Stephen Kings ES
Laufzeit: ca. 182 Minuten
Genre: Horror
Regie: Tommy Lee Wallace
Darsteller: Tim Curry, John Ritter, Tim Reid, Seth Green
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 18. November 1990
Inhalt:
Eine idyllische kleine Stadt, die von wiederkehrenden, mysteriösen Ereignissen heimgesucht wird. Kinder verschwinden, werden ermordet, der Mörder wird nie gefasst. Während dieser Ereignisse wächst eine Gruppe von 7 Kindern in dieser Stadt auf und kommt den Ursachen auf die Schliche, die sich offenbar in einem unheimlichen Clown manifestieren. 30 Jahre später jedoch, taucht Clown Pennywise erneut auf um Unheil zu stiften und die inzwischen erwachsenen Kinder kehren zurück in ihre Heimatstadt um ihren Schwur einzuhalten und das Treiben ein für alle mal zu beenden…
Kritik:
»Du brauchst keine Freunde, du hast deine Mutter.«
Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon in der Buchhandlung an diesem unglaublichen Wälzer vorbeilief und ihn immer schon haben wollte, doch es aus unerfindlichen Gründen nie dazu kam. Vielleicht lag es daran, dass mich der Einstieg in Kings Horrorliteratur in Form von »Shining« derart abschreckte, dass ich mir so etwas nicht erneut antun wollte. Vielleicht war es auch derselbe Grund, der mich so lange auf »ES« verzichten ließ, denn schon die Verfilmung von »Shining« war grauenhaft gewesen, obwohl Jack Nicholson und alles so in den Himmel gelobt wurden. Als ich dann auch noch vor dem Ansehen kürzlich nachsah, was mich so grob erwartete, wurde ich zusätzlich damit geschockt, dass der Film fast die 200 Minuten erreichte und somit ähnliche Standards bricht wie die Romanvorlage. Nun, zum Glück taugt der Film etwas und ist mit »Zimmer 1408« somit Kings erste Buchverfilmung, die ich sah und die sich diesen Titel ergattern konnte.
Die beachtliche Länge des Films, vor allem für einen Horrorfilm, führt darauf zurück, dass quasi zwei Geschichten erzählt werden, die schon allein jeweils ein ganzes Buch hätten füllen können. Die Hauptpersonen bleiben dieselben, doch wird immer wieder abwechselnd ihre Geschichte als Kinder und die der Erwachsenen erzählt und es gibt viel zu erzählen, nicht zuletzt, weil es sich um sage und schreibe sieben Hauptpersonen handelt, von denen keiner zu knapp kommt. Lasst euch aber nicht abschrecken von der Spieldauer, denn mir erschien sie genau richtig – und ich hatte die waghalsige Idee, mir den Film nach ein Uhr nachts anzuschauen und ich habe problemlos bis kurz vor vier ausgehalten, während ich bei Filmen wie
»Wie das Leben so spielt« kaum die Halbzeit erreichte um mich dafür zu entscheiden, lieber am nächsten Tag weiterzuschauen. Überraschenderweise taugt der Film wirklich etwas, ist spannend, unterhaltsam und kurzweilig. Zudem, was mich ebenfalls beeindruckte, ganz seinem Genre entsprechend ist der Streifen tatsächlich gruselig. Einem hartgesottenen, abgehärteten Kerlchen wie mir macht er natürlich keine Angst, aber er hat deutlich mehr Potenzial und Atmosphäre als irgendeiner der
»Nightmare On Elm Street« Teile, beispielsweise. Clown Pennywise erinnerte mich auch gewissermaßen von seinem Charakter und seinen Fähigkeiten her an Freddy Krueger, doch letztlich bleibt immerhin die Figur des verbrannten Traumkillers unerreicht – was Pennywises Charme nicht schmälern soll, denn sowohl sein skurriles Auftreten, als auch seine ganze Art sind sehr gelungen dargestellt und tragen erheblich zum Gelingen des Films bei.
