Love Hina Review

Genre: Anime
Gesehen auf: Japanisch (Englische Untertitel) / Deutsch
Erscheinungstermin: 2000
Inhalt:
Als Keitaro noch klein war, gab er einem Mädchen das Versprechen, mit ihr zusammen auf die Tokio Universität zu gehen, doch sie zog überstürzt weg und Keitaro vergaß über die Jahr hinweg ihren Namen oder wer sie war, nur das Versprechen war hängengeblieben und sein Entschluss, es mit aller Entschlossenheit durchzusetzen. Leider leichter gesagt als getan, denn zwei Male war ihm die Aufnahme bereits misslungen und seine Eltern wollten auch keinen ewigen Schüler durchfüttern, weshalb er das Angebot seiner Großmutter annimmt und Manager ihres japanischen Frauenwohnheims wird. Die Mädchen, die in dem großen Gebäude rund um die heißen Quellen wohnen, sind zunächst noch weniger begeistert, doch Keitaro ist froh, weiter für die Aufnahmeprüfung der Uni lernen zu können. Und neue Anhaltspunkte, was die Person seines Kindheitsversprechens angeht, tauchen auch auf und das nicht zu knapp…
Kritik:
»You pervert!«
25 Anime-Folgen, 2 halbstündige Specials und 3 OVAs, aber jetzt bin ich durch. Durchaus etwas verwirrend diese Zusammenstellung und ich ließ mich anfänglich auch von ihr täuschen, weshalb ich so verwundert über die absolut nichtssagende und offene letzte Folge war. Dann wurde mir allerdings klar, dass die Specials nicht Anime-Specials im Sinne von denen von z.B. One Piece waren, sondern Meilensteine der Story mit wichtigen Handlungspunkten, genau wie die drei OVAs, die einiges überspringen und direkt das Ende der Serie erzählen.
Ich denke, dass man bei »Love Hina« von Geschmackssache sprechen kann, aber ein Meilenstein des Genres wurde damit zweifelsohne nicht gesetzt. Der Humor basiert in erster Linie auf den Missverständnissen und Unfällen von Keitaro, die meistens darin münden, dass er die Mädchen beim Baden oder Umziehen überrascht oder dass er beim Umfallen an ihre empfindlichen Stellen greift oder sich ungeschickt festhält und ihnen damit Kleider vom Leib reißt. Anfänglich durchaus amüsant zu sehen, wie Naru Keitaro dann immer verprügelt und durch die Gegend fliegen lässt, aber da das in jeder Folge gefühlte 5 Mal passiert, ist der Running-Gag schon ermüdend, bevor man überhaupt erst in der Story drin ist.
Es ist keiner dieser „perversen“ Animes, die sich auf hüpfende Brüste und den Blick unter knappe Röcke reduzieren, doch aufgrund des zentralen Themas der Liebe und den Beziehungen zwischen Mann und Frau geht es hier doch ein wenig heißer her als beispielsweise in Animes wie
»One Piece«, wo derartiges keinerlei Rolle spielt.
