Snakes On A Train Review
Laufzeit: ca. 87 Minuten
Genre: Horror
Regie: Peter Mervis
Darsteller: Julia Ruiz, Giovanni Bejarano, Alby Castro
Gesehen auf: Deutsch
DVD-Release: 5. Dezember 2007
Inhalt:
Alma wurde in Mexiko mit einem Maya-Fluch belegt und spuckt nun periodisch Schlangen aus, was nicht einmal ihr Medizinmann-Lebensgefährte stoppen kann. Die einzige Heilung scheint sein Onkel in Los Angeles zu versprechen, der eine lange Zugfahrt entfernt lebt…
Kritik:
Ich möchte mir an dieser Stelle lobend auf die Schulter klopfen. Unglaublich, dass ich es überstanden habe, so einen Film komplett anzuschauen. Das war so ziemlich die billigste Filmproduktion, die mir je unter gekommen ist – sogar
»Schwarzfahrer« hat bestimmt mehr gekostet. Hier stimmte einfach überhaupt nichts… Aber Hauptsache wir klauen den Titel vom genialen »Snakes On A Plane«, und weil es sich so toll darauf reimt, machen wir Snakes On A »Train« daraus! Super! Lebt John Wayne eigentlich noch? Vielleicht kommt ja jemand auf die glorreiche Idee, den Film »Snakes On A Wayne« zu drehen – kann nur ein Bombenerfolg werden.
Schon allein das viel zu lange Intro, bis die Handlung überhaupt anfing, hat mich fast dazu veranlasst, auszuschalten. Als dann in total mieser Qualität und derart offensichtlicher Studioarbeit die Wüstenszene ins Bild kam mit den beiden Hauptdarstellern, wusste ich schon ziemlich genau, was auf mich zukam… aber weil mir der tolle Wortwitz mit John Wayne eingefallen war, musste ich den Film zu Ende gucken um ihn im Review zu verarbeiten.
Was, zum Teufel nochmal, sollte dieser ganze alberne Voodoo-Quatsch? Der Medizinmann-Typ labert ein paar fremdklingende, willkürlich ausgedachte Worte, bläst der Ollen mit seiner Friedenspfeife Rauch ins Gesicht und daraufhin spuckt sie grünen Glibber in der Konsistenz von Flubber und ebenso grüne Haribo-Würmer, die in der nächsten Einstellung, wenn sie auf den Boden tropfen, zu kleinen, lebenden Schlangen werden. Im weiteren Verlauf wachsen die Viecher dann auch noch, werden zu einer ganz anderen Spezies usw., aber das nur nebenbei – die Schlangen sind nämlich irgendwie auch nur nebenbei im Film vorhanden, was an dem grottenschlechten Drehbuch liegen mag.
Ich meine, was für ein Genie muss man sein um sich diese Story auszudenken? Ein Pärchen flüchtet aus Mexiko und will nach Los Angeles, weil die Frau von einem Maya-Fluch besessen ist und nur dort jemand lebt, der ihr helfen kann. Klar, in LA gibt es ja schließlich die Universitäten, die sich mit Schlangenspucken beschäftigen. Der einzige Weg ist ein Zug, der 16 Stunden nonstop von der Grenze bis in die Großstadt fährt und in dessen Lagerraum sie sich verstecken. Die Schlangen büchsen aus, fressen ein paar Passagiere, richten Chaos an, usw. usf.. Auch interessant fand ich, dass von einer Figur behauptet wurde, der Zug wäre unfassbar lang. Dann frage ich mich, warum man nicht ein paar Waggons abgekoppelt hat, weil es ja dummerweise nur gut 10 Passagiere gab – den Schaffner und Lokführer mitgezählt. Aber da sich ohnehin niemand von ihnen in einem Zug befunden hat, sondern in einem mehr als schwach modellierten Studio, tut das wohl weniger zur Sache.
Das schlimmste waren so ziemlich die Effekte. Von dem Splatter will ich gar nicht erst reden – erstens kam der ziemlich kurz und zweitens sah er viel amateurhafter aus als in jedem 70er Jahre Horrorfilm mit einem Spritzcherchen Blut. Alles wirkte wie das billige Plastikextra in der Micky Maus (für Erwachsene) um seine Eltern zu erschrecken… wie das Schlangenkotzen aussah, hab ich ja bereits zur Genüge beschrieben ohne allerdings auf den total veralteten, klischeehaften Schleim einzugehen. Wie lange ist grüner Schleim, der aus dem Körper ausgesondert wird, schon lächerlich? Seit es Farbfilme gibt und man ihn als grün erkennen kann? Wahrscheinlich um den Dreh.
