Atomic Hero 4: Citizen Toxie - The Toxic Avenger IV Review
Laufzeit: ca. 108 Minuten
Genre: Actionkomödie
Regie: Lloyd Kaufman
Darsteller: David Mattey, Joe Fleishaker
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 26. August 2008 (2000)
Inhalt:
Der Toxic Avenger ist der Superheld des kleinen Ortes Tromaville und auch er ist es, der heldenhaft eingreift, als die Windelmafia eine Schule für Behinderte einnimmt. Als diese schließlich doch explodiert entsteht ein Dimensionsloch und Toxi tauscht die Plätze mit seiner bösen Entsprechung aus der Parallelwelt. Während die in seiner Welt mordet und die Macht an sich reißt, versucht er verbissen wieder zurückzukommen und seiner Frau von dem geglückten Schwangerschaftstest zu berichten, den er auf seinem Sandwich gefunden hat.
Kritik:
»Bleibt von ihm weg, er hat den Arm des Gesetzes!«
MEIN 200. MOVIE REVIEW! Lange habe ich überlegt, was diesem Jubiläum angemessen wäre. Ich meine klar, schick anziehen, mal wieder duschen und rasieren, aber für wen? Wer verdient so einen Aufwand? Zahlreiche Ideen schossen mir durch den Kopf, an der Zahl drei, doch keines wusste so recht zu überzeugen. Einer meiner Lieblingsfilme? Aus meiner Top5? Mit
»The Punisher«,
»Herr der Ringe« und
»The Dark Knight« allesamt bereits abgehandelt. Vielleicht ein Film, der die Jubiläumszahl enthält? »Der 200-Jahre Mann« vielleicht? Wäre über die nächsten runden Reviews vielleicht ein amüsanter Running-Gag geworden, aber… verdammt, wieso hab ich das nicht gemacht? Jedenfalls stieß mir dann dieser Film hier wieder auf. »The Toxic Avenger Part IV«, in einigen meiner Reviews als der mieseste Film aller Zeiten betitelt. Als ich ihn mir das erste Mal ansehen wollte, kam ich nach einer mit Flehen von meinem Verstand gefüllten Viertelstunde dessen Aufforderung nach und schaltete ab. Das allein kommt schon ziemlich selten vor, als Paradebeispiel fällt mir spontan lediglich
»Kiss Kiss Bang Bang« ein, den ich sogar zwei Male abschaltete, bevor ich ihn beim dritten Anlauf endlich zu Ende sah – und für gut befand. »The Toxic Avenger Part IV« hatte diese Aussichten nicht, so viel war sicher, aber dennoch musste ich diesen Dämonen bezwingen, der mich seit Jahren verfolgt, mein Gedächtnis an Filmgeschichte trübt und überhaupt dem Wort Film in meinem Repertoire einen neuen Tiefpunkt verlieh. Und natürlich die unwürdigste Namensvergewaltigung von „Avenger“, die mir je untergekommen ist.
So viel zu der Einleitung, die in ihrer Quantität einem derartig erfreulichem Jubiläum durchaus würdig ist. Nun gilt es nur noch herauszufinden, ob ich damals nach der ersten Viertelstunde richtig vermuten konnte und diesen Film zu Recht als den schlimmsten seiner Art denunzierte.
Wie das I und das V im Titel unweigerlich deutlich machen, ist dieses cineastische Übel nicht die Wurzel allen Übels, die liegt nämlich gute fünfzehn Jahre zurück, wird allerdings nichts im Geringsten als Übel bezeichnet – ganz im Gegenteil. Ein gewisser Filmkritiker aus der Schweiz, namens Achim Menze, entpuppte sich als regelrechter Fan und bezeichnete den Low-Budget-Streifen als hervorragende Satire auf die US-Gesellschaft, der Oberflächlichkeit und Korruption ordentliche Seitenhiebe verpasst. Außerdem sollen Peter Jackson und Quentin Tarantino den Auftakt der Reihe als „einer ihrer größten Einflüsse“ bezeichnet haben… Gut, dass ich zumindest von Tarantino nicht allzu viel halte. Auch die Produktionsfirma Troma Entertainment steht keineswegs im schlechten Licht dar, so verbucht sie den Karrierestart einer kleinen Truppe durchaus erfolgreicher Darsteller, wie Kevin Costner, Samuel L. Jackson und Marisa Tomei, die ihr Debüt mit »The Toxic Avenger« hatte und heute immerhin in Filmen wie »Born To Be Wild« oder »The Wrestler« zu sehen ist und einen echten Oscar zu verbuchen hat. Das alles macht es fast schon wieder zu verlockend, sich den Film doch noch anzusehen, aber wenn ich mir Part IV vor Augen halte, sollte ich der Versuchung problemlos widerstehen können.