Die Story ist so ein weiterer Faktor, der stark Geschmackssache ist. Zentraler Plot ist die Beziehung zwischen Keitaro und Naru, die beide ganz offensichtlich etwas füreinander empfinden, allerdings nicht zueinander finden können. Das Ganze ist unheimlich in die Länge gestreckt und es war mit Sicherheit die richtige Entscheidung, den Anime gegenüber dem Manga abzukürzen, da einem das ewige hin und her langsam aber sich auf den Keks geht. In der einen Szene kommen sie sich endlich vielversprechend näher, springen dann aber wieder auf Distanz, als wäre nie etwas gewesen. Selbst nach beispielsweise dem Weihnachts-Special, der eigentlich das Finale hätte werden können, stellt sich heraus, dass es letztlich doch zu absolut nichts geführt hat. Da kann man schon mal gerne laut seufzen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Kindheitsversprechen von Keitaro, das ein weiterer Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist. Keitaro ist beinahe besessen davon, dieses Versprechen einzulösen, da er aber nicht mehr weiß, wem er es gegeben hat, treten immer neue Spekulationen darüber ans Tageslicht und immer neue Figuren springen in die Rolle der möglichen Kindheitsfreundin. Sicher, darauf baut gewissermaßen der gesamte Plot auf und man kann einiges daraus machen, aber auf Dauer ist es genauso ermüdend wie der Running-Gag, wenn sich dann doch wieder herausstellt, dass diese jene nicht jene diese war und man eine neue vorgesetzt bekommt, die jene diese sein könnte, es aber wahrscheinlich im Enddefekt auch nicht war. Am Ende war es mir schon völlig schnuppe, wem er nun sein Versprechen gegeben hatte, es ging im Grunde genommen ohnehin nur noch darum, wie lange es noch dauern würde, bis Keitaro und Naru zusammenkommen.
Dritter Aspekt, der Geschmäcker treffen oder verfehlen kann, sind die ausgeflippten Ideen. Die Episoden wirken einfach, als wären sie teilweise unter Drogenkonsum spontan aus dem Bauch heraus geschrieben worden. Fliegende Hausschildkröten, antike Schildkrötenzivilisationen, die mit gefährlichen Roboterschildkröten angreifen, geradezu abenteuerliche Fahrzeuge und Geräte, die quasi alles gewünschte möglich machen und sich weit über die Grenzen des Realismus hinwegsetzen. Wer so etwas nicht mag, dem wird »Love Hina« definitiv sauer aufstoßen, aber auch die, die auf so abgefahrenes Zeug stehen, werden nicht übermäßig begeistert sein, da es wiederum kein Extremum sprengt um besonders zu sein.
Die Figuren hingegen gefallen relativ gut, sind auch gewohnterweise so unterschiedlich, wie sie nur sein können. Keitaro und Naru als Hauptfiguren sind noch die am wenigstens spektakulärsten, da sie auch noch am ehesten normal sind. Die unheimlich schüchterne Shinobu, die ebenfalls schüchterne Motoko, die aber leicht zu reizen und damit aus der Reserve zu locken ist, Mitsune, die Trinkerin und das hinterhältige Element der Wohngemeinschaft, das immer auf Sensationen und damit ihrem eigenen Spaß aus ist oder Su, die völlig überdrehte Erfinderin, die technisch alles möglich macht. Bei den Nebenfiguren wird es schon dünner, aber es gibt auch nicht sonderlich viele davon, so kann man sich wohl kaum beschweren.
Alles in allem ist das Ganze wohl ein Durchschnitts-Anime, was in meinen Augen aber schon an den am bisher wenigsten guten Anime grenzt, denn eigentlich sind Animes bei mir bisher doch immer irgendwo etwas Besonderes gewesen und genau dieses Gefühl kommt bei »Love Hina« nicht auf. Es gibt bei weitem nicht genug zu lachen und die einzige Szene, die mich wirklich berührt und sogar zu Tränen gerührt hat, war das Christmas-Special. Umso enttäuschter war ich, dass die gesamte Handlung, die an dessen Ende schon so weit fortgeschritten war, im Herbst-Special bereits wieder auf null gekommen war um alles noch ein bisschen länger hinzuziehen. Das eigentliche Ende gefiel mir dann in Relation weit weniger gut, auch wenn es noch als passabel aufzufassen ist.
Ich denke, man kann seine Zeit auf jeden Fall sinnvoller verbringen. Ich hätte lieber noch mal »Full Metal Alchemist« schauen sollen…
Oh, wenn man es sich aber schon geben will, dann sollte man wohl eher auf die japanische Originalsynchronisation zurückgreifen, denn die deutsche Variante war trotz bekannter Stimmen eher peinlich und im Vergleich auch ziemlich unpassend.
Bewertung:
Figuren: 7/10
Plot: 3/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 5/10