Avenger – Ein Mann im Fadenkreuz Review
Laufzeit: ca. 88 Minuten
Genre: Action-Thriller
Regie: Robert Markowitz
Darsteller: Sam Elliott, James Cromwell
Gesehen auf: Deutsch
DVD-Erscheinungstermin: 23. November 2007
Inhalt:
Sich auf eine Zeitungsannonce meldend, die nach einem Avenger verlangt, macht sich selbsternannter Rächer Calvin Dexter auf den Weg, den Sohn seines Auftraggebers ausfindig zu machen, der seit einem Jahr im nahen Osten verschwunden ist. Als er feststellen muss, dass dieser umgebracht wurde, macht er sich auf den Weg, an dessen Mörder Vergeltung zu üben, ohne zu ahnen, in eine Angelegenheit der Regierung hineinzuplatzen…
Kritik:
LorD Avenger presents: »Avenger«! Das „proudly“ habe ich bewusst weggelassen.
Nachdem ich den Titel gelesen hatte, wusste ich sofort, »den Film musst du sehen!«. Doch Irren ist bekanntermaßen ja menschlich und selbst einem LorD passiert so etwas von Zeit zu Zeit. Denn diesen Film muss weiß Gott wirklich niemand unbedingt sehen. Nachdem ich Sam Elliott erst kürzlich wieder als vermeintlichen Friedhofsaufseher in
»Ghost Rider« gesehen hatte, verwunderte es mich ziemlich, ihn hier in der Hauptrolle als Actionhelden anzutreffen. Die Wahl ist auch nicht die beste, das muss eingestanden werden – ein alter Sack, noch dazu mit der Figur, spielt eine Ein-Mann-Armee gegen das von der CIA unterstützte Böse. Er wirkte sehr oft fehl am Platz, vor allem, wenn es an Szenen ging, in denen er Antworten aus Schurken herauspressen musste oder Sportaktivitäten wie Klettern bewältigen musste. Nicht, dass ihn beim Letzterem sein Alter zu behindern schien, es sah nur einfach ziemlich unschön aus.
Dann lasse ich mich direkt über die Namensgebung des Filmes aus, die mich zutiefst stört. Nicht (nur), weil er mein lupenreines Antlitz beschmutzt, sondern weil er so ziemlich gar nichts mit Rache zu tun hat. Die in der Inhaltsangabe angegebene Zeitungsannonce, die von einem Avenger spricht, ist schon mal völlig schwachsinnig, da der Vater zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht weiß, dass sein Sohn tot ist, ergo keine Rachgedanken schüren kann – geschweige denn, jemanden engagieren, der Rache übt gegen wen auch immer. Den bösen schwarzen Mann, der seinen Sohn geklaut hat, wahrscheinlich. Vielleicht sollte er mal bei der Monster-AG anrufen. Und die Hauptfigur, Dexter selbst, hat nicht genug Eier in der Hose um ein Rächer zu sein. Die Vorgeschichte – die übrigens in den immer gleichen Szenen bis zum Oralejakulat wiederholt wird – zeigt zwar das Ausüben von Rache bezüglich des Todes seiner Tochter, aber einen Auftragsmord kann man wohl kaum mit Rache gleichsetzen? Gut, man muss sagen, dass es sich nicht direkt um einen Auftragsmord handelt, da Dexter freiwillig Jagd auf den Bösen macht, da ihn die Geschichte an den Tod seiner Tochter erinnert, aber ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass man hierbei nicht von Rache sprechen kann. Vom Ausgang der Geschichte ganz abgesehen…
Die Story selbst ist verdammt schwach, auch wenn sie immer wieder Glanzmomente aufweisen kann, die sich aber eigentlich nur in den teils recht intelligenten Dialogen zeigen. Sätze wie »Meinen Glauben an das Gesetz hab ich nicht verloren. Es ist die Justiz, an der ich zweifle.« machen die Figur des Dexter weniger oberflächlich und einen Hauch interessanter und ebenso heben sie das Niveau des Films etwas an.
Die Effekte sind passabel, wenn man von der Explosion einer Felswand absieht, die ziemlich billig inszeniert war, aber bei TV-Produktionen soll man auch nicht zu viel erwarten (wobei »Bermuda Dreieck – Das Tor zu einer anderen Zeit« schon verdammt stark war).
Was mir noch aufgefallen ist, sind die fehlenden Musikstücke. Es gibt zwar ab und zu ein paar Einspielungen von Coco-Bongo-Trommeln mit sterbendem Wildschweingejaule dabei, aber ein richtiger Soundtrack ist nicht vorhanden. So wirken einige Szenen auch zwangsläufig etwas trostlos.
Ansonsten bleibt mir nicht mehr viel zu sagen… neben James Cromwell findet sich kein nennenswerter Schauspieler mehr und selbst Cromwell spielt mal wieder nur seine typische Rolle als Oberhaupt irgendeiner gesetzlichen Organisation (ich würde fast meinen, über 90 % seiner Rollen bestehen aus solchen Figuren?!), aber neben Dexter hat ohnehin keine andere Figur nennenswerten Tiefgang oder besondere Charakterzüge, die einen guten Schauspieler erfordern würden. Womit ich nicht sagen will, dass die Schauspieler ihren Job schlecht gemacht hätten! Höchstens David Hayman als Bösewicht wirkte, ähnlich wie Dexter, als hätte er zu wenige Glocken im Turm.
Eine TV-Produktion mit irreführendem Titel und einer unpassenden Hauptdarstellerbesetzung, aufgrund seiner geringen Spiellänge aber einem Hauch von Unterhaltungswert – zumindest etwas mehr als
»Tödliche Nähe«. Wenn er im Fernsehen läuft, man vor Langeweile sonst stirbt und nicht gerade auf ARD eine Dokumentation über die Herstellung von Teebeuteln verpasst, könnte man eventuell einschalten – aber wenn man zu viel erwartet, wird der Film seinem Titel vielleicht doch gerecht und die Rache wird fürchterlich werden… ~wooohooo~
Bewertung:
Darsteller: 6/10 (Fehlbesetzung in der Hauptrolle und sonst nichts besonderes)
Plot: 4/10 (schwache Geschichte mit dem ein oder anderen Logikfehler)
Effekte: 6/10 (Eben Niveau von TV-Produktionen… so lange es nur gewöhnliche Autoexplosionen sind, sieht’s ganz gut aus)
Anspruch: 3/10 (den bedarf es nur um bei dem ständigen Schauplatzwechsel mitzukommen)
Gesamteindruck: 5/10 (sauberer, unterer Durchschnitt)