Der Unglaubliche Hulk Review
Laufzeit: ca. 112 Minuten
Genre: Fantasyaction
Regie: Louis Leterrier
Darsteller: Edward Norton, Liv Tyler, William Hurt, Tim Roth
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 10. Juli 2008
Inhalt:
Bei einem misslungenen Experiment mit Gammastrahlen wurde Bruce Banner zum Hulk. Auf der Flucht vor dem Militär und aus Angst, seine geliebten Mitmenschen erneut zu verletzen flüchtet er ins Exil. Ein unglücklicher Zufall führt allerdings dazu, dass er gefunden wird und erneut flüchten muss – dieses Mal allerdings um endgültige Heilung zu suchen.
Kritik:
Also ich hab mit viel gerechnet, aber damit definitiv nicht. Ich habe im Grunde genommen ausschließlich Schlechtes über den Film gelesen, was aber alles Unsinn war – er ist auf jeden Fall ziemlich gut! Als wenn Edward Norton sonst mitgespielt hätte.
Ich war nie Fan vom Hulk, um ehrlich zu sein fand ich ihn schon immer ziemlich bescheiden (und hässlich!), in den Comics, der Zeichentrickserie und der grottige »Hulk« Film mit Eric Bana (ganz schlechter Wortwitz auf die gespielte Figur Banner…) hat es auch nicht unbedingt besser gemacht. Daher habe ich mir auch nicht viel aus diesem Streifen gemacht, aber den Umstand, dass Norton darin mitspielte, hat er es zu verdanken angeschaut worden zu sein – und ich danke Norton meinerseits dafür!
Wie unschwer herauszulesen sein dürfte, mag ich den Film also. Norton passt hervorragend in die Rolle von Bruce Banner und spielt sie einwandfrei, genauso wie Liv Tyler und William Hurt (den ich zuletzt überzeugend in
»A History Of Violence« sehen durfte). Ich war auch ziemlich gespannt auf Tim Roth, den ich lediglich aus »Reservoir Dogs« kannte und um dessen Existenz ich bereits vergessen hatte. Wenn ich mir seinen Eintrag in der IMDb jetzt allerdings anschaue, hat er offensichtlich doch schon öfter in Filmen mitgespielt, die ich bereits gesehen habe – offensichtlich aber erheblich unscheinbarer. Daher gehe ich auch einfach mal davon aus, dass Blonsky nach Mr. Orange seine erste nennenswerte Rolle ist – für mich ist sie es immerhin. Nun, er hat seinen Zweck erfüllt, aber etwas Besonderes war er definitiv nicht. Er war nicht der ultimative Bösewicht der Filmgeschichte (auch nicht in mutierter Form) und er wird auch schnell wieder vergessen sein – wer den Film und damit auch ihn mit freiem Oberkörper gesehen hat, könnte es sogar verdrängen wollen.
»King Of Queens«-Schauer werden sicher auch den Gastauftritt von Lou Ferrigno amüsant finden.
Auch die Story hat mich sehr überrascht. Im Gegensatz zum anderen »Hulk« Film, gibt es hier quasi keine Vorgeschichte. Das misslungene Experiment wird in ein paar wenigen unkommentierten Bildern während des Intros gezeigt und ist somit auch direkt abgehandelt – der Film steigt also geraume Zeit nach Bruce Banners Verwandlung ein, während er sich bereits im Exil befindet. Zunächst war ich skeptisch deswegen, das war aber lediglich die Überraschung. Rückblickend kann ich mich nur für diese Art der Darlegung aussprechen – der Film war lang genug. Die 112 Minuten sind gut ausgestopft und machen wirklich Spaß, triefen nur so vor Spannung und genialen Effekten. Explosionen, Schießereien im ganz großen Stil aber allen voran natürlich der Hulk. Er sieht genauso aus wie der im früheren Film, ist also genauso hässlich mit den winzigen Knopfaugen in diesem riesigen, grünen Kopf, aber ist weit erfolgreicher dargestellt. Alle Bewegungen und jede Faser seines Körpers sind einwandfrei animiert und vermitteln keinesfalls den Eindruck von halbherzigen Effekten. Besonders deutlich wird das im Endkampf der beiden Hulks, der ein wahres Effekt-Highlight und eine Augenweide ist.
