Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 Review
Laufzeit: ca. 104 Minuten
Genre: Thriller
Regie: Joseph Sargent
Darsteller: Walter Mathau, Robert Shaw, Jerry Stiller
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 14. November 1974
Inhalt:
Die New Yorker U-Bahn "Pelham 123" wird entführt und für die 18 Geiseln wird eine Lösegeldforderung über eine Millionen Dollar ausgesprochen - die innerhalb von einer Stunde beschafft werden muss, da ansonsten pro weiterer Minute eine Geisel ihr Leben lassen muss.
Kritik:
"Halt dich da bloß raus. Spiel mit deinen Zügen."
Was für ein toller Film, hätte ich niemals erwartet! Angesichts des aktuellen Remakes mit Denzel Washington und John Travolta war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich über das Original stolperte - und heute war der Abend der Abende, an dem er angeschaut wurde. Ich muss schon sagen, ich habe überraschend viel gelacht
Meine Wenigkeit war ja sehr skeptisch gegenüber diesem Streifen. 1974... ich kenne nicht viele so alte Filme, wobei »Flucht von Alcatraz« ein ziemlicher Spaß war und auch »Shaft« durchaus originelle Momente hatte - es ist nur die Aufmachung dieser alten Filme. »Shaft« beispielsweise war einfach schrecklich in die Länge gezogen und hielt sich mit völlig unnötigen Szenen auf, die in neuen Filmen niemals Platz gefunden hätten, da sie rasanteren Schnitten und spektakuläreren Kameraaufnahmen gewichen wären. Doch derartige Sorgen sind hier völlig unbegründet, denn der Film hätte genauso gut aus den 80ern entstammen können - sei es nun film- oder effekttechnisch.
Auch meine Skepsis gegenüber Walter Matthau in der Titelrolle eines Thrillers verflog sehr schnell. Was will man machen? Ich entstamme einer Generation, die Walter Matthau lediglich als KomödienDarsteller an der Seite von Jack Lemmon kennt. Sogar der einzig ältere Film - deutlich älter - war eine Komödie und zusammen mit Jack Lemmon (in schwarzweiß, »Der Glückspilz«). Jedenfalls brachte Matthau mit seiner Figur und deren cooler Sprüche auch in diesen Thriller eine gehörige Portion Humor und obgleich er sicher nicht die Optimalbesetzung für das Genre war, überzeugte er doch und wirkte zudem noch sehr sympathisch. Er ist mir allemal lieber, als wenn ein bis heute in Vergessenheit geratenes Gesicht die Titelrolle abgestaubt hätte.
Überrascht hat mich dann aber eher Jerry Stiller, den ich bisher ausschließlich als Arthur Spooner aus
»King Of Queens« kannte. Er spielt hier eine Nebenrolle als U-Bahn-Polizist und ist ohne Überlegen wiederzuerkennen.
Der Schurke wird gespielt von einem gewissen Robert Shaw. Nie von ihm gehört und sein Gesicht kommt mir auch nicht bekannt vor - kaum verwunderlich, da er noch in den 70ern verstorben ist. Und auch sonst strotzt seine Karriere nicht von Erfolgen, die heute noch von Bedeutung wären - er hatte lediglich Nebenrollen in Filmen wie »Der weiße Hai« und »Liebesgrüße aus Moskau«.
Die Geschichte ist inzwischen sicher kein Knaller mehr - Entführungen kennen wir inzwischen wohl zur Genüge und selbst Überfalle auf U-Bahnen sind durch beispielsweise »Money Train« bestens bekannt. Es ist dennoch höchst interessant, wie der Film damals geschrieben und umgesetzt wurde. Mir ist beispielsweise aufgefallen, wie geradezu pingelig gut er durchdacht ist, wenn der Schurke eine Geisel während seiner Rede einen Schritt vortreten lässt, damit er ihn völlig im Auge haben kann usw. So etwas ist mit explizit noch in keinem modernen Thriller aufgefallen.
Andererseits machen auch diese so gut organisierten und intelligenten Schurken die typischen Bösewicht-Fehler, wie sich letztlich zu viel Zeit zu lassen, etc. und überhaupt leuchten mir ein paar Handlungsmuster der Figuren nicht ganz ein, da sie weniger plausibel gehalten zu sein scheinen, sondern viel mehr das gewollte Ende herbeizwingen - das versetzt dem ansonsten wirklich überzeugenden Film einen kleinen Dämpfer.
Man sieht also, dass man auch in vergangenen KinoÄren eine kleine Perle finden kann, wenn man die Augen aufhält und mal ins kalte Wasser springt um ihn sich anzusehen. Ich bezweifle, dass das Remake »Die Entführung der U-Bahn Pelham 123« hier mithalten kann und es wird schon gar nicht an den Witz herankommen, den ich mit einer ganzen Handvoll Zitate belegen könnte. Andererseits wird auch Walter Matthau nie mit Denzel Washington mithalten können und Robert Shaw sieht auch nicht so schlichtweg genial als Schurke aus wie John Travolta. Aber ich werde mich morgen von meiner Vermutung überzeugen.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 8/10