Uncharted 2: Among Thieves Review
Mit einer blutenden Wunde am Bauch erwacht Drake in einem Zug - der senkrecht einen eisigen Abgrund herunterhängt. Wie konnte es nur so weit kommen? Er hätte sich nie auf den Coup mit Flinn und Chloe einlassen sollen, die das Geheimnis von Marco Polo aufdecken wollten...
Kritik:
Mann, ist das geil hier ohne Vorgesetzte und Gäste, schon mein viertes "Writing before Working"-Review heute

Und dieses Mal geht's um das schwer ersehnte "Uncharted 2", für das ich sogar ein paar Euro mehr hingeblättert hatte um das limitierte Steelbook einzusacken. Und es hat sich gelohnt, ist wirklich schick. Die Extras, wie das PS3-Menü im Design des Spiels oder goldene Waffen (die nur im Multiplayer zur Geltung kommen) sind das Geld hingegen weniger wert.
Ich will gleich sagen, dass, obwohl das Spiel so dermaßen in den Himmel gelobt wurde und obwohl es bereits von playfire.com zum Spiel des Jahres '09 gewählt wurde, ich immer noch den Vorgänger bevorzuge. Das Ärgerliche ist nur, ich vermag gar nicht sor echt zu sagen warum. Die Grafik hat sich noch ein ganzes Stück weiterentwickelt und ist nun wirklich atemberaubend und auf der PS3 so ziemlich vergleichslos, die Level bieten nun mehr Freiraum, man kämpft auf größeren Flächen, die Vielfalt der Gegner wurde erweitert und bietet nun mit gepanzerten Söldnern (teilweise mit Minigun) echt hartnäckige Gegenspieler. Natürlich muss auch der Multiplayer erwähnt werden, der wohl als bewegendste Neuerung gehandelt wird - zurecht. Und doch fehlt im irgendetwas, dass mich so am ersten Teil fasziniert hat.
Die Story ist genauso spannend und fantasievoll wie die vorige und da die Spielwelt sich dieses Mal nicht nur auf eine tropische Insel beschränkt, sind die Level sehr abwechslungsreich. Während man hier noch in ein türkisches Museum einbricht, sitzt man dort schon in einer verschneiten Eiswüste fest, reist weiter in ein idyllisches Bergdorf, in gefährliche Eishöhlen und sogar in ein verstecktes Paradies... Vielleicht ist es sogar genau dieses ganze hin und her Gereise das mir nicht so recht zusagen will. Ich meine, was war denn so falsch an einer einzigen Insel? Man kann schließlich nicht sagen, dass
"Uncharted" keine Abwechslung bot - ganz im Gegenteil. Und eines der genialsten Shooter, den ich zocken durfte, "Far Cry", beschränkt sich auch auf eine schlichte, tropische Insel und die Atmosphäre davon ist schon äußerst schwer zu toppen. Wenn man sich gerade an ein schickes Setting gewöhnt und dann wieder in ein anderes verfrachtet wird, geht einem die Integration flöten, das Hineinversetzen und somit ein ganzes Stück wichtigem Charmes.
Was ich allerdings an der Story auszusetzen habe, ist das fast identische Gerüst des Vorgängers. Ein mysthischer Schatz, ein reicher Schurke mit unzähligen Söldnern im Schlepptau, das Auftauchen von starken Monstern, wenn die normalen Gegner nicht mehr ausreichen und auch das Ende könnte man als gewisse Kopie ansehen.
Darüber hinwegtäuschen sollen die beiden neuen Hauptfiguren Flinn und Chloe, die mit Drake zusammen das Spiel einleiten. Über Flinn lässt sich streiten, mein Fall ist er eher nicht, da seine Sprüche einfach allesamt flach wie ein stilles Gewässer sind, aber Chloe... oh Mann, ich war kurz davor mich zu verlieben

Wenn Uncharted wirklich verfilmt werden soll, hoffe ich auf eine Umsetzung mit ihr und einer Besetzung, die ihr nur annähernd gerecht wird. Die Frau ist D-Y-N-A-M-I-T. Umso mehr hat mich auch die zweite Spielhälfte und das Auftauchen alter Bekannter gestört... Indiana Jones hatte in drei Teilen auch nie dieselbe Frau!
Spannend bleibt es dennoch und vor allem wurde das Konzept "Wie im Film" auch im zweiten Teil der Reihe beibehalten. Die Kameraperspektiven wechseln meisterhaft, wie vor Ort von einem Regisseur gefordert, vertiefen die Atmosphäre und lassen vor allem in rasanten Momenten KinoFeeling aufkommen, wie es mir bisher noch in keinem anderen Spiel untergekommen ist.
Ansonsten gibt es eigentlich kaum Neuerungen im SinglePlayer selbst. Das Gameplay ist, soweit ich mich entsinne, identisch zum Vorgänger, wurde höchstens stellenweise etwas verfeinert und man hat ein paar neue Möglichkeiten Gegner still auszuschalten, was vor allem auf dem Crushing-Schwierigkeitsgrad von größter Bedeutung ist. Neben den StandardKnarren, wie der AK42, der M4, dem Dragon Sniper usw. gibt es auch wieder ein paar neue Waffen, allen voran die bereits erwähnte Minigun und die Schrotpistole, die fast so cool wie die Desert ist. Fast.
