The Box Review
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Genre: Mystery-Thriller
Regie: Richard Kelly
Darsteller: Cameron Diaz, James Marsden, Frank Langella
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 06. November 2009
Inhalt:
Familie Lewis bekommt ein einmaliges Angebot: Eine Millionen Dollar und sie müssen nur einen Knopf drücken. Klar, der Haken an der Sache ist, dass irgendwo irgendein Mensch, den man nicht kennt, dafür sterben muss. Was würdest du tun?
Kritik:
»Wenn Sie den Knopf drücken, werden daraufhin zwei Dinge geschehen. Erstens: Ein Mensch, irgendwo auf der Welt, den sich nicht kennen, wird sterben. Zweitens: Sie erhalten den Geldbetrag von einer Millionen Dollar. Steuerfrei.«
Wau, einer von den Filmen. Es fällt mir wirklich schwer eine Bewertung zu treffen und ich hoffe, dass sich das während des Schreibens des Reviews, wie gewöhnlich, legt.
Als ich den Klappentext gelesen habe, war sofort klar, dass ich den Film gucken muss. Ein Knopf, nach dessen Drücken ein Mensch stirbt, man dafür aber eine Millionen Dollar bekommt. Allein der Gewissenskonflikt, der zweifelsohne Basis des Films sein würde, müsste schlichtweg interessant sein, aber dann auch noch das Geheimnis um den mysteriösen Knopf auf der Kiste… ich hab mir schon scherzhaft ausgemalt, wie irgendein Gewissenloser die ganze Nacht vor der Apparatur sitzt und ununterbrochen auf den Knopf hämmert um die Milliarden zu knacken. Es gäbe eine Menge Möglichkeiten so einen Film aufzubauen und nun geht es darum, herauszufinden, ob der gewählte Weg ein guter ist.
Die Story zeigt schnell, dass mein Plan mit der Milliarde in die Hose gegangen wäre, hätte ich besagte Kiste bekommen. Wie beispielsweise auch das totbringende Notizbuch in »Death Note«, ist der Gebrauch des Knopfes an Regeln gebunden. So geht es nur darum, den Knopf überhaupt zu drücken, denn unabhängig davon, wie oft man es tut, die Millionen sind ein Festpreis. Man muss nur sein Gewissen überwinden und drücken. Man könnte sich nun der Vorstellung hingeben, dass der Film sich dann wohl darauf konzentriert, diese Gewissensvorgänge einzufangen. Der halbe Film zeigt, wie man hin und her überlegt, ob man den Knopf nun drückt und die zweite Hälfte behandelt dann die Gewissensbisse, weil man es getan hat. Tja, meine Lieben, auch das ist nicht der gewählte Weg – Gott sei Dank, will ich anmerken, das wäre ja totlangweilig geworden.
Tatsächlich fängt der Film auch genauso an: Totlangweilig. Obwohl die Kiste unmittelbar nach Filmbeginn bereits auftritt, braucht die Geschichte doch erheblich Anlauf um erst mal in Fahrt zu kommen. Bis das Paar zu einer Entscheidung kommt, geht es doch ziemlich schleppend voran, erst danach wird es spannend – allerdings nicht aus den Gründen, die man vielleicht vermutet hätte, sondern weil der Film stark auf die Mystery-Schiene abdriftet und in die Richtung von »Donnie Darko« geht, nur, dass es keinen gruseligen Hasen namens Frank gibt, sondern einen charmanten alten Mann mit nur einem halben Gesicht. Die zweite Hälfte deckt nämlich auf, was das Drücken des Knopfes tatsächlich bewirkt hat, was in den so simplen Regeln alles versteckt ist und das hinter dem Experiment ein viel größerer Plan steht.
