Bubba Ho-Tep Review

Laufzeit: ca. 89 Minuten
Genre: Horror-Drama
Regie: Don Coscarelli
Darsteller: Bruce Campbell, Ossie Davis
Gesehen auf: Deutsch
DVD-Release: 24. Mai 2007
Inhalt:
Ein alter Mann liegt in einem ruhigen, abgelegenen Altersheim und vegetiert vor sich hin. Die Niedergeschlagenheit ist ihm ins Gesicht geschrieben und er scheint mit seinem Leben bereits abgeschlossen zu haben – obwohl er doch felsenfest behauptet, er wäre Elvis Presley. Natürlich glaubt ihm niemand, aber als mysteriöse Vorgänge im Heim ihren Lauf nehmen und die Menschen darin Nacht für Nacht sterben, wird seine Aufmerksamkeit vielmehr auf ein seelensaugendes Monster gelenkt…
Kritik:
Der King lebt!
Wo?!
Im DVD-Regal!
Aus irgendeinem Grund hab ich das ganze Review-Center im WoP immer mit dem Cover dieses Filmes verbunden, wahrscheinlich damit zusammenhängend, dass es das
letzte Review auf der ersten Seite ist (zu Zeiten, als Count seine Texte noch in verdaulichen Maßen verfasst hat). Jedenfalls sprang mir der Name »Bubba Ho-Tep« geradezu ins Auge und mein Hirn fügte sofort das passende Cover dazu ein. Und da mich Bruce Campbell darauf so dermaßen an den genialen »3000 Meilen bis Graceland« erinnert hat, hab ich einfach mal reingeschaut. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht den geringsten Schimmer, was da auf mich zukommen würde. Da Elvis aus dem Cover so hervorsticht und ich es nie näher betrachtet hatte, fiel mir auch gar nicht die Mumie darauf auf und ich hatte auch nie eine Inhaltsangabe oder sonstiges gelesen. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht mal, dass Bruce Campbell darin mitspielte und da das Make-Up so außergewöhnlich gelungen ist, hab ich ihn auch einige Minuten lang gar nicht erkannt. Aber es sind diese Entscheidungen, die Würze ins Leben bringen! Muahahaha!
Ich fand die Storyidee schon direkt von Beginn an einfach brillant. Elvis lebt, und zwar mit einem Geschwür an seiner Fleischkeule in einem etwas heruntergekommenen, abgelegenen Altersheim. Zwar weiß man nicht, ob es sich wirklich um Elvis handelt oder nur um einen größenwahnsinnigen Imitator, wie sein ganzes, bescheidenes Umfeld darüber denkt, und man erfährt es im Laufe des Films im Grunde genommen auch nicht definitiv, aber das war für mich hier nie die Frage – ich habe es von Anfang an geglaubt und nicht eine Sekunde in Frage gestellt. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt das großartige Make-Up und Campbells herausragende Leistung als gealterter und gebrechlicher King, aber auch einfach die Idee hinter allem, dass Mr. Presley noch leben könnte, irgendwo unbemerkt von der Welt in einem kleinen Altersheim. Umso bizarrer ist es aber, dass zu dieser noch relativ realistischen Story, eine seelenfressende Mumie eingebracht wird, die die Haupthandlung des Films an sich reißt. Bizarr ja, aber keineswegs schlecht – im Gegenteil, es war genau das Element, das benötigt wurde, um den Film nicht langweilig werden zu lassen. Wie die beiden alten Elvis und Jack (dessen angeblich wahre Identität mindestens so genial ist wie die des Protagonisten) mit Gehhilfe und Rollstuhl durch das Altenheim und dessen Gelände streifen und sich auf die Jagd nach einer hungrigen Mumie machen – umwerfend.
Und wo wir schon bei »umwerfend« sind, will ich einen kurzen Abstecher zu den Punkt machen, der mir am Film am besten gefallen hat: Die Regie. Ich fand einfach alles ausgezeichnet inszeniert, besonders die ersten Szenen in Elvis Zimmer, die seine Gleichgültigkeit allem gegenüber unterstrichen. Wie die Menschen und damit auch der ganze Tag im Schnelldurchlauf an ihm vorbeiziehen, während er reglos im Bett liegt und gelegentlich einsame, selbstmitleidige Monologe führt.
