Goodfellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia Review
Laufzeit: ca. 140 Minuten
Genre: Thriller / Drama
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Ray Liotta, Robert de Niro, Joe Pesci
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 11. Oktober 1990
Inhalt:
Von klein auf ist der junge Henry Hill vom Gangster-Leben fasziniert, das sich auf der anderen Straßenseite abspielt. So früh es ihm möglich ist, vernachlässigt er die Schule und beginnt für die Mafia zu arbeiten, zunächst als Laufbursche, schließlich als angesehenes Mitglied, das für zahlreiche krumme Dinger verantwortlich ist. Ein vollwertiges Mitglied der Familie kann er als Ire nie werden, doch das Leben, das er sich erträumte, steht ihm offen. Genauso wie die unangenehmen Seiten…
Kritik:
»Für mich hatte es wesentlich mehr Anreiz Gangster zu werden, als Präsident der Vereinigten Staaten.«
In meinen Augen ist »Goodfellas« DER Mafia-Film überhaupt, vor allem, da ich von »Der Pate« nicht sonderlich viel halte. Ich liebe hingegen
»Die Sopranos« und »Goodfellas« diente in dem Fall als starke Inspiration und beide Werke sind sich in vielen Punkten sehr ähnlich. Hier stimmt einfach alles, von der Inszenierung, über die (wahre!) Geschichte, die Figuren und natürlich ganz besonders die Darsteller. Robert de Niro, Joe Pesci, Ray Liotta… fast wäre noch Al Pacino mit dabei gewesen, doch der wollte seinem zunehmendem Image als Gangster entgegenwirken. Schade, das hätte den Film wahrscheinlich noch perfekter gemacht, wobei er gerade die Rolle von de Niro hätte übernehmen sollen und wenn es einen Mafiadarsteller gibt, ist das in meinen Augen der gute Robert. Die Rolle ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Selbiges gilt übrigens auch für Joe Pesci, der hierfür auch den Oscar für die beste Nebenrolle bekommen hat, was man ihm nach seiner rein albernen Rolle in der
»Lethal Weapon«-Reihe gar nicht zugetraut hätte. Doch hier schafft er es tatsächlich einen leicht durchgeknallten, eiskalten Gangster zu spielen und das so gut, dass es einen wahrlich umhaut. Das lose Mundwerk, das man von ihm gewohnt ist, behält er aber auch sehr ausgiebig bei, eine der markantesten Szenen (»Was meinst du damit, ich bin witzig?«) ist sogar durch seine Improvisation entstanden. Auch Ray Liotta spielt großartig, viel besser als in der ähnlichen Rolle als nicht ganz so skrupelloser Gangster in »Knockaround Guys«, obgleich er schlichtweg von den Nebenrollen in den Schatten gedrängt wird.
Zudem habe ich ja schon angemerkt, dass dieser Film quasi DAS Vorbild für
»Die Sopranos« war, was sich nicht zuletzt dadurch zeigt, dass viele Darsteller der Serie in diesem Streifen wiederzufinden sind und wenn sie nur in einem Restaurant dialoglos einen Mantel aufhängen. So sieht man beispielsweise Pussy und Paulie und natürlich die weibliche Hauptrolle Lorraine Brasco, die in der Serie Tonys Psychiaterin spielt, was alles sehr erfreuliche Wiedersehen sind, wie ich finde.
Die Geschichte ist nicht gerade kurz, aber das ist man schließlich sowohl von Scorsese, als auch von Mafia-Filmen gewohnt und zu lang vorkommen tut es einem auf jeden Fall nicht. Gegen Ende hin, wenn sich die großartigen Nebenfiguren langsam verlieren und sich die Handlung sehr stark auf Ray Liottas Figur konzentrieren könnte man langsam etwas ungeduldig werden, aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte der Gangster einfach nur spannend, beeindruckend und interessant, nicht zuletzt, weil sie eben so gut wie komplett auf wahren Begebenheiten basiert (der Lufthansa-Raub gilt noch heute als einer der größten Verbrechen in Amerikas Geschichte).
Es gibt eine ganze Reihe von markanten Szenen, die zwar gut in Szene gesetzt sind, sich aber in erster Linie dadurch auszeichnen, dass sie so brillant gespielt werden.
Auch als sehr gelungen empfinde ich die Entwicklung der Figuren. Man verfolgt die Geschichte des jungen Henry über die im deutschen Beititel erwähnten drei Jahrzehnte und dabei sieht man eben auch alle anderen Figuren, wie sie sterben, wie sich ihre Position ändert, wie sie verkommen oder aufsteigen oder schlichtweg durchdrehen. All das ist wirklich beispiellos dargestellt und zweifelsohne wahre Filmkunst.
Jetzt habe ich mich noch nicht sonderlich viel über den Film ausgelassen, obwohl ich ihn eben so genial finde, aber dennoch fehlen mir die Worte. Es mag daran liegen, dass ich wieder mit dem Review-Schreiben getrödelt habe und das Ansehen bereits eine geschlagene Woche zurückliegt, aber ich denke, dass es vielmehr daran liegt, dass man so einen Film entweder nur so oberflächlich bewerten kann oder ihn direkt Szene für Szene analysieren muss. Das will ich mir und dem Leser allerdings nicht antun und daher beschränke ich mich auf diese klare Empfehlung.
Besonders Fans von
»Die Sopranos« müssen diesen Film einfach sehen, falls sie es nicht ohnehin schon getan haben, was ich im Grunde als eine Selbstverständlichkeit erachte…
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 8/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 9/10