Auch die Regie hat mir sehr zugesagt, allen voran die ersten Auftritte der jeweiligen Hulks. Dieses Geheimnisvolle, das Unheil im Schatten vermittelte einfach eine tolle Atmosphäre und machte den Film viel hochwertiger, als wenn man Banner mutieren sehen würde und er einfach rumläuft und alles kurz und klein schlägt. Hier sieht man zunächst nur, wie seine Gegner in die Schatten gezogen werden und anschließend durch eine ganze Lagerhalle fliegen. Noch besser war der Auftritt des bösen Hulks, der mich stark an »Cloverfield« erinnert hat – nur ohne nervige Wackelkamera. Die Kamera filmt die langen, leeren Straßen, an der Kreuzung in der Ferne sieht man Autos fliegen, Feuer, Explosionen, panische Menschen – exzellent dargestellt, wenn man mich fragt. Überhaupt verzichtete der Film ganz auf Humor, anders als bei »Iron Man« z.B., und setzte voll auf Ernsthaftigkeit (sofern das mit einer gigantischen grünen Hauptfigur möglich war).
Im Grunde genommen haben mich nur sehr wenige Dinge gestört, die in erster Linie mit Hulks Wesen zusammenhängen. Das Grauenhafteste, und das mein ich buchstäblich, war der »Hulk Smash«. Ich meine, der grüne Muskelprotz verliert so gut wie kein Wort (während der andere Hulk nach Herzenslust quatschen kann…) über den ganzen Film, nicht mal wenn er Betty gegenüber menschliche Züge annimmt, und dann haut er auf den Boden und ruft »Hulk Smash«?! Was haben sich die Autoren dabei nur gedacht? Das darf man höchstens in den kommenden DragonBall Film einbauen, aber doch bitte nicht hier rein. Die jämmerlichen zwei Worte haben mich doch allen Ernstes kurz aus dem grandiosen Endkampf geschleudert.
Der zweite Punkt wäre genau dieser Endkampf. Ich bin ja froh, dass MARVEL die Filme jetzt selbst in die Hand nimmt und Crossover möglich macht (ich habe mich wie ein Schnitzel gefreut, als Tony Stark am Ende noch einen Cameo-Auftritt hat und eine mögliche Fortsetzung andeutet – in ziemlich gewaltiger Form, wenn es dazu kommen sollte!), aber diese Finalkämpfe A gegen A böse können doch jetzt nicht alles werden, was ihnen einfällt? Wenn man an »Iron Man« zurückdenken möchte, muss man doch zugeben, dass der Endkampf geradezu identisch ist: Iron-Man kämpft gegen einen bulligeren Iron-Man. Hier ist es Hulk, der gegen einen bulligeren Hulk kämpft (der mit Haaren erheblich cooler ausgesehen hätte, möchte ich an dieser Stelle hinzufügen). Klar, sollte man das nicht in die Bewertung des einzelnen Filmes einfließen lassen, vor allem, da die beiden Filme im Grunde genommen nichts miteinander zu tun haben, aber es ist mir aufgefallen und es hat mich etwas gestört – obwohl ich den Kampf, wie gesagt, ziemlich gewaltig fand.
Definitiv also ein super Film, der richtig Spaß macht und einen Edward Norton in Höchstform zeigt – vor allem gefällt mir, dass der Hulk nach Filmen wie »American History X« und »Fight Club« definitiv nicht seine Lebensrolle werden kann, wie es bei Tobey Maguire und »Spider-Man« geworden ist und wie es sicher bei Robert Downey Jr. mit »Iron Man« werden wird. Er bleibt der Schauspieler und man muss nicht in anderen Filmen mit ihm sagen, guck mal, der Hulk!
Wie dem auch sei, in einem Jahr voller genialer Comicverfilmungen sicher nicht die Krönung, aber höchst wahrscheinlich ein Treppchenplatz.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 7/10
Effekte: 10/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 8/10