Inception Review
Laufzeit: ca. 148 Minuten
Genre: Sci-Fi-Thriller
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Ken Watanabe
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 29. Juli 2010
Inhalt:
Cobb und sein Team haben eine besondere Begabung: Sie können in die Träume anderer Menschen und somit in deren Unterbewusstsein eindringen um dort beispielsweise wichtige Informationen zu stehlen. Eines ihrer Opfer jedoch erwischt sie und unterbreitet ihnen ein verlockendes Angebot – allerdings geht es dieses Mal nicht darum, etwas aus einem menschlichen Geist zu stehlen, sondern etwas dort einzupflanzen. Unmöglich, wie viele behaupten, doch Cobb ist sich sicher, dass es mit einer Traum-im-Traum-Technik durchaus möglich ist und er geht das Risiko ein…
Kritik:
»Hätte nicht jemand vom Strand träumen können?«
…
…
…
Sorry, aber ich bin immer noch ein wenig sprachlos. Aktuell die # 3 in der Top250 von imdb?! Ich geb ohnehin nicht sehr viel auf dieses Ranking, weil ich mit vielen der Spitzenreiter absolut nicht einverstanden bin (allen voran »Der Pate«), aber Platz 3? Ich meine, der Film ist gut und so, aber das hat er beim besten Willen nicht verdient…
Die Story ist zumindest ganz große Klasse. Ich steh ja ohnehin auf solche verwirrenden, verworrenen Filme, bei denen man richtig nachdenken muss und am Ende vielleicht immer noch nicht durchblickt und durch die bisherigen Stimmen und ersten Parodien auf den Film war anzunehmen, dass »Inception« zu genau dieser Art von Filmen gehört. Direkt die ersten fünf bis zehn Minuten bestätigten das auch gleich und es war durchaus kein einsteigerfreundlicher Beginn mit all seinen verschiedenen, scheinbar überhaupt nicht zusammenhängenden Szenen mit fraglicher Handlung. Erst langsam klärte sich dann auf, worum es eigentlich ging, was die Hauptfiguren da trieben und worum sich auch der Film drehte: Das Bewegen und Konstruieren von Träumen um in den Geist eines Menschen einzudringen. An sich eine tolle Idee und sie enthält auch Unmengen genialer Einfälle, die man ruhig in einen
»Nightmare on Elm Street« hätte einbauen sollen…
Cineasten wie meinereiner sind allerdings mit solchen fordernden Filmen vertraut (man denke an »Memento«) und allein durch den Erfahrungswert formten sich bereits die ersten Spekulationen über das Ende, als man endlich in die Handlung hineingefunden hatte. Das wird sicher so aussehen, mit dem wird sicher das passieren und dann stellt sich sicher das heraus… Glücklicherweise kann ich sagen, dass keine meiner Mutmaßungen so wirklich eintraf und das Ende einfach nur ein brillanter Meisterstreich ist. Einige werden sich davon sicherlich verarscht fühlen und den Film aufgrund dessen verachten, einige, die sicher auch das Ende von »Der Dunkle Turm« von Stephen King unbefriedigend finden würden – Leute ohne Sinn für hohe Kunst, ohne Fantasie. Das sind dann wahrscheinlich auch die Leute, die sich während des Films eher langweilen.
Direkt gelangweilt habe ich mich zwar nicht, aber ich muss doch schon sagen, dass die ersten 45 bis 60 Minuten etwas schleppend vorangingen. Sicher, ein Film mit einer derartig komplexen Handlung muss gut erklärt werden, damit er überhaupt irgendwo einen Sinn ergibt und immerhin wurde diese Phase mit ein paar sehr schönen, beeindruckenden Bildern unterlegt, aber dennoch… ich sag mal, dass ich die gelangweilten Gemüter bis dahin ein wenig verstehen kann. Wenn ich ihn das nächste Mal sehen werde und bereits alles so weit weiß, dass ich die Erklärungen gar nicht mehr benötige, dann wird mich die erste Hälfte wohl auch ein wenig ermüden…
Umso stärker ist allerdings die zweite Hälfte. Lange hat mich keine Geschichte auf der Leinwand mehr so mitgerissen wie diese, ich habe mitgefiebert und saß quasi steif vor Spannung in meinem Kinosessel, es war wunderbar! Natürlich bleibt es auch bis zur letzten Einstellungen monströs spannend und aufregend, es gibt ein paar Überraschungen und haufenweise toller, beeindruckender Szenen…
… die meinem neuen Lieblingsregisseur Christopher Nolan zu verdanken sind, den man spätestens seit
»The Dark Knight« kennen muss. Er führt eine tolle Regie und hat ein paar umwerfende Szenen geschaffen, vor allem hinsichtlich der Slow-Motion-Technik in zahlreichen Szenen oder auch, mein Favorit, die Kampfszenen in dem rotierenden, bzw. schwerelosen Hotelflur – famos! Große Bilder, die einem
»The Dark Knight« ebenbürtig sind.
