Alice im Wunderland Review
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Genre: Zeichentrick / Fantasy
Regie: Clyde Geronimi, Wilfred Jackson, Hamilton Luske
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 17. Dezember 1952
Inhalt:
Während ihren Geschichtsstunden im Freien träumt die junge Alice lieber von einer Welt, in der alles kopfsteht, in der Tiere reden können und sie tun kann was sie will. Als sie einem merkwürdigen weißen Kaninchen folgt und in dessen Bau fällt, landet sie in genau so einer Welt, doch ob es wirklich das ist, was sie sich gewünscht hat…?
Kritik:
»Leb wohl, bis bald, auf Wiedersehen, muss gehen, muss gehen, muss gehen!«
Mein Alice-Tag heute, ja. Nachdem ich Kingdom Hearts gespielt hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mir auch endlich die Disney Filme dazu ansah – in diesem Fall war es eine sehr lange Frage der Zeit, denn letztlich hat mich nur der neu erschienene
»Alice im Wunderland 3D« von Tim Burton dazu veranlasst, auch den alten Zeichentrickfilm anzusehen. Aufgrund meiner Abneigung Burton gegenüber, hoffte ich dadurch handfestere Negativargumente im direkten Vergleich vorbringen zu können, doch es stellte sich heraus, dass diese Argumente nur zulasten des Disney Films gingen, denn Burtons Werk ist außerordentlich gelungen. Kein Wunder, dass der Film damals floppte und von Walt Disney persönlich verschmäht wurde. Als 13. Abendfüllender Zeichentrickfilm des Unternehmens stand das Unternehmen ohnehin unter einem Unglücksstern.
Spontan kann ich nur sagen, dass mich der Film sehr an
»Der Zauberer von Oz« erinnert. Das liegt zum Einen natürlich an der ähnlichen Story, vor allem aber an dem Aufbau der Handlung. Alice wechselt von einem flächenmäßig kleinen Setting ins nächste, wo sie eine oder mehrere neue Figuren antrifft, was meistens mit einem Lied verbunden ist und nur darin mündet, dass sie nach der Begegnung unbeirrt weitergeht um erst noch das Kaninchen und schließlich den Heimweg zu finden. In
»Der Zauberer von Oz« wechselte man auch nur für die Vorstellung neuer Figuren das Setting wie in einem Theaterstück oder Musical und auch dort war dies meist mit einem Lied verbunden. Ich kann diese Singeinlagen in Filmen ohnehin nicht ausstehen, deshalb bin ich wohl auch kein allzu großer Fan der Disney-Filme, abgesehen von den Filmen, in denen die Lieder auch gut sind (»Das Dschungelbuch«, »Der König der Löwen«), aber in
»Der Zauberer von Oz« mochte ich sie, das immer wiederkehrende Hauptlied wurde sogar zu einem richtigen Ohrwurm. In »Alice im Wunderland« hingegen ist es wieder einfach nur lästig, vor allem aufgrund der Häufigkeit.
Viel schlimmer als die Musikeinlagen ist allerdings die Handlung, denn diese existiert im Grunde genommen gar nicht. Wie erwähnt, besteht der ganze Film ausschließlich darin, dass Alice von einem Setting ins nächste stolpert, sich kurz mit den jeweiligen Figuren auseinandersetzt und anschließend weitergeht ohne etwas erreicht oder verändert zu haben. Auch Anfang und Ende sind einfach grauenhaft, denn beide gehen zu schnell. Es dauert kaum fünf Minuten, bis Alice bereits durch den Bau ins Wunderland fällt und das Ende ist ebenfalls so abrupt und einfach schlecht, denn es bringt absolut nichts mit sich, abgesehen von der Moral, man solle lieber wissbegierig als neugierig sein. Alice hat auf ihrer ganzen Reise durch das Wunderland absolut nichts erreicht, keine Freundschaften geschlossen, niemandem geholfen, nichts bewegt. Es geht einfach nur darum, dass sie so lange herumläuft, bis sie wieder hinausfindet. Und wie die Rückkehr in die normale Welt ausfällt, kann mir auch nicht so recht gefallen – da bevorzuge ich eindeutig die Methode, die Burton ausgewählt hat.
Nach Kingdom Hearts waren mir einige der Figuren durchaus bekannt und ich war davon überzeugt, dass die meisten davon Kultstatus verdienten. So z.B. der schläfrige, sprechende Türknauf, die Kartensoldaten, die von der tyrannischen Herzkönigin befehligt werden, das hetzende Kaninchen und vor allem die mysteriöse, rätselhafte Grinsekatze, die in Rätseln spricht. Nun, um ehrlich zu sein, hat mir keine einzige Figur im ganzen Film wirklich gefallen. Alice ist zwar nicht ganz so nervig wie die Hauptfigur in
»Der Zauberer von Oz«, passt aber ins selbe Schema und auch all die anderen Figuren werden im erwähnten Videospiel erheblich besser und interessanter dargestellt, als es in diesem Film gelungen ist. So ist der Türknauf gar nicht schläfrig, hat überhaupt keine markante oder unterhaltsame Eigenschaft, genau wie die Grinsekatze, die überhaupt nicht in Rätseln spricht und Alice lediglich hinhält. Am besten gelungen ist zweifelsohne die wirklich kultige Teeparty zum Nicht-Geburtstag mit dem verrückten Hutmacher, dem Märzhasen und der Schlafmaus. Zwar ist keiner von ihnen so genial wie ihre Entsprechungen in Burtons
»Alice im Wunderland«, aber sie bieten allein aufgrund ihrer Tricks mit dem merkwürdigen Teegeschirr eine gewisse Unterhaltung – womit sie dem Rest des Filmes immerhin etwas voraushaben.
Ich habe mir von Beginn an direkt die ganzen sagenhaften 75 Minuten lang gewünscht, es würde endlich vorbei sein, denn der Film ist so abgrundtief langweilig, dass es schon wehtut. Seine ganze Handlung besteht einzig darin die Charaktere des Wunderlandes vorzustellen, bei denen unglaublich viel Potenzial verschenkt wurde, in dem man sie so kurz und einseitig abgehandelt hat. Es gibt keine Rahmenhandlung, ein miserables Ende und eine stumpfsinnige, flache Moral. Auch technisch ist das Ganze nicht gerade vom feinsten. Selbst, wenn man den Film als simples Kindermärchen betrachtet, ist er immer noch schlecht, denn auch Kinder haben gewisse Ansprüche.
Ich kenne die literarischen Geschichten zwar nicht, die den Ursprung von Alice darstellen, aber ich bin mir sicher, dass Kinder erheblich mehr von denen haben würden und für Erwachsene, die mit der groben Geschichte von Alice vertraut sind, gibt es die sehr empfehlenswerte Version von Burton, die gewissermaßen eine Fortsetzung mit neuen Interpretationsansätzen darstellt.
Dieser Film ist jedenfalls ein einziger Witz, über den man nicht einmal lachen kann. Walt Disney tat gut daran, ihn zu verschmähen.
Bewertung:
Darsteller: -/10
Plot: 1/10 (welcher Plot?)
Effekte: 5/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 3/10