Und dann noch die ganze Aufmachung des Zuges selbst – oh mein Gott. Es wurde etwas mit der Kamera gewackelt, damit der Eindruck von einem fahrenden Zug erweckt wurde und die fast undurchsichtigen Scheiben (ich vergaß, dass die Züge von Mexiko nach LA milchige Scheiben haben um ihre Passagiere vor dem Kulturschock zu bewahren) versteckten das Studio. Am lustigsten fand ich allerdings die durch jene Scheiben schwach zu erkennenden, vorbeiziehenden Lichter. Mal davon abgesehen, dass sie viel zu langsam für einen Zug vorbeizogen, handelte es sich wahrscheinlich um irgend so einen armen Typen, der mit einer Taschenlampe den ganzen Film über um die Zugattrape herumlaufen musste. Noch viel besser waren aber die Szenen an der Außenseite des Zuges. Nicht, dass es viele davon gegeben hätte, aber die pure Schwärze rundherum war schon ein Meisterwerk an Nachtillusion, das muss ich sagen. Dann folgten noch die Riesenschlangen, die angriffen. Die Kameramänner mussten immer eine Hand frei haben, weil sie mit der anderen den Plastikkopf einer Schlange vor die Linse halten mussten, damit es so wirkte, als würde eine Schlange auf den Darsteller vor der Kamera zukommen. Oh, und bevor ich’s vergesse: Vielleicht sollte man bei einem Film schon auf das Kunstblut vom selben Hersteller zurückgreifen, dann variiert die Farbe auch nicht so stark von grellrot zu fast schwarz.
Ungefähr genauso schlimm waren die Schauspieler selber. Gut, nicht mal Robert de Niro, Johnny Depp, Brad Pit und was weiß ich wer noch hätten aus solchen bescheidenen Rollen etwas machen können (so ziemlich jede Figur im Film war völlig überflüssig und diente nur dazu, den leeren Zug nicht ganz so leer aussehen zu lassen und mit sinnlosen, dämlichen Dialogen die Zeit zum ersehnten Ende zu verlängern, damit das Ganze doch noch als richtiger Film verkauft werden konnte), aber die paar Witzfiguren waren schon unterste Schublade. Hinzu kam ihre grauenhafte, deutsche Synchronisation. Nicht eine der Synchronstimmen passte, war in irgendeiner Form gut oder hatte jegliche Emotion in sich. Ich stelle sogar die Behauptung auf, dass drei Obdachlose ins Tonstudio geholt wurden, die für eine Flasche Whiskey (die sie während den Aufnahmen getrunken haben) das Sprechen aller Rollen übernommen haben. Vor allem das kleine, dicke Blag klang so dermaßen lächerlich, dass es fast schon lustig war – wenn der Rest nicht so absolut traurig wäre. Sie spricht, schreit und quängelt in derselben Tonlage und wird dadurch noch nerviger, als sie wohl gedacht war. Als der Plastikkopf in der Hand des Kameramanns sich an ihren Beinen hocharbeitete und das verschiedenfarbige Kunstblut herumspritzte, hab ich den Film erstmal gestoppt und bin feiern gegangen.
Als ich zurückkam und den Rest guckte, musste ich noch mehrere Seufzer von mir geben. Der erste schwere fiel beim Gesamtbild des Medizinmannes. Der Typ lief doch allen ernstes in einem Kartoffelsack mit Flicken darauf herum. Hallo? Nicht mal der ärmste Mexikaner würde in einem Kartoffelsack herumlaufen, geschweige denn diesen flicken. Und der zweite Seufzer, fast schon eher ein Verschlucker, war die Schlussanimation der Riesenschlange (wie die entstanden ist, will ich lieber gar nicht erst erwähnen…) – wahrscheinlich wurde so ziemlich alles an Budget dafür aufgespart. Das soll nicht heißen, dass sie in irgendeiner Form gut aussah – im Gegenteil, sie war genauso billig und unecht wie alles andere, nur wollte sie durch die plötzliche Computeranimation so gar nicht ins Gesamtbild passen… was dem Ganzen eine zusätzliche lächerliche Note verpasste.
Ich denke, ich muss hier nichts weiter ausführen um meinen Standpunkt hinsichtlich dieses Films klarzumachen… alles und jeder in diesem Streifen ist ein Witz und der größte von allen ist der Preis bei amazon dafür (20,99) – umgerechnet ungefähr das Budget, dass der Film zur Verfügung gehabt zu haben scheint. Wohl der schlechteste Film, den ich je gesehen habe – nach dem Toxic Avenger IV.
Bewertung:
Darsteller: 1/10
Plot: 2/10
Effekte: 2/10
Anspruch: 1/10 (da der Film keinen Sinn ergibt, hat er auch keinen Anspruch)
Gesamteindruck: 1/10 (wäre er 80 Minuten kürzer gewesen, hätte er vielleicht noch eine 2 bekommen)