District 9 Review
Laufzeit: ca. 112 Minuten
Genre: Science-Fiction
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Sharlto Copley
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 10. September 2009
Inhalt:
Ein riesiges Mutterschiff taucht über Johannesburg auf und verharrt dort in der Luft. Als es untersucht wird, werden eine ganze Reihe von ausgehungerten Aliens gefunden, die man auf die Erde bringt und dort in Slums leben lässt - District 9. Nach zwei Jahrzehnten werden die eingeferchten Aliens allerdings gewalttätig und rauben die Bürger der Stadt aus. Die Maßnahme sind neue Slums, deutlich weiter von Johannesburg entfernt, doch bei der Umsiedlung kommt der RegierungsBeamte Wilkus mit einer merkwürdigen Flüssigkeit in Kontakt, die eine gravierende Infizierung zur Folge hat...
Kritik:
"Ich hab gedacht, du hast gesagt, wir bringen sie nicht um."
"Er hat auf mich geschossen!"
Hui, angesichts meiner zwiegespaltenen Meinung könnte das durchaus wieder ein längeres Review werden - nur so zur Warnung.
Ich bin gerade ziemlich erstaunt, dass es sich um eine US-amerikanische Produktion handelt, bei denen man in der Größenordnung dieses Films eigentlich immer namhafte Darsteller zu erwarten hat. »District 9« hingegen bietet nichts als No-Names, die nicht zuletzt die Vermutung aufgeworfen haben, dass es sich tatsächlich um eine südafrikanische Produktion handeln könnte. Angesichts der grandiosen Special Effects halte ich das aber im Nachhinein betrachtet für eine unintelligente Idee...
Die Effekte sind nämlich wirklich überzeugend! Als ich »Transformers« gesehen habe, habe ich sofort gesagt, dass es sich um den Film mit den zweifelsfrei besten Effekten in der Filmgeschichte handelt - »District 9« spielt allerdings mindestens in derselben Liga, vielleicht sogar noch etwas höher, da hier nicht alles so schnell geht, so dass man im Grunde genommen ohnehin nichts richtig erkennen kann. Die Aliens sind brillant umgesetzt und auf ihren Gesichtern (die mich sehr an Dr. Zoidberg aus
»Futurama« erinnert haben) und vor allem in ihren ausdrucksstarken Augen erkennt man deutliche Züge von Angst, Zorn oder Verwirrung, allerdings in so dezenten Maßen, dass man sie genauso oder noch etwas genauer mustern muss wie einen Menschen.
Deutlich vergleichbarer mit »Transformers« wären dann die technischen Wunderwerke, die im Film allerdings kaum vorkommen. Es gibt das Mutterschiff, ein Raumschiff und einen ziemlich coolen Roboter, mehr nicht. Nun gut, die Alien-Waffen, aber auch die spielen eine sehr untergeordnete Rolle im Film und sind eher für einen anderen Special Effects Faktor zuständig:
SPLATTER! Davon gibt es einiges in diesem Film. Doch trotz Peter Jackson auf dem Produzentenstuhl gibt es kein »Braindead«-Massaker. Obwohl nicht wenig Blut spritzt, vor allem nicht in der zweiten Hälfte des Films, würde ich den Film keineswegs als brutal bezeichnen. Es gibt Körper, die einfach auseinandergesprengt werden, aber das Ganze ist einfach nicht so in Szene gesetzt, als würde der Film es darauf anlegen, damit zu überzeugen. Kurze, nicht übermäßig blutige Bilder, fast schon hintergründig, lassen einen nicht die Augen für das Wesentliche verlieren - so hat man zwar schon den SplatterSpaß dabei, konzentriert sich aber in keinsterweise nur darauf.
Und obgleich das und auch viele andere Faktoren des Films so beeindruckend gut durchdacht sind, kann ich nicht aus tiefstem Herzen sagen, dass ich ihn gut fand, denn dafür hatte er zu deutliche Mängel - beziehungsweise zu großen Überfluss. Die Spieldauer von nahezu zwei Stunden ist überzogen und lässt vor allem anfänglich eine auffällige Langeweile aufkommen. Die erste Hälfte ist im DokumentationsStil gehalten, wie man es schon aus »[Rec]« und »Cloverfield« kennt, doch genau wie die beiden, macht »District 9« den Fehler, auf eine zu ausführliche Vorgeschichte zu setzen. Man hätte ohne Probleme 10-15 Minuten einsparen können um schneller in die eigentliche Handlung einzusteigen und dem Zuschauer damit die anstrengende Zumutung des Kleingekauten Intros erspart.
