Immortal – New York 2095: Die Rückkehr der Götter Review
Laufzeit: ca. 103 Minuten
Genre: Sci-Fi / Animation
Regie: Enki Bilal
Darsteller: Linda Hardy, Thomas Kretschmann
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 26. Mai 2005
Inhalt:
Über dem New York im Jahre 2095 schwebt eine alte, ägyptische Pyramide. Ohne, dass es jemand ahnen könnte, leben darin die antiken ägyptischen Götter und es gibt auch einen Grund dafür, warum die Pyramide wieder aufgetaucht ist: Gott Horus‘ Unsterblichkeit vergeht in sieben Tagen und er muss in dieser Zeit noch einen Nachkommen zeugen. Infrage dafür kommt offenbar nur eine bestimmte Frau, halb Mensch, halb Mutant und zu allem Überfluss brauch Horus für den Geschlechtsakt auch noch einen Wirt…
Kritik:
»Ein nackter Mann mit einem Vogelkopf!«
»Star Wars mit Sex und Fantasy« schrieb die BILD. »Bullshit« kommentiere ich das. Der Film hat absolut nicht das geringste mit »Star Wars« zu tun, die futuristische Stadt mit den fliegenden Autos erinnert allerhöchstens an »Das fünfte Element«, es gibt ganze zwei kurze Sexszenen und Fantasy? Die Götter? Soll ich jetzt lachen?
Ich habe den Film damals gekauft, weil er für einen Spottpreis verschleudert wurde und dafür eine großartige Verpackung hatte. Dicke Schiebebox mit Doppel-DVD und holographischem Cover. Bei mir werden DVDs schließlich in Zentimetern gerechnet hinsichtlich des Platzes, den sie in meinem Regal einnehmen. Und mehr Zentimeter sieht natürlich auch nach mehr aus.
Zum Film selbst… ich weiß nicht recht, wie ich ihn bewerten soll. Also, ich weiß schon, dass ich ihn scheiße finde, aber ich frage mich immer noch, ob die Machart eine Kunstform ist. Das Komische an dem Film ist nämlich, dass es sich im Grunde um einen Animationsfilm handelt, dass es aber dennoch richtige Darsteller darin gibt. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich mich vielleicht verguckt hatte, aber nach einigen Minuten war wirklich klar, dass es keine schlechten und guten Animationen gab, sondern, dass die „guten“ tatsächlich richtige Schauspieler waren, die in einer computeranimierten Welt mit zum Großteil computeranimierten anderen Menschen agierten. Es ist sehr bizarr auf der einen Seite eine Handvoll richtiger Darsteller zu haben und auf der anderen Seite ziemlich schlecht animierte Figuren, die in den Film eingebracht sind, als wären sie ganz normale Schauspieler an der Seite der richtigen.
Die Animation ist ja nicht an sich schlecht, die Stadt und die Fahrzeuge, im Grunde alles nicht Lebendige sieht wirklich großartig aus, aber wenn es darum geht Lebewesen zu animieren, in erster Linie Menschen, hakt es deutlich. Die Gestalten wirken fast schon amateurhaft zusammengebastelt und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sie zu einem Stand der Technik zuschreiben, den man aus frühen PS2-Spielen kennt – und zwar nicht aus deren Zwischensequenzen, sondern aus dem herkömmlichen Spielgeschehen. Auch die Darsteller sind nicht immer einwandfrei in die digitale Umgebung eingearbeitet, so merkt man an einigen Stellen ziemlich deutlich, was in Wirklichkeit vor sich geht.
Schauspielerisch ist das Ganze Durchschnitt. Wie gesagt, gibt es lediglich eine Handvoll richtiger Darsteller in dem Streifen und die haben zweifelsohne nicht die anspruchsvollsten Rollen zu spielen. Hauptdarstellerin Linda Hardy hat im Grunde nur eine Mimik, da sie eine sehr ähnliche Rolle wie Mila Jovovich in »Das fünfte Element« übernimmt und der einzig weitere, nennenswerte Darsteller, Thomas Kretschmann, überzeugt auch nicht unbedingt mit nachhaltiger Wirkung. Überrascht an ihm hat mich allerdings nicht nur, dass er ein Deutscher ist, sondern auch, dass er bereits in durchaus namhaften Filmen mit durchaus nicht sehr kleinen Rollen mitgewirkt hat, u.a.
»Resident Evil: Apocalypse«, »Blade II«, »King Kong«,
»Wanted« oder »Zweiohrküken«. Offenbar kann aus deutschen Darstellern doch etwas werden. Auf der anderen Seite ist er mir in keinem der Filme explizit aufgefallen und ich habe sein Gesicht auch jetzt schon wieder vergessen, ergo festigt er meinen Standpunkt zu deutschen Darstellern im Enddefekt doch nur noch mehr.
Auch die anderen, animierten Figuren sind nicht sonderlich interessant. Anubis und Bastet, die antiken ägyptischen Götter, die Monopoly und sich mit anderen Brettspielen die Zeit vertreiben, haben ihre amüsanten Szenen (im Grunde nur die mit Monopoly), Horus stößt allein durch seine miese Animation schon sauer auf, hat aber auch keinen sehr markanten Charakter. Einzig interessant sind noch einigermaßen der Inspektor und der mysteriöse John, aber beide spielen keine allzu relevante Rolle und somit gehen sie im allgemein unzureichenden Kanon des Films unter.
Nicht nur, dass meine Meinung über deutsche Darsteller gestärkt wird, so kann ich auch einen weiteren Punkt auf die Liste von Dingen setzen, die ich an Frankreich nicht ausstehen kann, denn dieser Film stammt von unseren werten, so ätzend sprechenden Nachbarn. Die Animation ist unzureichend, das Zusammenspiel von animierten und realen Darstellern wirkt nicht nur bizarr sondern ist ebenfalls schlecht umgesetzt und somit ist das Einzige, das wirklich gut aussieht, die Stadt und die Fahrzeuge. Ich kann mir gut vorstellen, dass die utopische Geschichte mit ihren seltsam designten Figuren als Anime sogar recht gut funktioniert hätte, denn aus dem Genre kennt man ähnliche Szenarien bereits und auch, wenn ich kein Fan von ihnen bin, wären sie doch sicher erträglicher anzusehen als dieses Werk – mal davon abgesehen, dass Japaner erheblich besser mit dem Umsetzen von Sex und Gewalt umgehen können, wie auch immer das zustande kommt.
Meiner Meinung nach war der Film Zeitverschwendung und das einzig Gute an ihm sind die zusätzlichen Zentimeter, die er in meinem Regal ausfüllt.
Bewertung:
Darsteller: 5/10
Plot: 5/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 3/10