An vielen Stellen denkt man sich, ahh, so sieht’s also aus, nur um dann reingewürgt zu kriegen, dass man noch gar nichts kapiert hat und dass es auch so bleibt, bis die Aufklärung am Ende des Streifens erfolgt. Auch wenn ich die Mystery-Elemente an einem gewissen Punkt für zu dick aufgetragen hielt und der Gedanke aufpoppte, Ach, es ist so ein Film, so bin ich im Enddefekt doch relativ zufrieden mit der Umsetzung und auch die finale Auswirkung des Knopfdrückens halte ich für brillant (auch wenn ich an Stelle des Mannes etwas anders gehandelt hätte), nur an der Aufklärung hapert es, meiner Ansicht nach, noch. Warum zählen zu den Opfern des Experiments nur NASA-Mitarbeiter? Was war das für ein merkwürdiges Handbuch und wie passte der NSA Agent überhaupt ins Bild? Ich kann nicht näher darauf eingehen ohne zu spoilern, aber der Film lässt doch noch einige Fragen offen. Möglich, dass ich die Antworten auch einfach verpasst habe, aber bei einem kompliziertem Film wie diesem beschränkt sich die Konzentration meist darauf, der Handlung zu folgen.
Schauspielerisch ist das Ganze jedenfalls gelungen. Cameron Diaz wirkt ziemlich alt, wozu das Klischeeoutfit der Lehrerin nur noch beiträgt, aber sie spielt gekonnt gut, genau wie ihr Kollege James Marsden, den ich das letzte Mal in »Spritztour« gesehen habe, der aber wohl bekannter als Cyclops in »X-Men« sein sollte. Favorit ist aber definitiv der großartig verunstaltete Frank Langella, der die unheilvolle Kiste überbringt und zuletzt u.a. Nixon in »Frost/Nixon« spielte, aber auch mit James Marsden eng zusammen in »Superman Returns« auftrat, wie ich gerade sehe. Es gibt immer wieder interessante Verbindungen zu entdecken.
Die Figuren sind gekonnt ausgesucht. So stellt die betroffene Familie genau das da, womit man sich identifizieren würde. Eltern mittleren Alters, ein Kind, Haus, durchschnittliche Jobs, Lebensverhältnisse und -wünsche, die über den finanziellen Möglichkeiten liegen. Würde man selbst in der Situation den Knopf nicht drücken? Würde man auf die Millionen verzichten und das ganze Leben über mit der Neugier darüber verweilen, was gewesen wäre wenn? Unter den Gesichtspunkten, sind beide Optionen gewissermaßen grausam, auch wenn beide anhand der im Film gezeigten Auswirkungen natürlich kein Vergleich sind. Am glücklichsten lebt man einfach, wenn kein verunstalteter, alter Mann an die eigene Tür klopft.
Ja, anscheinend fand ich den Film doch recht gut. Er gehört in seiner Machart zu einer Minderheit, sticht daher besonders hervor und besticht alleine durch die Abwechslung zum Mainstream aus gewöhnlichen Thrillern und Actionfilmen. Im Mystery-Genre hinkt er Meilenstein »Donnie Darko« noch ziemlich deutlich hinterher, einfach auch, weil man bei dem Film über viel mehr im Ungewissen gelassen wurde und man im Enddefekt irgendwie nichts so wirklich verstanden hat, aber gerade deswegen so begeistert war. Hier bot es sich einfach nicht an, den Zuschauer zu sehr im Dunkeln zu lassen, weil davon definitiv niemand begeistert gewesen wäre, aber es stört gleichermaßen, dass so viel aufgedeckt wurde und man das Bild komplettiert hat, anstatt, dass es ein Puzzle bleibt.
Ich finde die Idee simpel wie genial, die Schauspieler brauchbar und den Verlauf des Filmes durchaus ab einer gewissen Stelle spannend und interessant. Die Auflösung muss nicht jedermanns Sache sein und für die Art und Weise wie aufgeklärt wird, gilt dasselbe, aber auf jeden Fall hat der Film ein paar cineastische Höhepunkte zu bieten, die einem in Verbindung mit dem Film in Erinnerung bleiben werden. Die Umsetzung hätte besser ausfallen können, vor allem zu Beginn und zu Ende, man hätte Arlington Steward mysteriöser darstellen und ihm auch die Schlusseinstellung überlassen sollen, wie er dem nächsten Opfer die Kiste vorbeibringt. Nichts desto trotz haben wir hier einen intelligenten Mystery-Thriller mit übernatürlichen Elementen, der bis auf einige stilistische Mittel durchaus gelungen und sehenswert ist. Wer »Donnie Darko« mochte, sollte auch mit »The Box« zufrieden sein und darf einen der interessantesten Kreisläufe der Filmgeschichte bewundern.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 8/10