Erscheinungsdatum: 17. September 2007 (Trilogie-Box)
Gelesen auf: Deutsch
Inhalt:
In eine Welt, deren mächtigste Persönlichkeiten und Politiker Zauberer sind, wird Nathanel hineingeboren. Auch er ist prädestiniert dafür, einer von ihnen zu werden und sein unbändiger Ehrgeiz und Wissensdurst lässt ihn schon bald ein Level erreichen, von dem andere, weit ältere Lehrlinge nur träumen können. So gelingt es ihm auch, nachdem er von dem hinterhältigen Zauberer Simon Lovelace gedemütigt worden war, den mächtigen und redseligen Dschinn Bartimäus zu beschwören (denn Zauberer beziehen ihre Macht nur aus beschworenen Dämonen), der ihn bei seiner Rache unterstützen soll. Noch ahnt keiner der beiden, was für Ausmaße ihr Vorhaben nach sich zieht…
Kritik:
Nachdem ich so lange Zeit von diesem Buch gelesen habe und vor allem der sarkastische Humor wohl eines der hervorstechendsten Merkmale sein sollte, ließ ich mir nun endlich zu Weihnachten die gesamte Trilogie in einer schmucken Box schenken. Den ersten Teil habe ich in wenigen Tagen verschlungen und ich sitze auch bereits am nächsten Band.
Jonathan Stroud hat hier einen sehr interessanten Aufbau seines Buches an den Tag gelegt, der zunächst verwirrend scheint. Schnell merkt man aber, dass alles der besseren Übersicht dient und in dieser Form äußerst nützlich für den Leser ist. So thront über den Kapiteln ein verschnörkelter Name, sobald sich die Personenperspektive und somit auch der Schreibstil ändern. In Band 1 beschränkt sich dies noch auf die zwei Protagonisten Nathanel, dessen Geschichte ganz normal von einem allwissenden Erzähler dargelegt wird, und Bartimäus, der seine Erlebnisse aus der Ich-Perspektive erzählt. Und um es noch außergewöhnlicher zu machen, sind seine größtenteils sarkastischen Gedanken in Fußnoten festgehalten, wie man sie eventuell aus Terry Pratchetts Werken kennen mag – wenn sie dort auch nicht annähernd so häufig auftreten. Diese Tatsache macht sicher viele potenzielle Käufer stutzig. Fußnoten? Dann werde ich doch völlig aus der Geschichte gerissen! Nun, ganz widersprechen möchte ich da nicht. Vor allem, wenn die Fußnote mitten im Satz markiert ist und einen nicht unbeträchtlichen Umfang bietet, kann man schon mal schnell vergessen, was eigentlich in den letzten Sätzen gesagt wurde. Nichts desto trotz sind gerade die Fußnoten und somit Bartimäus‘ Kommentare und Erläuterungen gerade das, was dieses Buch (und mit Sicherheit auch die Nachfolger) ausmacht. Nicht selten habe ich lauthals gelacht, selbst wenn am Fuße der Seite lediglich ein Wort vermerkt war und ich bin mir sicher, dass diese Lösung erheblich weniger den Lesefluss stört, als wenn man die Gedanken in den Haupttext eingebaut hätte.