Sobald der DokumentationsStil allerdings mit der zweiten Filmhälfte abgelöst wird, bleibt nicht mehr viel am Film auszusetzen. Action setzt ein, es gibt Schießereien, Explosionen und das Ganze drum und dran. Ich will jetzt aber nicht den Eindruck erwecken, dass ich kein Gefallen an einem Film ohne Derartiges finden könnte, aber neben der Action entwickelt sich die Story auch zügiger und erhält die Spannung und somit die Aufmerksamkeit. Ein Konflikt knüpft an den anderen an, stellt die Hauptfiguren unermüdlich vor neue Herausforderungen.
Ansonsten hätte ich nur das bereits erwähnte Ausbleiben von bekannten Darstellern zu bemängeln. Ich bin leider jemand, der einfach mindestens ein bekanntes Gesicht braucht um in der Hinsicht zufriedengestellt zu werden, denn das keinen Film grundlegend ändern. So hat es z.B. sogar der turmhohe Mist von
»Burn After Reading« (Stichwort After...) geschafft, nur durch seine großartigen Schauspieler (Brad Pitt, George Clooney, John Malkovich) und deren Leistungen noch eine passable Bewertung zu bekommen. Aber wenn man, wie hier, nicht ein einziges vertrautes Gesicht erblickt und der Hauptdarsteller aus dem Nichts hervorgezogen wurde, ist das zumindest für mich schon ein astlanger Dorn im Auge, der zu sehr an B-Movies erinnert. Tatsächlich hab ich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Hauptdarsteller von »District 9« und dem von »Braindead« entdeckt...
Die Leute machen ihren Job nicht schlecht und wirken so ziemlich allesamt sehr überzeugend, aber es ist doch ein ganz anderes Filmerlebnis, wenn ein Will Smith oder ein Bruce Willis über die Leinwand läuft (auch wenn Letzterer nicht die Optimalbesetzung gewesen wäre, dafür wurde zu wenig geschossen).
Was den Film aber wirklich besonders macht, ist wohl der Plot um diese neue Form der Aliens. Für gewöhnlich kennen wir ja nur die Standardformen wie die bösen Invasoren aus »Independence Day« oder die im Geheimen lebenden Außenweltler in »Men In Black«, aber die Geschichte von Aliens, die aus ihrem Mutterschiff befreit und in Slums gesteckt werden, von denen die gesamte Menschheit weiß, die in ständigem Kontakt miteinander stehen, die eine weitesgehend menschliche Art an sich haben, von etwas Vergleichbarem habe ich zumindest noch nichts gehört.
Das ist zumindest das Grundgerüst, im Detail haben mich dann doch ein paar Punkte etwas gestört. Welche Regierung auf dieser Erde würde den Aliens derart friedlich gesonnen sein, sie in einem nur mit läppischem Stacheldraht umzäunten Gebiet leben lassen und ihre Rechte so weit mit denen der Menschen gleichsetzen, dass sie zum Umsiedeln eine Unterschrift der Aliens benötigen? Innerhalb von den ersten drei Stunden wäre Amerika in Südafrika eingewandert und hätte die Millionen Aliens einkassiert um sie so zu erforschen, wie es der Film nur in sehr unglaubwürdig geringem Maße darstellt.
Sehr gelungen hingegen finde ich wieder die Konstellation der Hauptfiguren, die die Symapthien des Zuschauers wild durcheinander bringen. So gibt es Menschen, die einen schier anwidern, aber auch Aliens, für die man einfach ein unglaubliches Wohlwollen entwickelt - meine persönliche Lieblingsfigur ist tatsächlich ein Alien.
Ja, jetzt wartet das Fazit, schwierig schwierig... ich vermag nicht zu sagen, ob ich mir den Film ein wiederholtes Mal anschauen würde. Er war nicht schlecht, hatte teilweise sogar wirklich überzeugende Elemente, ich halte »District 9« nur einfach nicht für fesselnd. Die Viertelstunde Showdown am Ende wäre vielleicht über den ganzen Film besser aufgeteilt worden, denn es gibt viel zu viele Durststrecken, die eine gehörige Portion Spannung vertragen hätten. Es war definitiv ein interessantes und im gewissen Maße inspirierendes Filmerlebnis, das beweist, dass Hollywood doch noch einen Hauch Innovation zu bieten hat. Schade nur, dass sie das direkt mit anderen Faktoren zunichte machen.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (erinnern mich zu sehr an B-Movie Darsteller, obgleich gute Arbeit geleistet wird)
Plot: 7/10 (zu langgezogen, zweite Hälfte dafür umso überzeugender)
Effekte: 10/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10