Beim ersten Mal Review

Laufzeit: ca. 128 Minuten
Genre: Komödie
Regie:
Darsteller: Seth Rogen, Katherine Heigl
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 23. August 2007
Inhalt:
Nach einer wilden Nacht und einer gehörigen Portion Alkohol landen die grundverschiedenen Menschen Ben und Alison zusammen in der Kiste und wie es das Schicksal so will, hat das Auslassen der Verhütung gottgegebene Konsequenzen…
Kritik:
Als ich letztes Jahr zu dem Film im Kino war, sprudelte die pure Begeisterung aus mir heraus. In der Auflistung der »Filme des Jahres 2007« setzte ich ihn sogar auf Platz 2, einfach, weil ich schon ewig nicht mehr bei einem Film so herzhaft lachen musste. Inzwischen habe ich ihn ein zweites und ein drittes Mal gesehen und musste leider feststellen, dass kaum ein Gag noch zündete. Ja, durch die für einen derartigen Film recht lange Spieldauer wird er sogar ermüdend langweilig und man wünscht sich das Ende herbei. Das macht es mir nun auch sehr schwer, den Streifen zu bewerten – dennoch springe ich in die Höhle der Möwen und werde es versuchen!
Allein die Idee für die Story fand ich bereits recht interessant, da eher ein unkonventioneller Gedanke dahinter steckte – ich kannte zumindest vorher keine Beziehungskomödie, in der es um einen Betriebsunfall ging. Während des Filmes wurde ich dann noch zusätzlich damit überrascht, dass die Handlung sich zum Großteil auf die Zeit der Schwangerschaft beschränkt und die tatsächliche Geburt bis ganz zum Schluss aufgespart wird – auch eher ungewöhnlich, möchte ich meinen. Zudem sagten mir auch die Schauspieler absolut nichts (außer Katherine Heigl vielleicht vom Namen her) und ich gebe zu, ich war nur in dem Film, weil die Kritiken ihn in den Himmel gelobt haben und sich eine Beziehungskomödie immer für ein Date anbietet. Inzwischen sind die Schauspieler keine unbekannten Gesichter mehr für mich, im Gegenteil: sie scheinen die neuen Comedy-Ära zu bilden. Da hätten wir schließlich Jonah Hill, der zusammen mit Seth Rogen noch im selben Jahr in Superbad spielte (der entgegen meines Verständnisses ebenfalls Top-Kritiken bekommen hat) und Jason Segel, der dieses Jahr mit »Nie wieder Sex mit der Ex« im Kino zu sehen war (Durchschnitt). Jedenfalls waren alle sehr überzeugend und verkörperten auch sympathische, wie lustige Figuren – sei es der seiner Ehe entfliehen wollende Pete oder der durch eine Wette in den Mittelpunkt diverser Sticheleien gelockte Martin. Die Hauptfiguren sind natürlich wieder so gegensätzlich gestaltet, wie es nur geht und wie wohl keine Beziehungskomödie sonst funktionieren könnte. Andererseits hält dieser Punkt sich auch wieder in Grenzen und ist nicht der zentrale Punkt des Humors, wie man dies eigentlich gewohnt ist. Ganz im Gegenteil! Der Witz hier ist viel mehr in den Figuren und ihren Dialogen versteckt, was in meinen Augen ebenfalls ins Fass des Unkonventionellen fließt.
