Eli Stone Season 1 Review
Laufzeit: ca. 550 Minuten
Genre: Dramedy
Regie: Ken Olin (?)
Darsteller: Jonny Lee Miller, Natasha Henstridge, Victor Garber
Gesehen auf: Deutsch
Inhalt:
San Francisco. Der Anwalt Eli Stone beginnt plötzlich Dinge zu sehen - bizarre Dinge, wie feuerspeiende Drachen oder George Michael, der auf seinem Wohnzimmersofa singt. Der Grund dafür, ist ein Hirnaneurysma, das Halluzinationen auslöst. Schnell merkt er, dass seine Halluzinationen Bezug zu seinen Fällen haben und dass sie ihm helfen, diese zu lösen. Sein Freund Dr. Chen sieht in Eli eine Art Propheten.
Kritik:
Als ich die Vorschau auf Prosieben zum Auftakt dieser neuen Serie sah, hab ich ziemlich große Augen gemacht. Zwar entpuppte sich die Serie nicht, wie ich eigentlich gedacht hatte, als Comedyserie mit Gastauftritten von diversen Musikern, aber was sie dann wirklich war, fand ich noch viel besser. Der einzige berühmte Musiker, der in dieser Staffel auftaucht, ist George Michael. Und seit ich die Folge gesehen habe, in der er in einer von Elis Visionen »Faith« auf einem Sofa performt hat, bin ich begeistert von dem Song. Irgendwie rockt es noch mehr als das Limp Bizkit Cover davon. Nur damit sich niemand wundert, wenn der Name des Musikers hier öfter fallen könnte, etwas Hintergrundwissen: Im Original haben alle Folgen den Titel eines von Michaels oder Wham!‘s Songs, da Produzent Berlanti ein Riesenfan von ihm ist.
Nun aber zur Serie selbst… irgendwie steh ich ja auf diesen ganzen Anwaltskram. Ich könnte mir auch zweistündige Thriller anschauen, die durchgehend im Gericht spielen, ohne Langeweile zu kriegen. Das mag am Enthusiasmus der Amerikaner liegen, wie im Gericht oder z.B. auch in der Politik (ich schweife ab…) – deshalb schaffen es deutsche Anwälte (bzw. deren Darsteller) auch nur ins Nachmittagsprogramm für Arbeitslose, während die amerikanischen zur besten Sendezeit am Abend laufen. Zwar geht es hier auch primär um die Prozesse, aber sie nehmen allerhöchstens 50% ein jeder Folge ein, wenn nicht weit weniger. In den 13 Folgen der ersten Staffel wird viel mehr dargestellt, wie Eli sein Aneurysma entdeckt, akzeptiert, lernt damit umzugehen und wie sich seine neue Lebenssituation auf sein Umfeld und sein Leben auswirkt: Eine geplatzte Verlobung, eine Anklage gegen ihn zum Entzug seiner Anwaltsgenehmigung, Visionen aus seiner Vergangenheit… und all das ist wirklich grandios inszeniert. Die Visionen, seien es Szenen aus dem zweiten Weltkrieg, ein Propellerflugzeug im Tiefflug oder bereits erwähnter Drache sind auf dem höchsten Stand der Technik und sehen so echt aus, wie aus einem beliebigen Film eines Genres, in dem man ähnliche Dinge und Szenen findet. Aber nicht nur diese Art von Szenen ist toll inszeniert, denn die Musical-Einlagen sind fast noch eindrucksvoller. Viele von Elis Visionen beginnen nämlich mit dem Ertönen eines Songs (nicht zwangsläufig immer einer von George Michael) und verlaufen weiter in einer musicalreifen Vorstellung seines halluzinierten Umfeldes. Seine Sekräterin, sein Chef, seine Ex-Frau – wer gerade betroffen ist, performt mit in der Vision und übernimmt ebenfalls die Singparts. Ich konnte nicht herausfinden, ob die Darsteller selbst gesungen haben, halte es aber nicht für unwahrscheinlich.
