James Bond 007: Ein Quantum Trost Review
Laufzeit: ca. 105 Minuten
Genre: Actionthriller
Regie: Marc Foster
Darsteller: Daniel Craig, Mathieu Amalric, Olga Kurylenko
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 6. November 2008
Inhalt:
MI6-Agent James Bond sucht nach den Hintermännern der Organisation, die seine Geliebte in den Tod trieb. Seine Mission führt ihn rund um den Globus und neben dem skrupellosen Geschäftsmann Greene muss Bond auch noch gegen Misstrauen in den eigenen Reihen ankämpfen.
Kritik:
Wie der Titel ist auch der Film: stinklangweilig. Gut, ich übertreibe aufgrund meiner Voreingenommenheit, aber auch selbst ohne könnte ich dem Film keine sonderlich gute Wertung geben. Er ist ein akzeptabler Actionstreifen, aber nichts, dass den Titel »James Bond 007« auch nur annähernd verdienen würde. Gut, auch der Vorgänger »Casino Royale« hat dies nicht verdient, aber »Ein Quantum Trost« ist noch deutlich weniger wert. Wenn er wenigstens den ein oder anderen genialen Gag gehabt hätte, wie im Vorgänger »weiter rechts!«, wäre ich ja schon zufrieden gewesen, aber abgesehen von ein paar lässigen Sprüchen, die meistens nicht mal sehr amüsant waren, herrschte totale Flaute.
Aber beginnen wir direkt mit dem Anfang. Eine Verfolgungsjagd im schicken Auto. Es folgen übrigens noch eine Verfolgungsjagd zu Fuß, eine im Boot und eine im Flugzeug. Für Fahrrad, Schlitten und Pogo Sticks hat die Zeit wohl nicht mehr gereicht, sonst hätten sie das sicherlich auch noch mit eingebaut. Das direkte Einsetzen in die Action hat nicht überrascht, da angesichts der für einen Bond doch recht knappen Laufzeit, musste Action einfach die zentrale Rolle spielen. Viel störender war aber die Regie. Hektische Schnitte, schneller als das Auge mitkommen könnte, haben bei mir schon direkt ein entnervtes Augenrollen ausgelöst. Ich dachte mir, gut, es ist eine rasante Verfolgungsjagd, wahrscheinlich hielt man es für nötig, die Regie ebenso rasant darzustellen. Als dieser Faktor in einer kommenden Kampfszene dann aber erneut einsetzte – noch viel übertriebener – habe ich mich nur noch gefragt, ob der Regisseur beim Publikum Kreislaufkollaps auslösen wollte. Überhaupt ist die Regie nicht wirklich überzeugend. Selbst die stilistisch gut gemeinte, absolute Stille während einer Schießerei verfehlte ihren Zweck und wirkte ziemlich fehl am Platz, passt einfach nicht ins Gesamtbild hinein.
Ganz anders da das Drehbuch. Der Plot ist intelligent und hat eine nachvollziehbare Grundidee, auf der relativ gut aufgebaut wird. Etwas lästig sind die ständigen Schauplatzwechsel, bei denen Bond immer wieder von Land zu Land springt (mit eingeblendeter Schrift bei jedem Wechsel, der den neuen Ort benennt in einem ganz eigenen, passenden Stil – was sollte das denn bitte? Das sind keine Kapitel in einem Videospiel, sondern lediglich gewöhnliche Schauplatzwechsel – worum der Trubel?), das Misstrauen seitens M und dem MI6 ihm gegenüber hätte deutlich breiter ausfallen müssen (»schränken Sie Bonds Bewegungsfreiheit ein!« »Ich will Bond!« »Er ist mein Agent und ich vertraue ihm.« - Ahja, undefinierter Sinneswandel vom Feinsten), der Schurke hätte interessanter gezeichnet werden können und natürlich hätte der Film erheblich mehr Witz vertragen. Ich will nicht bestreiten, dass im Kinosaal immer mal wieder Leute lachen mussten, aber der ganz große Brüller, wie ich ihn mir bei genannter Szene in »Casino Royale« vorstelle, war nicht dabei. Ein 007 ist keine Komödie, das ist mir klar, aber da Daniel Craig als Bond nicht genug Charme hat, sollte das doch mit Witz ausgeglichen werden.