Der zweite ausgezeichnete Punkt ist die Leistung Bruce Campbells als Elvis. Als alter Elvis wohlgemerkt, was einen beträchtlichen Teil der Schauspielerei beeinflusst hat. Er spricht einfach perfekt seiner Rolle entsprechend, er verhält sich seiner Rolle entsprechend und er bewegt sich so – einfach alles stimmt einwandfrei mit der Figur überein, die er verkörpert. Angesichts dieser Leistung frage ich mich wirklich, warum Campbell es in seiner Branche nie so weit gebracht hat, wie er in
»My Name Is Bruce« sagt für angemessen hält. Aber auch Ossie Davis (bei dem ich immer an Danny Glover denken musste) macht seinen Job ausgezeichnet und glaubwürdig und bildet mit Campbell ein klasse Team.
Effekte gibt es hier nicht wirklich viele, abgesehen von einigen recht gelungen, wenn auch nicht sonderlich aufwendigen Lichtspielereien. Den meisten Aufwand in diesem Bereich hat zweifelsohne das Make-Up in Anspruch genommen und das bei Elvis weit mehr als bei der Mumie. Kein Wunder, Bruce Campbell musste auch über zwanzig Jahre älter gemacht werden um seiner Rolle zu entsprechen. Diese Arbeit ist wirklich ausgezeichnet gelungen, denn, wie ich oben bereits erwähnte, erkennt man Campbell hinter seiner Maske kaum wieder – vor allem, wenn man nicht weiß um wen es sich handelt. In einigen Szenen allerdings, besonders einigen Nahaufnahmen seines Gesichts, wirkt die Haut schon eher so tot, wie die Mumie es eigentlich sein sollte. Ich kenne mich mit dererlei nicht genug aus um festzulegen ob das jetzt daran liegen mochte, dass das Make-Up in Nahaufnahmen versagt oder ob hier versucht und dabei vermasselt wurde, das Ganze besonders authentisch wirken zu lassen.
Jedenfalls bietet der Film sowohl einige lustige Szenen und gute Sprüche, als aber auch vor allem
Drama, Baby, Drama. Die Figur des alten Elvis, dem niemand wirklich abkauft, dass der derjenige ist und der seine Familie vermisst, sich fragt wie es wohl wäre, wenn er wieder in das Leben seiner Frau und Tochter treten würde, ist im Grunde genommen verdammt tragisch, auch wenn der Film – vor allem durch die bizarre Handlung mit der Mumie – das nicht so rüberbringt und es natürlich auch gar nicht will. Es ist auch gut so. Der Film ist weder vollwertige Komödie, noch richtiges Drama und findet genau damit einen Mittelwert zwischen Ernsthaftigkeit und gesunder Unterhaltung.
Andererseits hat dies aber auch wieder zur Folge, dass sich keines der Elemente wirklich durchzusetzen vermag – es gibt also weder Stellen, an denen man richtig lachen kann, noch Momente, in denen man mit den Tränen kämpfen müsste.
Trotz allem ist er wirklich schön inszeniert, gut gespielt und hat eine Story, die erste Sahne ist – sowohl von der Idee her, als auch von der Umsetzung. Vor allem das Ende ist wirklich großartig und bietet nach dem ganzen Film ohne ein Musikstück vom King noch mal starken Bezug zu ihm.
Bewertung:
Darsteller: 9/10 (Campbell und Davis spielen ausgezeichnet und auch die Nebenrollen sind gut besetzt)
Plot: 7/10 (guter Mix aus verschiedenen Genres, der zwar zur Unterhaltung und Kurzweiligkeit beiträgt, aber irgendwie auch zu nichts definierbarem führt)
Effekte: 7/10 (das Make-Up ist bis auf einige Nahaufnahmen einwandfrei)
Anspruch: 6/10 (Man verpasst nicht viel, wenn man mal zwischendurch aufs Klo geht, aber eine gewisse Tiefgründigkeit steckt schon dahinter)
Gesamteindruck: 7/10
Yeah, mein 50. FilmReview!