Und die Sprüche sind wirkliche Knaller, darauf solltet ihr gefasst sein! Oder vielleicht auch besser nicht, dann zünden sie wahrscheinlich noch erheblich mehr. Das zu Beginn herzhafte Lachen, das beim ersten Mal (ha! Welch genialer Wortwitz…) Anschauen des Öfteren aus mir hervorbrach, rührte in erster Linie durch eben diese hervor. Die Sprüche kommen derartig genial aus der Situation heraus und fließen nahtlos in den Dialogen mit, und alles passt perfekt zu den jeweiligen Figuren, so dass kaum etwas wirklich aufgesetzt wirkt und durch die Tatsache, dass man es ihnen abkauft, wird es noch einen Ticken lustiger. Das in die Dialoge eingearbeitete macht die Gags natürlich auch weniger vorhersehbar und lässt sie dann einschlagen wie Ottfried Fischer vom 10-Meter-Brett. So verhält es sich zumindest beim ersten Mal (ha! Oh, den hab ich schon mal benutzt, oder…?). Der BOOM-Effekt ist beim wiederholten Gucken futsch und die genialsten Sprüche bringen schwerlich noch die Mundwinkel zum Zucken, fallen sogar kaum noch auf. Selbstverständlich gibt es trotzdem noch einige Szenen, die einen zum Lachen bringen, aber auf einer Länge von 128 Minuten sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein auf der Durststrecke des Humors. Ich denke, dass wirklich die lange Spieldauer das größte Manko am Film darstellt, da er sonst womöglich noch Potenzial zum Wiedergucken gehabt hätte.
Nichts desto trotz, muss man zugeben, dass das Beziehungsleben unter diesen (im Filmgeschäft) außergewöhnlichen Umständen, sowie das Verhalten der beiden Hauptfiguren mit der ungeplanten Schwangerschaft einwandfrei dargestellt wird. Alison, die zwar ihre Karriere gefährdet sieht, aber sich sehr schnell entschließt, das Kind zu behalten und auch trotz aller Bedenken Ben mit einbeziehen will. Auf der anderen Seite Ben, den im Kopf sehr jung gebliebenen, arbeitslosen Kiffer, der den ganzen Tag mit seinen Mitbewohnern rumalbert, und anfänglich in der Beziehung nur den automatischen Toröffner für eine Penisgarage sieht. Sein Sinneswandel und das daraus resultierende Reifen ist zwar wieder Beziehungskomödien-Klischee, aber ganz ohne geht’s wohl einfach nicht und an den gröbsten hat der Film sich immerhin vorbeigemogelt.
Auch sehr schön gemacht ist das parallele Bild der Ehe von Alisons Schwester, die ebenfalls aus zwei grundverschiedenen Personen besteht, aber weniger, weil sie wie Ben und Alison von vorneherein grundverschieden waren, sondern weil die Ehe sie dazu getrieben hat sich so zu entwickeln.
Nun… ich hätte den Film wirklich gerne so in Erinnerung behalten, wie er Beim ersten Mal (jaah, ich weiß, langsam ist’s gut… aber so einen Titel muss man wohl ausnutzten!) auf mich gewirkt hat, als meine Nummer 2 des Jahres 2007, aber es sollte nicht sein… und da ich jemand bin, der den Wiederguckwert eines Filmes als sehr wichtigen Faktor bei der Bewertung einstuft, kann ich ihm auch leider keine Punktzahl geben, wie er sie vielleicht verdient hätte. Hätte ich dieses Review letztes Jahr geschrieben wäre es mindestens eine 9/10 geworden, aber da ich jetzt neue Sichtweisen auf den Film habe, kann ich diese natürlich nicht ignorieren. Er ist einfach zu lang und zu sehr aufs einmalige Anschauen ausgelegt, was seine Genialität aber nicht mindern sollte. Viel mehr dient das hier als Ratschlag, den Film so in Erinnerung zu behalten, wie ich es mir vermasselt habe.
Bewertung:
Darsteller: 8/10 (trotz bis dato eher unbekannter Gesichter eine sehr überzeugende Vorstellung)
Plot: 8/10 (einfach eine Geschichte, die sich derart vom Klischee abhebt, dass sie eine 8 verdient)
Effekte: -/10 (die Vagina mit dem halben Kopf, die daraus hervorschaute, war zwar schon ein nettes Stück bearbeitetes Gummi, aber als Effekte würde ich das dennoch nicht einstufen…
Anspruch: 5/10 (wer bei den Dialogen schläft, verpasst vielleicht einen der genialen Gags)
Gesamteindruck: 7/10 (jaah, ganze zwei schmerzende Punkte runter wegen dem wiederholten Ansehen)
LorD's FilmList-Platzierung: 89 (ursprünglich 44)