Regierung perfekt angepasst hat, kann man kaum mehr abgewinnen, als in den Vorgängern. Zum Ende hin bekommt der Zauberer noch einige zusätzliche Ebenen an Charakterzügen, aber die sind weder überraschend noch sonderlich umwerfend. Selbiges gilt für Kitty, die überhaupt ganz plump gezeichnet ist. Und sieht man vielleicht noch von Faquarl ab, waren das auch schon die ganzen Figuren, bei denen sich einigermaßen bemüht wurde sie tiefgründiger zu machen. Kein Vergleich zu einer unaufhörlichen Reihe wie Harry, Ron, Hermine, Dumbledore, Hagrid, Draco, Sirius, usw.

Und da eben weder Figuren noch Erzählstil sonderlich umwerfend sind, bleibt nur auf den gewohnten Humor zu setzen, der hier aber mehr als viel zu kurz kommt. Ich habe natürlich wieder einige Male lachen müssen, aber viele Gags, sofern denn überhaupt welche vorkamen, lösten nicht mal eine Muskelzuckung im Gesicht aus, die man als Lächeln hätte deuten können. Natürlich ist es meistens so, dass es zum Ende hin, wenn es ernster wird und die Story sich ballt etwas an Humor fehlt, aber nachdem »Das Auge des Golem« in dieser Hinsicht schon Defizite aufwies, hab ich mir wenigstens erhofft, dass dieses Niveau beibehalten würde. Aber nein, es war vergleichsweise kaum amüsanter als jedes andere respektable Buch mit einigermaßen komischen Figuren. Dennoch, um nicht zu negativ zu klingen, möchte ich noch mal anmerken, dass ich definitiv einige Male nicht schlecht lachen musste – auch wenn es kein Vergleich zu »Das Amulett von Samarkand« war.

Bartimäus ist also eine Buchreihe, die ihre Qualität fast ausschließlich auf dem Humor aufbaut (gegebenfalls noch durch die Ideen, nicht aber durch die Umsetzung) und mit dessen Abnahme auch an Niveau verliert. Auch der dritte Band ist wieder unterhaltsam, mehr aber leider nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir lange im Gedächtnis bleibt und so lange wie ich für das Durchlesen gebraucht habe (bei mangelndem Interesse soll das vorkommen), werde ich es wohl auch nicht allzu schnell wieder zur Hand nehmen.

 

Bewertung:

Schreibstil / Lesefluss: 6/10

Figuren: 4/10

Spannung: 5/10

Ideenreichtum: 6/10

Cover / Umschlag: 8/10 (der immergleiche Wasserspeiher ist nicht sonderlich originell, aber rot wirkt)

Gesamt: 6/10