Demolition Man Review
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Genre: Sci-Fi-Action
Regie: Marco Brambilla
Darsteller: Sylvester Stallone, Wesley Snipes, Sandra Bullock
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 02. Dezember 1993
Inhalt:
Detective Spartan treibt den Massenmörder Simon Phoenix auf eigene Faust in die Enge, nachdem dieser Ewigkeiten erfolglos gejagt worden war. Nach der darauf folgenden Explosion werden allerdings die Leichen der Geiseln gefunden und zusammen mit Phoenix wird Spartan verurteilt und in ein Cyro-Gefängnis verlegt, in dem die Insassen über die Dauer ihrer Haftstrafe eingefroren werden. In der Zukunft gelingt Phoenix nach seinem Auftauen die Flucht und in der neuen, friedfertigen Welt existiert keine Gewalt mehr, die sich ihm entgegenstellen könnte. Aus diesem Grund taut man auch Spartan wieder auf.
Kritik:
»Sie bekommen eine Strafe von einem Credit wegen Verstoßes gegen das verbale Moralitätsstatut.«
Einige Stimmen ließen verlauten, dass »Demolition Man« einer der unterhaltsamsten Streifen mit Sly sein sollten und davon musste ich mich natürlich selbst überzeugen. Ich bin ja kein Fan von dem Mann, genauso wenig wie von Van Damme oder Schwarzenegger, die immer und immer wieder mit denselben Rollen das Action-Genre dominierten, aber man kann nicht bestreiten, dass sie gute Filme produziert haben – ausgenommen von Van Damme vielleicht, bei dem mir spontan kein wirklich guter mit Namen einfällt.
Es war wieder eine dieser spannenden Geschichten, bei denen ich absolut keine Ahnung hatte, was auf mich zukam. Beim Titel »Demolition Man« dachte ich spontan an den Action-Reißer »Eraser« mit Schwarzenegger und vermutete auch einen ähnlichen Film dahinter, was ich dann geboten bekam, war allerdings vielmehr ein »Total Recall«. Auch das ist allerdings ein völlig unzureichender Vergleich, allein aus dem Grund, dass sich »Demolition Man« absolut nicht ernst nimmt. Was er hingegen tut, ist eine einzige große Parodie auf Zukunftsszenarien wie in »Equilibrium« oder »Brave New World«, vollgestopft mit Hommagen an ältere Filme. Ich war besonders stolz darauf direkt die Verbindung zu »Brave New World« aufstellen zu können, als ich den Namen von Sandra Bullocks Figur hörte: Lenina Huxley. »Brave New World« wurde von Aldous Huxley geschrieben und die weibliche Hauptrolle darin hieß Lenina Crowne, die sogar ähnliche Charaktereigenschaften aufweist. Jedenfalls nimmt der Film all das auf die Schippe, indem er eine völlig überzogene Zukunftsansicht zeigt, die man mit aller Ernsthaftigkeit dieser Welt nicht für bare Münze nehmen könnte. Ein allgegenwärtiger Automat, der Strafzettel fürs Fluchen verteilt (ein herrlicher Running-Gag, ganz nebenbei), ein Verbot von allem „Gefährlichen“, darunter auch Alkohol, Zigaretten, Fleischkonsum und fleischliche Gelüste, zumindest in Form von „Flüssigkeitstransfer“. Hinzu kommt die hoch gesteckte, höchst wissenschaftliche Redensart der Zukunftsmenschen, die einen Großteil der Lächerlichkeit ausmacht und einige Bemerkungen wie »Wir sind Polizisten! Wir sind nicht für Gewalttaten ausgebildet!«, die auch noch die amerikanische Gesellschaft parodiert, wenn man an die Cops dort drüben denkt…
Ganz abgesehen von der abenteuerlichen Annahme, dass ausgerechnet Amerika innerhalb von weniger als fünfzig Jahren alle Waffen verschrotten und ein friedlicheres Dasein führen würde, als jeder Shaolin-Mönch.
Schauspielerisch wurde ich gleich doppelt positiv überrascht, als ich erst Wesley Snipes und anschließend noch Sandra Bullock erblickte, die ich beide in noch keiner Rolle an der Seite eines mit Stallone vergleichbaren Darstellers gesehen habe.
Vor allem Snipes als Bösewicht wusste wirklich zu gefallen. Ich habe erst vor wenigen Tagen wieder »Blade II« gesehen und mochte ihn dort, aber seine schauspielerische Leistung hier ist nicht zu vergleichen, denn die Figur des Simon Phoenix erinnert sehr stark an den Joker von »The Dark Knight« - und allein den Hauch eines solchen Gedankens im Zuschauer aufkommen zu lassen verdient schon Respekt. Etwas schockierend fand ich es nur, dass Stallone zunächst Jackie Chan für diese Rolle haben wollte. WTF? Jackie Chan als Bösewicht einzusetzen wäre schon mutig, aber ausgerechnet als so einen Bösewicht? Und den kleinen, durchaus etwas mickrigen Chan dann noch gegen Stallone antreten lassen? Oh bitte, wie hätte das denn funktionieren sollen?