Für die Parts II und III, die eigentlich nur einen Film hätten ergeben sollen, allerdings praktischerweise genug Stoff für zwei übrig hatten, wird sich direkt zu Beginn des vierten Teils aufrichtig entschuldigt und man bezeichnet »The Toxic Avenger IV« als wahre Fortsetzung. Nun ja, man muss auch den Mut haben selbstkritisch zu sein, aber anstatt eines Abspanns hätte ich mir dann auch lieber eine umfassende Entschuldigung für die verflossenen 108 Minuten erhofft. Es wird schon seine Gründe haben, warum der Film acht Jahre brauchte um in Deutschland veröffentlicht worden zu sein und ich frage mich immer noch, warum man nicht noch ungefähr achtzig Jahre angehängt hat, damit ich das Ganze nicht mehr miterleben müsste.
Man merkt meine Voreingenommenheit leicht durchsickern, nehme ich an. Kein Wunder, ich habe einen Film als schlechtesten aller Zeiten denunziert und muss mich jetzt damit auseinandersetzen, ob ich wirklich Recht behalten habe. Mein Urteilsvermögen hat einen Ruf zu verlieren!
So, an der Stelle, an der die meisten meiner Reviews jetzt das Fazit erreicht oder bereits geendet haben, werde ich nun mit dem eigentlichen Review des genannten Filmes beginnen. Es war ein langer Weg, meine Freunde, doch keine Angst – er wird noch länger.
Die grobe Rahmenhandlung von »Toxic Avenger« ist im Grunde genommen gar nicht so missraten wie der Rest, auch wenn sie 2000 bei weitem nicht mehr neu war. Paralleldimensionen, in denen alle Personen einen gegenteiligen Charakter aufweisen und im Grunde genommen alles Kopf steht, das kennt man schon aus der 90er-Jahre Zeichentrickserie von »Spider-Man«, aber es bietet immer noch eine Menge Potenzial. Damit stellt sich lediglich noch die Frage, wie dieses nun im Film verwertet wurde und die Antwort lautet… wie soll ich sagen… in einfachen Worten… im Grunde genommen… auch für Laien verständlich: schlecht. Der Film bedient sich wirklich nur dieses Grundgerüstes zweier gegenteiliger Dimensionen, die aufeinandertreffen, sich teilweise vermischen und das war’s. Die restliche Spielzeit wird gefüllt von völlig schwachsinnigen, teilweise extrem niveau- und vor allem sinnlosen Szenen und Gags. Obgleich es den ein oder anderen Moment gibt, bei dem man fast daran denkt, anerkennend zu nicken, weil eine originelle Idee mit eingeflossen ist, so wird der Gedanke zusammen mit der Idee in einem Fluss blutiger Scheiße mitgerissen. Das soll keineswegs eine geschmacklose Metapher für die Qualität des Drehbuchs sein, vielmehr möchte ich genauso bildlich schreiben, wie der Leser es sich vorstellen soll, denn genau dieses Bild erwartet ihn nämlich, wenn er auch noch vom Leser zum Zuschauer werden sollte. In Sachen Tabus und gutem Geschmack sind die Macher dieses Films nämlich offenbar nicht erzogen worden, wie man gleich in der ersten Viertelstunde sieht, die mich beim ersten Versuch, mir den Film anzusehen, zum Ausschalten bewegten: Man macht sich schamlos über Behinderte lustig, seien es nun geistig Behinderte, Blinde und Taube oder körperlich Behinderte wie Stephen Hawking, lässt sie im Auftrag eines Hitler-Imitates quälen und töten. Damit nicht genug, denn offenbar empfanden die Macher es auch als urkomisch, pausenlos Leute zu zeigen, die sich einscheißen, egal ob Gangster oder Großmütterchen. Und wo gerade das Wort „zeigen“ fällt, so zeigt dieser Film auch wunderbar, wie eine Produktion aussieht, die schätzungsweise fünfzig Prostituierte für den Dreh engagiert hat, denn nackte Frauen gibt es in diesem Streifen weit mehr als man sehen möchte. Nicht nur das übliche oben ohne, nein, hier werden weiterhin komplett jegliche Tabus gesprengt und man zwingt auch die untere Hälfte nackter Menschen in die Kamera – sowohl weiblich, als auch männlich. Wer sich trotzdem Hoffnungen auf einen Soft-Porno ausmalt, der sei gewarnt, das mindestens 90 Prozent der nackten Damen alles andere als ansehnlich sind. Mich schaudert es jetzt noch und ich will gar nicht schlafen gehen angesichts solcher möglicher Traumaussichten. So etwas verdirbt einem glatt noch die Morgenla-weiter im Text. Im Übrigen findet auch noch der Ku-Klux-Klan seinen Auftritt, Gott persönlich wird veralbert, der Papst sogar offen (von ihm) beleidigt. Den Produzenten war buchstäblich nichts heilig.