Strouds Schreibstil ist, abgesehen von diesen ziemlich gelungenen und markanten Ideen, eher unspektakulär. Er erzählt relativ simpel und hält sich nicht lange mit unnötigen Beschreibungen auf. Man kommt schnell in der Story voran, es kommt keine Langeweile auf und man kann auch nicht darüber meckern, zu wenige Informationen zu kriegen. Die Charaktere werden ausgiebig und intensiv behandelt, so dass man ein sehr gutes Bild von ihnen bekommt und auch die Umgebung wird mit genug Details beschrieben um sich ein grobes Bild zu machen. Lediglich die Welt an sich, lässt einige Fragen offen, die man aber auch als interessanten Faktor ansehen könnte. So wird zum Beispiel nicht genau klar, in was für einer Zeit die Geschichte spielt. Denn obgleich alles in der realen Welt Stellung bezieht, wird man abgesehen von den Orten kaum Parallelen finden. So war Prag beispielsweise eine Weltmacht und London stellt das aktuell einflussreichste Imperium dar. Die Kolonien scheinen noch eine große Rolle zu spielen und überhaupt sind wohl alle Staaten des Planeten miteinander verfeindet. Des Weiteren gibt es da natürlich die Zauberer, die alleinig die Oberschicht bilden. Sie sind als Zauberer bekannt, gefürchtet und angebetet und die »Gewöhnlichen« trauen sich nicht in ihre Nähe. Dennoch wird ihnen von klein auf eingetrichtert, dass es nur den Zaubereren zu verdanken ist, dass im Land und auf der Welt Recht und Ordnung herrscht. Diese Blindheit und sture Hinnahme erscheint mir auch nicht sehr neuzeitlich. Auch die Technik hilft einem nicht viel weiter bei dieser Einschätzung. Zwar gibt es Autos und Limousinen, teils sogar näher definiert, aber viel mehr kriegt man vom Stand der Dinge auch nicht mit. Im Umkreis der Zauberer läuft das Meiste über Magie und die Geschichte spielt ausschließlich in diesen Kreisen – was sich in Band 2 dann ändert.
Wie dem auch sei, mir gefallen die Charaktere recht gut, auch wenn neben Bartimäus nichts wirklich Neues dabei ist. Protagonist Nathanel ist der eher ziemlich unsympathische, schnell aufbrausende Junge, den sein Wissen und seine Stellung als Zauberer schnell in die Hochnäsigkeit treiben. Sein Herr, Underwood, erinnert mich in vielen Charakterzügen stark an Vernon Dursley aus »Harry Potter«, angefangen bei seinem Erscheinungsbild, bis hin zu seiner überheblichen Art, obwohl er im Grunde genommen nur ein unbedeutendes Würstchen ist. Der Gegenspieler Lovelace, als mächtiger, einflussreicher Zauberer mit einem hinterhältigen und niederträchtigen Charakter erfüllt ohnehin fast alle Schurkenklischees. Einzig Bartimäus ist wirklich überzeugend, da ich keine andere Figur kenne, die seine Wesenszüge besitzt – was auch damit zusammenhängt, dass ich keine Figur kenne, die einem Dschinn gleichkommt. Seine gelassene Art, sein freches Mundwerk, seine Intelligenz und Listigkeit, die ihm durchaus bewusst ist und die er immer wieder betont, vor allem auch voller Stolz vergangener Tage und Missionen in Ägypten, Prag und anderen Länder. Selbst in den aussichtslosesten und riskantesten Situationen behält er kühlen Kopf und macht noch seine Späße.
So ist es in der Tat primär sein Humor, der das Buch ausmacht und lesenswert macht. Natürlich hat auch die ganze Welt an sich ihre interessanten Seiten und Ideen, aber ohne den frechen Dschinn wäre die Story gerademal Mittelmaß und der Verlauf eher langweilig und schleppend. So freut man sich immer, wenn über einem Kapitel in verschnörkelter Schrift Bartimäus angekündigt wird und man seiner Parallelgeschichte weiter folgen darf. Bei Schreibstil und sonstigen Charakteren kann man nicht von einem Meisterstreich sprechen, trotz einer kleinen Reihe goldener Ideen, aber dennoch halte ich das Buch für gelungen und sehr lesenswert – zumindest für Leser, die gerne lachen und moderne Fantasy mögen. Leser, wie mich.
Bewertung:
Schreibstil / Lesefluss: 7/10 (schön simpel gehalten, auch wenn die Fußnoten einen manchmal etwas rauswerfen)
Figuren: 5/10
Spannung: 6/10
Ideenreichtum: 7/10
Cover / Umschlag: 9/10
Gesamt: 8/10
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