Und wer auf Spielereien steht, für den hält das Spiel auch noch ein paar besondere Extras bereit. So kann man beispielsweise eine ganze Menge von Funktionen und Dingen freischalten und im Shop kaufen, die einem den SinglePlayer amüsanter gestalten - oder einfacher. So gibt es die Funktion, die jeden Gegner beim ersten Schuss auf Eis legt, unendlich Munition, die Spiegelwelt, die es auch schon im Vorgänger gab, wenn ich mich recht entsinne, und man kann nach dem Freischalten und Erwerben jede beliebige Waffe auf Abruf anwählen (auch BonusWaffen wie Eddies goldene Desert), was besonders bei einigen Trophies enorm weiterhilft. Zur reinen Belustigung dienen dann noch die CharakterDesigns. So kann man nicht nur zwischen Drake in verschiedenen Outfits wählen (oder dem schwer übergewichtigen Donut-Drake, der wirklich ein Brüller ist!), sondern auch zwischen den anderen Spielfiguren (Natürlich musste ich die Chance nutzen um Chloe die ganze Zeit auf den Arsch schauen zu können (Gott lobe ThirdPerson!) und wurde dabei zusätzlich davon amüsiert, dass meist Drakes Stimme aus ihrer Kehle drang) und BonusFiguren, wie Marco Polo persönlich, die verschiedenen Söldnerformen oder auch Sir Francis Drake, auf dessen Spur ihr im ersten Teil ward. Lustig, ja, aber eben nur eine Spielerei.
Der Multiplayer verspricht da schon deutlich mehr Spaß. Eine breite Palette von Spielmodi wartet hier auf einen, die über kooperatives Arena-Surviving bis hin zum altbekannten DeathMatch reicht. Obwohl ich dieser Funktion durchgehend skeptisch gegenüberstand, fand ich die Umsetzung letztlich doch überaus gelungen und überzeugend. Es machte verdammt Spaß mit und gegen andere online zu zocken - nur die goldenen Waffen haben mir nicht sehr viel Spaß bereitet, da lediglich die eigene Anfangswaffe vergoldet erscheint und es sich damit auch hat.
Sehr schade war nur, dass die Online-Trophies des Spiels ein Witz waren (kompletiere ein kooperatives und ein konkurrierendes MultiplayerSpiel) und zumindest mir als Trophy-Hunter damit nach einem Abend schon die Motivation nahmen wieder im Spiel online zu gehen. Überhaupt ist es ein wahres Kinderspiel bei "Uncharted 2" die Platin-Trophäe zu ergattern, noch weit einfacher, als es im Vorgänger der Fall war.
Uncharted 2 behält vieles bei, was den Vorgänger ausgemacht hat. Es verliert weder an seiner grafischen Hochwertigkeit, noch an zahlreichen Kletter- und Sprungeinlagen so wie massig Schießereien, die zumindest im höchsten Schwierigkeitsgrad durchaus Taktik erfordern. Auch der Witz, der mir die Figur des Drake damals direkt wesentlich sympathischer gemacht hat als die Sexbombe Lara Croft (was schon was heißen soll, ich bin schließlich ein Mann - ja, guckt nicht so überrascht!) bleibt erhalten, wurde eventuell sogar noch ausgebaut (ich erinnere mich nur zu gern an die Situation auf dem Hoteldach als ich Drake in den Pool springen ließ und er "Marco... hehehe... na komm schon! Marco!" rief - was mir glatt noch eine überraschende Belohnung bescherte).
Einzig störend ist wirklich, dass irgendwie ein atmosphärischer Teil des Charmes verloren geht durch das ständige SettingWechsel und (!!) dass man Schätze nicht länger nur noch am Boden suchen muss, sondern auch an Wänden, Decken, Statuen, in Glocken und an anderen Stellen, wo sie zunächst heruntergeschossen werden müssen, wie
"Tomb Raider Underworld" es vorgemacht hat. Schön und gut, das gestaltet die Schatzsuche etwas anspruchsvoller aber bitte... wer hat schon Bock sich hinter jeder Hausecke minutenlang im Kreis zu drehen um jeden Quadratzentimeter in einer so riesigen Welt mühsamst abzusuchen, nur um am Ende doch wieder nur gut 85 von 100 (eigentlich wieder 101) Schätzen zu haben. Aber für Verzweifelte (oder Faule) gibt's ja das Internet...
Trotz allem tatsächlich eines der Spiele 2009, auch wenn ich mit playfires Abstimmung nicht übereinstimmen würde.
Bewertung:
Spielspaß: 8/10 (die Trophies bieten wenig Motivation, aber die Story ist schick und der Multiplayer überzeugt ebenfalls)
Grafik: 10/10
Charaktere: 7/10 (es gibt ja erneut nicht sonderlich viele, aber abgesehen von Flinn überzeugen eigentlich alle)
Gesamt: 8/10 (eine sehr starke, aber ich würde spontan nicht mal sagen, dass
"Arkham Asylum" schlechter war...)