Nicht nur der Clown überzeugt jedoch, auch die anderen Hauptdarsteller und die bringen eine weitere Überraschung mit sich, denn mir gefallen tatsächlich sämtliche Kinderdarsteller erheblich besser als ihre Alter-Egos. Mir! Der Kinderdarsteller wie die Pest hasst, zahlreiche Filme nur wegen ihnen verdammte! Doch diese sieben Racker sind wirklich sympathisch und spielen keinesfalls unglaubwürdig, was einen nicht verwundern sollte, ist doch u.a. Seth Green darunter. Wirklich interessant einen namhaften Schauspieler wie ihn in Kindesgröße vorzufinden. Ihre 30 Jahre älteren Versionen gefallen mir nicht so gut, vor allem hinsichtlich dem, was aus ihnen geworden ist. Sie sind weit weniger, teilweise sogar gar nicht mehr sympathisch und haben sich auch was ihr Äußeres angeht stark zum Nachteil entwickelt, was natürlich auch ihre Sympathie Minuspunkte einbringt. Doch obgleich ihre Figuren nicht so richtig zu überzeugen wissen, gilt das weiß Gott nicht für ihre Darsteller. Wobei ich an dieser Stelle doch gerne noch mal auf Tim Curry zurückkommen möchte, der Pennywise spielte, und dessen Identität ich erst jetzt aufdeckte. Seine Karriere basiert offenbar primär auf dem Synchronisieren, doch ich finde, dass Curry ein sehr einprägsames Gesicht hat, das direkt wenn man es sieht, einen glauben lässt, er wäre wirklich berühmt, obgleich ich ihn offenbar nur aus »Scary Movie 2« kenne, wo er den Professor verkörperte. Nun, so wurde eben auch ihm eine Lebensrolle zuteil, dummerweise eine, in der man ihn kaum erkennt.
Die Story gefällt mir, wie schon gesagt, trotz ihrer beträchtlichen Länge ausgesprochen gut und ich empfand sie als genauso gut geschrieben wie umgesetzt, obwohl man sich definitiv über die Auflösung am Ende streiten kann. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie einige als Enttäuschung empfinden könnten.
Der Film kommt auch mit sehr wenigen Effekten aus und beschränkt sich darauf, Horror mithilfe anderer Mittel zu erzeugen als Kunstblut oder alles verdrängende Special Effects wie in
»Das Geisterschloss«. Doch für eine TV-Produktion ist »ES« definitiv sehr hochwertig und ich bezweifle, dass es sonderlich viele bessere Filme gibt, die es nicht ins Kino geschafft haben, wenn überhaupt. Spontan fallen mir da nur »Bermuda Dreieck – Tor zu einer anderen Zeit« und »Son Of The Dragon« ein, doch obgleich ich beide mochte, würden sie »ES« zweifelsohne unterliegen. Ich staune immer noch darüber, wie gruselig man bunte Luftballons machen kann.
Wer Gruselfilme sucht, wird um diesen Film nicht herumkommen, denn atmosphärisch ist er definitiv der beste Gruselfilm, der mir bisher unterkam – zumindest unter denen, die es wirklich nur auf Grusel anlegen und nicht mit Blut, Leichen und sonstigen Tricks nachhelfen.
Für eine TV-Produktion ist der Film ausgesprochen gut besetzt, gut inszeniert und wirklich sehr spannend, so dass die zunächst schockierende Laufzeit kaum bis gar nichts ausmacht. Ich kann dem Streifen nur wärmstens empfehlen und bin mir sicher, dass Pennywise in einem Atemzug mit Krueger, Vorhees und Myers genannt werden würde, wenn es denn auch von »ES« derart unendlich viele Fortsetzungen gäbe. Da dies allerdings nicht der Fall ist, wird seine Popularität natürlich auch geschmälert, leider, denn damit ist dem Film definitiv Unrecht getan, er hat schließlich so viel mehr zu bieten als jeder »Nightmare On Elm Street« Teil und die meisten Genre-Kollegen.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 7/10
Effekte: 7/10 (Berücksichtigung: wenig Effekte, TV-Produktion, 1990)
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 8/10