Im Weiteren gibt es sehr interessante Figuren. Neben der äußerst sympathischen Hauptfigur Eli, wären da noch Dr. Chen, der als Einziger an göttlichen Einfluss glaubt, seine verdammt heiße Ex-Frau Taylor (gespielt von Natasha Henstridge, die einigen vielleicht aus den Species-Teilen bekannt sein dürfte) , ihr Vater und Vorstand der Anwaltskanzlei Jordan, der sich härter zu knacken gibt, als er eigentlich ist, seine gutmütige und sture Sekräterin Patti, der vorlaute Sam Jaeger als Matt Dowd, der sich nie für eine gemeine Stichelei oder eine sexuelle Anspielung zu schade ist und noch eine ganze Reihe weiterer interessanter wie sympathischer Figuren. In erster Linie waren sie ausschlaggebend dafür, dass Eli Stone für mich ab der ersten Folge zum festen Bestandteil meines Mittwochabends wurde.
Die Serie überzeugt in erster Linie durch ihre Handlung, die abwechslungsreichen Geschichten und coolen Visionen, Comedy ist eher ein Nebenbestandteil des Projekts, weshalb er auch eher kurz kommt – aber der ein oder andere gute Spruch fällt immer wieder, vor allem in den letzten Folgen von Sam Jaeger. Sollte einem nur von vorne herein bewusst sein.
Die letzte Folge (wie auch die vorletzte), die vorhin gelaufen ist (/sind), hat mich wirklich beeindruckt und auch – ich alter Softie gestehe – zu Tränen gerührt. Alles war super inszeniert und bis zum Schluss war einem nicht wirklich klar, was nun Vision und was Filmrealität war. Alles war ziemlich emotional und… wenn ich weiterschreiben würde, könnte ich mir das Spoilern nicht verkneifen, deshalb beende ich meinen Vortrag hier besser.
Alles in allem also eine sehr gute Serie mit einer genialen, innovativen Idee dahinter, tollen Figuren und sowohl Witz, als auch einer gehörigen Portion Drama. Aber auch die Spannung kommt, vor allem bei den Prozessen, gut rüber und lässt einen gebannt auf die Mattscheibe glotzen. Mit lediglich 13 Folgen ist das Ganze eher ein Kurzzeitspaß, aber dafür hat es dennoch einen vorbildlichen Unterhaltungswert.
Ich gebe zu, dass mit den Musical-Einlagen mag möglicherweise abschreckend klingen (ich bin auch kein Fan von Musicals), aber es ist wirklich sehr sehr schön dargestellt und man muss es selber sehen um zu entscheiden, ob es was für Einen ist oder nicht. Ebenso verhält es sich mit dem Ganzen George Michael Getue. Ich fand die
berühmte Szene auf dem Sofa bereits genial und hab mich immer gefreut, wenn er einen weiteren
Gastauftritt hatte (in einer (…) Folge spielt er sogar richtig mit).
Das Ende der letzten Folge ist auch sehr schön gemacht und überzeugt, wenn die letzte Vision auch etwas übertrieben war, wie ich finde, aber das ist wohl Ansichtssache. Etwas skeptisch stehe ich da noch der zweiten Staffel gegenüber, die in den USA wohl noch läuft und hierzulande dauern wird, aber das, liebe Kinder, ist die Geschichte für einen anderen Abend.
Bewertung:
Darsteller: 8/10 (gute, sympathische Darsteller, die auch oder vor allem in den Visionen überzeugen)
Plot: 9/10 (Ich find die Grundidee genial, die einzelnen Folgen, die Prozesse und Visionen und ganz besonders das Ende… wenn etwas mehr Witz enthalten wäre, würd’s eine 10 sein)
Effekte: 10/10 (alle Effekte, egal ob aus dem Action-, Fantasy- oder Katastrophenfilmsektor sind auf einwandfreiem High-Budget-Niveau)
Anspruch: 6/10 (Die Prozesse sind nicht allzu anstrengend mitzuverfolgen, da sie immer in kleinen Häppchen dargeboten werden, schlafen sollte man aber trotzdem nicht)
Gesamteindruck: 8/10 (sehr gute Serie, wie ich finde)