Wo wir auch schon bei den Schauspielern wären. Ich mache gar keinen großen Hehl darum, dass ich Craig als Bond Darsteller für eine Fehlbesetzung halte. Ich habe diese Einstellung bereits vor »Casino Royale« vertreten, danach und auch jetzt weiterhin. Er ist kein schlechter Schauspieler, keineswegs, aber ihm fehlt einfach das gewisse Etwas, dass es zu einem richtigen Bond brauch, was zumindest Moore und Brosnan hatten. Eine Sache der Ausstrahlung, würde ich das benennen. Vom Bond-Girl bekommt man nicht viel zu sehen (Bond bekommt übrigens auch nicht viel von ihr zu sehen – sind etwa seine Kronjuwelen noch aus dem Vorgänger beeinträchtigt?), auch wenn es wieder mal ein ziemlich hübscher No-Name-Star ist, der schon bald wieder in der Verfilmung von »Max Payne« zu bewundern sein wird. Ansonsten wird auch bei allen anderen ein gewisses Niveau gehalten, das man von Bond-Filmen bereits gewohnt ist, wobei ich mir einen deutlich… besonderen Schurken gewünscht hätte. Keine weiße Katze auf dem Schoß, die er ständig streichelt, keine Goldbesessenheit, keine Bluttränen, ja nicht mal eine zerlegbare Pistole – Greene ist kein Bond-Schurke sondern ein gewöhnlicher, skrupelloser Gegenspieler, der in jedem halbwegs passablen Thriller vorkommt.
Ich will nicht bestreiten, dass ein Stilwechsel einer Filmreihe nicht gut tun könnte. Wie zuletzt am deutlichsten bei »The Dark Knight« zu sehen, kann das einen über alle Maße positiven Effekt haben, auch wenn man einige elementare Dinge abändert. Aber einfach alles aus einem Film rauszunehmen, für das der Film steht, halte ich nicht für angebracht. Bond hat keine coolen technischen Spielereien mehr (abgesehen von dem gewöhnlichen High-Tech-Spionage-Kram, den es auch in jedem zweitklassigen Film des Genres gibt), er versprüht nicht den Charme, der seine Figur ausgezeichnet hat und jetzt hat er nicht mal mehr einen markanten Gegenspieler? Lächerlich.
Zudem scheint »Ein Quantum Trost« lediglich ein Bindeglied in der zusammenhängenden Geschichte darzustellen. Die Geschichte fördert im Grunde genommen absolut nichts Wichtiges oder Interessantes zu Tage, abgesehen von der Tatsache, dass die Grundlage für folgende Filme gelegt wird (Craig hat ja bereits für zwei weitere Bond-Filme unterschrieben). Eine Geheimorganisation mit Mitgliedern in hohen politischen Ämtern, die den Geheimdiensten der Welt weit voraus sind… an sich eine interessante Idee, aber nur um diesen Grundstein zu legen, hätte man keinen Film machen müssen. Wenn man schon mit so etwas anfängt, dann soll man auch direkt darauf eingehen und nicht ein nutzloses Bindeglied schaffen, dass im Nachhinein wohl so gut wie keine Bedeutung mehr haben wird.
An den Effekten ist natürlich absolut nichts auszusetzen, die sind alle einwandfrei, genau wie die Optik im Allgemeinen. Es ist einzig der Inhalt, der diesen Film verdirbt und von einem spannenden Bond zu einem schleppenden, gewöhnlichen Actionthriller macht. Es ist ähnlich wie bei »Stirb Langsam 4.0«, der zwar den Titel trägt, aber nichts mehr von dem hat, was den Titel ausmacht. Mal davon abgesehen, dass 4.0 noch köstlich unterhalten konnte und einen nicht ganz so herben Stilwechsel vollführt. Sicher sollte man das ganze Stil-Ding nicht nur auf »Ein Quantum Trost« abwälzen, da »Casino Royale« bereits die Schritte in die – meiner Meinung nach – falsche Richtung gegangen ist, aber mit diesem Film hat die Reihe den Punkt erreicht, an der ihr der Titel zweifellos aberkannt werden sollte.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (ein wertloser Schurke und ein Bond ohne Charme)
Plot: 5/10 (intelligente Story, das war’s auch schon)
Effekte: 10/10 (das Budget macht sich bemerkbar)
Anspruch: 4/10 (wenn man seinen Augen das zumuten möchte, muss man bei den rasanten Schnitten schon sehr gut aufpassen um zu realisieren, was gerade vor sich geht)
Gesamteindruck: 5/10 (mit Voreingenommenheit, möchte ich fairerweise hinzufügen)