Auch schauspielerisch steht der Streifen der Batman Verfilmung in nichts nach, nicht zuletzt, weil einige Darsteller gleich übernommen wurden (Alfred oder Scarecrow), in erster Linie aber aufgrund von Leonardo DiCaprio. In »Titanic« oder »Romeo & Julia« habe ich ihn gehasst, aber seit er mit dem Bart quasi ein neues Image hat, seit »Departed«, seit »Blood Diamond« bin ich einfach Fan von diesem großartigen Darsteller und auch hier zeigt er wieder, dass er es verdient ganz vorne mitzuspielen… langsam aber sicher traue ich ihm auch tatsächlich den Riddler in der nächsten Batman Verfilmung zu, für die er im Gespräch ist.
Auch seine jungen Kollegen, obgleich weit weniger berühmt immer noch irgendwie mit Erkennungswert behaftet, überzeugen auf voller Linie und sind allesamt sofort sympathisch. Joseph Gordon-Levitt wirkt allerdings wohl nur so bekannt, weil er verblüffende Ähnlichkeit zu Heath Ledger aufweist (und spätestens nach diesem Film würde es mich keineswegs stören, wenn er die Rolle des Jokers in den kommenden Batman-Filmen übernehmen würde). Mein Favorit neben Leo, Tom Hardy, kam mir im Nachhinein allerdings auch nur bekannt vor, weil er ebenso verblüffende Ähnlichkeit mit Logan Marshall-Green aufweist, dem Darsteller von Trey aus »O.C., California«. Verdammt, was sehen die denn alle gleich aus?!
Immerhin Ken Watanabe habe ich erkannt und sogar als ihn selbst! Ich habe ihn zwar nicht auf Anhieb und ohne Hilfe mit seinen Rollen in
»Last Samurai« und
»Batman Begins« (oh, schon wieder Batman, huh?) in Verbindung gebracht, aber das tut auch nichts zur Sache. Entweder man hat ein fotografisches Gedächtnis oder man hat eines, das so dicht ist wie eine drei Meter dicke Betonwand mit vier Meter dicken Löchern…
Ellen Page hingegen sagte mir gar nichts, auch wenn ich sie wohl in »X-Men 3: Der letzte Widerstand« gesehen haben muss… sie störte mich ehrlich gesagt auch noch am ehesten, da sie irgendwie viel zu jung wirkte in der Runde von doch etwas reiferen Männern… überhaupt wirkte sie sehr jung, ich hätte sie auch niemals drei Jahre älter eingeschätzt als mich. Aber immerhin spielt sie auch eine Studentin, also irgendwo hat das wohl schon seine Richtigkeit.
Effekttechnisch, wie gesagt und erwartet, ganz groß und recht beeindruckend, auch wenn ich mir das Ganze anhand des Trailers doch irgendwie anders vorgestellt habe. Vor allem die Szene mit der knickenden Stadt hatte sich mir ins Gedächtnis eingebrannt und ich hatte sie in Verbindung mit ordentlicher Action erwartet, woraus dann aber doch eher nichts wurde… als Wiedergutmachung gab’s aber immerhin weitere glorreiche Bilder, die mich zu vertrösten wussten.
Alles in allem ein toller Film, eben etwas schleppend zu Beginn, dafür umso nervenaufreibender zur zweiten Halbzeit hin, mit ebenso großartiger Besetzung vor wie hinter der Kamera, super Bildern, einer wunderbar durchdachten, anspruchsvollen Story mit genialem, passendem Ende und und und… und dennoch kann ich nach den ganzen Lobeshymnen absolut kein Verständnis für die Platzierung in der Top250 von imdb aufbringen. Sicher, der Film hatte was, aber in meinen Augen hatte er nicht genug Nachhaltigkeit. Ich bin zwar immer noch angetan von ihm, aber er verstreicht bereits in meinem Gedächtnis. Um nicht wieder ein neues Beispiel aufzugreifen:
»The Dark Knight« habe ich noch nach Tagen immer wieder rekapituliert, zitiert und was nicht alles, der ist einfach mit so zahlreichen Momenten im Kopf geblieben, mit so großartigen Figuren wie dem Joker oder TwoFace, mit so tollen Momenten in der Story wie dem Gegeneinanderausspielen der beiden Schiffe im Hafen, wie die markante Szene mit dem Joker auf der Straße, als Batman auf seinem Bike auf ihn zugefahren kommt… ich könnte unentwegt weiter rekapitulieren, doch wenn ich »Inception« in den direkten Vergleich mit einbeziehe, geht mir kaum eine Szene auf, die ähnliches in mir auslöst oder auch nur eine, die wirklich dieses Niveau trägt.
Guter Film, ja, durchaus auch beeindruckend in diversen Hinsichten, aber keinesfalls der Welterfolg des Jahrzehnts, für den ihn einige offenbar halten. Ich persönlich würde ihn nicht mal in die Top25 lassen.
Aber Leute mit Geschmack haben ja nichts zu sagen.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 9/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 7/10
Gesamteindruck: 8/10