Californication Season 1 Review
Laufzeit: ca. 340 Minuten
Genre: Dramedy
Regie: Tom Kapinos (?)
Darsteller: David Duchovny, Natascha McElhone, Madeline Zima
Gesehen auf: Deutsch
Inhalt:
Der berühmte Schriftsteller Hank Moody, dessen erster Roman es kürzlich als Verfilmung in die Kinos geschafft hat, lebt in »Californication« - er säuft und vögelt den ganzen Tag. Viel mehr bleibt ihm auch nicht, denn er hat schon ewig kein Wort mehr zu Papier gebracht, seit seine Lebensgefährtin ihn verlassen hat. Durch ihre gemeinsame Tochter Becca bleiben die beiden aber im ständigen Kontakt und Hank versucht sein Glück auch weiterhin, ungeachtet der nahenden Hochzeit seiner Ex-Freundin…
Kritik:
Ich war völlig desinteressiert angesichts der Vorschau der Serie und skeptisch nach der ersten Folge – jetzt bin ich begeistert. Die Serie war mal etwas gänzlich anderes und hat mich unterhalten wie schon lange keine andere mehr. Einfach nahezu alles ist stimmig, lustig, etwas dramatisch und Protagonist Hank ist so dermaßen genial gezeichnet, dass er selbst meinen bisherigen Favoriten Dr. House in die Tasche steckt.
Hank ist einer dieser Typen, denen einfach alles am Arsch vorbeigeht. Er hat Erfolg gehabt, finanziell scheinbar ausgesorgt und ruht sich nun mehr als nur auf seinen Lorbeeren aus. Sein größtes Hobby sind Alkohol und Frauen, bei denen er dermaßen gut im Kurs steht, dass er täglich eine andere ins Bett kriegt – natürlich nur für einen One-Night-Stand. Gewisse Parallelen zu Charlie aus »Two And A Half Men« sind also zu erkennen. Anders als Charlie ist Hank aber eine weitaus erwachsenere Figur, obwohl in der Serie oft über ihn gesagt wird, er sei noch ein Kind. Vielleicht ist auch eher »ernstere« Figur das treffende Wort, da es sich bei »Californication« schließlich nicht um eine Sitcom, sondern um eine Serie handelt – eine Serie mit jeder Menge Witz. Außerdem ist Hank eine ziemlich verbitterte Figur. Man kann keineswegs sagen, dass er die verbitterte Figur ist, die man auf den ersten Eindruck wohl in ihm sieht – dafür scheint er seinen exzentrischen Lebensstil zu sehr zu genießen. Er lebt in einem Schweinestall, trinkt zu jeder Tageszeit Alkohol, vögelt sich durch die ganze Stadt, fährt in einem dreckigen, demolierten Porsche herum und geht bei der neuen Familie seiner Ex ein und aus wie es ihm passt und nie, ohne ein paar von seinen Sprüchen dazulassen. Erst hinter seiner Fassade finden sich die Probleme, die mit der Trennung einhergehen und die Ursache für seine Schreibblockade und die Alkoholsucht ist. An dieser Stelle lobend zu erwähnen ist aber, dass Hank trotz des Alkoholismus weder aggressiv noch irgendwann geistesabwesend ist und seinen genialen Charakter damit wahrt. Seine Unbeschwertheit führt in einigen Lebenssituationen zu den komischsten Situationen, was aber alles nicht mit seiner spontanen, unverblümten Ausdrucksweise mithalten kann, die die Serie auszeichnet.
Auch die anderen Figuren überzeugen in ihren ebenfalls coolen Rollen. Sei es Karen, die sich trotz ihrer gut versteckten rebellischen Ader zur Rationalität zwingt, weil sie sich einredet, so glücklich werden zu können, oder die Tochter Becca, die für ihr zartes Alter bereits ziemlich erwachsen wirkt und ein tolles Team mit Hank zusammen bildet, obwohl sie ihre Mutter mindestens genauso sehr liebt, oder die hinterlistige Mia, die Hank verführt, wissend, dass er gewissermaßen zur Familie gehören wird und ihre versteckte Minderjährigkeit für allerlei Erpressungen nutzt.
Ein zentraler Punkt in der Serie ist definitiv Sex, da sich so ziemlich alles darum dreht. Die meisten Bemerkungen und Sprüche sind sexistischen Ursprungs, Hanks literarische Werke werden stark davon beeinflusst und die Sexszenen werden gezeigt, ohne das geringste Blatt vor die Kamera zu nehmen. Sehr genial finde ich auch immer wieder, wie Letztere dargestellt werden. In der einen Szene lernt Hank gerade eine Frau kennen, wechselt ein paar Worte mit ihr, dann kommt ein scharfer Schnitt und es wird bereits intensiv geritten. Die diversen Charaktere der Frauen und aus den Affären resultierende Probleme sind dabei ebenfalls recht interessant wie amüsant.
Wer also kein Problem mit nackten Tatsachen und unverblümten Dialogen hat und den recht schmutzigen Humor gutheißen kann, wird »Californication« sicher lieben. Mit 13 Episoden erscheint einem die erste Staffel ziemlich kurz und angesichts des perfekten Endes kann ich mir auch kaum eine zweite Staffel vorstellen. Des Weiteren zeigt die Serie eben auch einen Teil der schmutzigen Seite Kaliforniens, was einigen unwissenden Amerikafans vielleicht die Augen für die Realität öffnen könnte. Ich für meinen Teil liebe Hank und seinen Humor, der mich Folge für Folge herzhaft zum Lachen gebracht hat und »Californication« zu einer meiner Lieblingsserien machte. Man sollte sich definitiv einfach die ersten Folgen anschauen, bevor man sein vorschnelles Urteil fällt.
Sex sells after all.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 9/10 (Das Grundgerüst ist klasse, das Ende genial, die einzelnen Episoden ebenfalls)
Effekte: -/10
Anspruch: 6/10 (man würde es nicht für möglich halten angesichts der Thematik, aber hinter den schmutzigen Dialogen steckt oft ziemlicher Tiefsinn)
Gesamteindruck: 9/10 (klasse Serie, innovativ, leider zu kurz)