Auch ließen sie es sich nicht nehmen das Actionfilm-Genre mit explodierenden Autos und tickenden Zeitbomben zu parodieren und mit »Star Wars« oder
»Der Zauberer von Oz« ihre Lücken an eigenen Ideen zu füllen, die wiederum die Lücken in der Handlung stopfen sollen, gegen die ein Schweizer Käse eine massive Felswand ist, mit Titan-Legierung und Keramik-Glasur. In solchen Momenten zeigt sich dann wieder, warum ich mir
»Der Zauberer von Oz« angesehen habe, um Parodien darauf im möglicherweise schlechtesten Film aller Zeiten wiederzuerkennen.
Sollte irgendetwas von diesen Niveaulosigkeiten eine „geniale Satire“ auf irgendeine menschliche Gesellschaft sein, so entschuldige ich mich hiermit offiziell dafür, dass ich die Metapher von sich einscheißenden Menschen nicht auf Elemente übertragen kann, die der Gesellschaft damit kritisch vorgehalten werden sollen.
Bei den Figuren verhält es sich anders, zumindest bei zweien davon. Der Toxic Avenger, oder „Toxi“, wie er liebevoll genannt wird, ist natürlich die bereits erwähnte Kritik an der Oberflächlichkeit der Gesellschaft. Peter Parker wird von einer radioaktiven Spinne gebissen und sieht im Enddefekt besser aus als vorher, auch Matthew Michael Murdock, der zwar erblindet, aber gutaussehend bleibt, nachdem er von radioaktiver Flüssigkeit übergossen wird. Wer möchte schon hässliche, entstellte Helden sehen? Gute, heroische Menschen sehen auch gut und heroisch aus. So aber nicht der Toxic Avenger, der nach dem Fall in ein Fass mit radioaktiver Flüssigkeit auch dementsprechend aussieht. Zwar wird er übernatürlich groß und stark, hat aber auch ein völlig entstelltes Gesicht mit verrutschtem Auge und unzähligen anderen Hässlichkeiten. Trotzdem ist er ein netter Kerl, der Liebe, Mitleid und Fürsorge empfinden kann, der von den Menschen trotzdem geliebt wird. Zwar ist er nicht der perfekte Superheld, denn dafür ist sein Weg doch mit zu vielen unnötigen Opfern gepflastert, aber das hängt immerhin nicht mit seinem Äußeren zusammen. Auch seine bevorzugte Waffe, ein Wischmopp, entspricht wohl nicht der gängigen Norm.