Stallone selbst spielt was er am besten und als einziges kann: Den mimiklosen Actionhelden, der sich prügelt, ballert und durch die Gegend springt. Gibt’s nichts weiter zu sagen, das kennt man, vom gewohnten Schema weicht er hier keineswegs ab.
Sandra Bullock. Zu einer Zeit, wo selbst ich sie noch genommen hätte – vor allem in den scharfen Klamotten. Sie spielt die naive, leicht treudoof wirkende Zukunftspolizistin mit dem Hang zum spannenderen 20. Jahrhundert, die an Stallones Seite agiert. Sie macht einen guten Job, wirkt sympathisch und passt auch gut ins Bild. Hat Spaß gemacht ihr zuzuschauen, vor allem in Interaktion mit Stallone.
Auch ansonsten gibt es noch jede Menge bekannter Gesichter in den Reihen der Nebendarsteller, z.B. Bill Cobbs (spielte in »Nachts im Museum« oder auch in den frühen Staffeln von
»Die Sopranos« als Reverend James Sr.) oder Rob Schneider, der in so gut wie jedem Adam Sandler Film auftaucht. Auch Jack Black soll eine namenlose Nebenrolle gespielt haben, was mir aber entgangen ist, gleich aber überprüft werden muss!
Storytechnisch ist das Ganze nichts Besonderes. Es ist ein typischer Action-Plot mit Held und Schurke und trotz guter Vorlagen für interessante und überraschende Twists, die ich mir schon ausgedacht hatte, bleibt alles auf der 08/15-Schiene, was mich etwas enttäuschte. Auch die utopische Welt war etwas enttäuschend, denn abgesehen von den Fahrzeugen mit Autopilot gab es so gut wie keine nennenswerte, futuristische Technologie, mit der in solchen Filmen doch eigentlich immer verschwenderisch geprahlt wird. Auch keine eindrucksvollen Aufnahmen von den Zukunftsstädten oder ähnliches, alles ganz schlicht gehalten, als wäre das Budget knapp gewesen.
Interessant fand ich aber die hellseherischen Aspekte des Films. So wird in einer Szene erklärt, dass Arnold Schwarzenegger durch seine Popularität ganz in »Die Simpsons«-Manier Präsident der Vereinigten Staaten geworden war, immerhin zu einem Zeitpunkt, als er nicht mal Gouverneur von Kalifornien war. Wikipedia nach zu urteilen ist das aber nicht der einzige dieser Aspekte, denn im Weiteren ist noch ein gewisser Scott Peterson auf der Inhaftierten-Liste im Film zu sehen, der im Jahre 2002 für den Mord an seiner Frau verurteilt wurde. Auch wird der reale Serienkiller Jeffrey Dahmer im Film erwähnt, wobei die Stelle allerdings im amerikanischen Fernsehen entnommen wurde, da selbiger im Jahre 1994 im Gefängnis ermordet worden war. Junge, wie ich es liebe solche Trivia zu einem Film zu lesen! Die letzten 20-30 Streifen, zu denen ich Reviews geschrieben habe, hatten nicht mal Trivia, geschweige denn interessante…
Und wo ich mich schon so großzügig bei Wikipedia bediene, kann ich auch gleich die Filme auflisten, auf die in »Demolition Man« angespielt oder die darin zitiert werden, was man teilweise allerdings nur im Englischen wirklich erkennt: Als da wären »Star Wars«, »Star Trek«, »Scarface« (Say hello to my little friend!), »Rambo«, Jackie Chan in Person, »2001« oder eben der Roman »Brave New World«, auf den sogar direkt Bezug genommen wird, als Snipes sagt „It’s a brave new world.“. Aber ich Genie habe die Verbindung natürlich auch ohne dieses Vorgekaute blitzschnell erkannt!
Der Film hat Spaß gemacht und ist wohl tatsächlich einer der unterhaltsamsten Streifen mit Stallone (zumindest, bis »The Expendables« erscheint), obgleich er genauso vorhersehbar ist wie Slys Gesicht. Dennoch gibt es ein paar schöne Stellen, die einen zum Lachen bringen und durchaus unterhaltsam sind, allerdings empfand ich die Action-Szenen als etwas mau, da hätte man ruhig mehr Geld reinpumpen dürfen.
So ist der Film alles in allem ein Streifen geworden, von dem man nicht unbedingt viel behält, der es aber durchaus wert ist, angesehen zu werden.
Und mir hat er immerhin mal wieder zu einem zweiseitigen Review verholfen. Heureka!
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 4/10
Effekte: 6/10 (hätte gerne viel viel mehr sein dürfen)
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 7/10