Der zweite Charakter ist wohl die US-Gesellschaftskritik Nr. 1: Der stark übergewichtige Sidekick Lardass, der mit Salami-Nunchakus kämpft und mit Spezialerdnussbutter alles verschlingen kann, so unmöglich es auch in seinen Mund passen kann. Das mag jetzt recht interessant und auch amüsant klingen, aber man behalte sich im Gedächtnis, dass es sich um einen B-Movie handelt, die trashigste Art davon, ergo sieht alles nicht so interessant aus, wie es sich anhört… ganz im Gegenteil, das meiste ist sogar erbärmlich schlecht gemacht und offensichtlich, wie ein sprechender, abgetrennter Kopf in einer Papiertüte, dessen restlichen Körper man am Rande des Bildes aber noch sieht oder ein an die Wand gedrückter Schurke, dem man die Innereien herausreißt, der aber ganz offenbar nur den Kopf und seine Arme durch entsprechende Öffnungen in der Kulisse gestreckt hat. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich seit »Braindead« und »Armee der Finsternis« nicht mehr derart viel Kunstblut gesehen hab, in einer Zeit, in der Kunstblut ohnehin von digitalen Effekten abgelöst wird. »Braindead« war in der Hinsicht ja noch amüsant und gut inszeniert, aber die Ausmaße in »Toxic Avenger IV« sind einfach maßlos übertrieben. Ständig spritzt irgendwo Blut herum, aus den kleinsten Wunden sprüht es nur so heraus, quasi jedes Setting schwimmt in roter Suppe. Von den ganzen Gedärmen die überall verteilt werden, will ich gar nicht reden. Ich hab absolut nichts gegen eine gesunde Portion Splatter, begrüße sie sogar, vor allem in B-Movies, aber alles muss noch in einem entsprechenden Rahmen gehalten werden, damit es funktioniert und das ist hier keineswegs der Fall.
Die Regie kann ich beim besten Willen (der in diesem Fall nicht vorhanden ist) nur in dieselbe Schublade packen, denn wenn man die in Kombination mit der restlichen Aufmachung des Films sieht, glaubt man schwerlich daran, dass der Film aus der aktuellen Seite des Millenniums stammt, wo er doch vielmehr wie einer dieser 80er-Jahre Streifen aussieht oder doch zumindest wie einer aus den frühen 90ern. Für einen Low-Budget Film ist er dennoch ziemlich aufwendig produziert.
Jaah… Mein 200. Review also. Die 200 Seiten habe ich nicht geschafft vollzuschreiben, aber immerhin habe ich mehr als 200 Wörter benutzt. Der »Toxic Avenger IV«, bzw. »Atomic Hero IV« also. Ein Film, der sogar von mehreren Zuschauern mit 10/10 bewertet wurde, die ihn noch dazu als einen der besten Filme aller Zeiten bezeichneten. Zuschauer, die einen ziemlich kranken Humor haben müssen, wie mir scheint. Ich habe schon einige billige Filme gesehen, auch einige, die noch weit billiger waren als dieser, allen voran wahrscheinlich
»Operation Dance Sensation« und über den konnte ich auch herzhaft lachen, so sinnlos und bescheuert er auch war. Hier gelang es mir nicht. Wie gesagt, ich hatte eine eingefleischte Meinung, die ein Teil von mir auch unbedingt beibehalten wollte und das bringt auch eine gewisse Voreingenommenheit mit sich, aber so sehr hätte ich mich gar nicht verstellen können. Es gab eine Stelle, die mich zum Lachen gebracht hat, bei den meisten anderen drehte ich mich entweder angewidert weg oder schüttelte nur fassungslos den Kopf. Mir ist es nach wie vor unbegreiflich, wie man derartiges als genial ansehen kann und es damit auch noch unterstützen, sodass ganze vier Teile davon produziert werden können – und ich denke nicht, dass sich der ach so gepriesene erste Teil gravierend von diesem Muster unterscheiden kann.
Ich gebe zu, als ich vor… annähernd zwei Stunden (oÔ) begann das Review zu schreiben, lagen mir noch die paar originellen Ideen im Film schwer auf dem Gewissen und ich war mir ziemlicher sicher, dass ich später an dieser Stelle hier verkünden müsste, dass doch
»Snakes On A Train« der schlechteste Film aller Zeiten sei, doch im Nachhinein, nachdem ich den Streifen ausführlich durchgekaut habe, hat sich meine Entscheidung gedreht. Dieser Film ist aufwendiger und stellenweise sehr viel origineller als der grauenhaft miese Schlangenhorror, aber immerhin musste der nicht auf ein so unfassbar niedriges Niveau sinken um einen Humor auszuleben, der nur als geschmacklos bezeichnet werden kann. Ich erkenne den Machern ihre originellen Ideen an, aber die täuschen nicht über etwas hinweg, das nie aus einem Film hätte werden sollen und auch nie wieder werden soll.
»Toxic Avenger IV« ist der schlechteste Film aller Zeiten.
Bewertung:
Darsteller: 5/10 (für ein B-Movie solide)
Plot: 2/10
Effekte: 3/10
Anspruch: 0/10
Gesamteindruck: 1/10