Kevin - Allein zu Haus Review
Laufzeit: ca. 103 Minuten
Genre: Komödie
Regie: Chris Columbus (er lebt oÔ)
Darsteller: Macaulay Culkin, Joe Pesci
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 17. Januar 1991
Inhalt:
Es ist Weihnachten und die McCallisters haben volles Haus! Nicht nur, dass sie schon eine ganze Horde Kinder haben, es sind auch noch Onkel und Tante da mit ihrem eigenen Nachwuchs, da alle am nächsten Morgen über die Feiertage nach Frankreich fliegen wollen. Einzig der kleine Kevin ist nicht in Feierstimmung, denn jeder hackt auf ihm herum und behandelt ihn ungerecht. So kommt es, dass er sich wünscht, keine Familie mehr zu haben - nicht ahnend, dass sein Wunsch in ein paar Stunden bereits in Erfüllung gehen würde. Die McCallisters verschlafen nämlich und in ihrer Eile vergessen sie den auf den Dachboden verbannten Kevin, der seinen Wunsch daraufhin in Erfüllung gegangen sieht.
Zu allem Überfluss haben es auch noch gerade jetzt zwei Einbrecher auf ihr Haus abgesehen...
Kritik:
"Wenn ich groß bin und verheiratet, wohn ich allein!"
Irgendwie ist der Film ja schon Kult, aber irgendwie ist er auch nicht so der Knaller. Über seinen Status in der Filmgeschichte brauch sich aber definitiv nicht gestritten zu werden, denn so ziemlich jeder kennt zumindest den Filmtitel von »Kevin - Allein zu Haus« und wenn die Story gar nichts taugen würde, würde sie nicht noch bis heute kopiert werden (siehe »Der Kaufhaus-Cop«).
Und die Story ist auch nicht schlecht, wenn man ehrlich ist, stellt sich die ganze Idee doch als ziemlicher Brainshot heraus. Daher ist es viel mehr die Umsetzung, die weniger gelungen ist, weil der Film einfach nicht genug zu unterhalten weiß. Sicher, es handelt sich um eine Familienkomödie (ohne die Familie), die vor allem auf Kinder ausgelegt sind, die sicher große Augen bekommen, angesichts der schier unendlichen Möglichkeiten, die ein verlassenes Haus so mit sich bringen, aber ich erkenne das nicht als Freifahrtschein dafür an, sich deswegen in Sachen Script weniger Mühe zu geben. Ein paar Gags wären definitiv nicht schlecht gewesen, denn die sind absolute Mangelware - wenn überhaupt, lebt der Humor im Film von ein paar Slapstick-Einlagen auf Kosten der beiden Einbrecher. Dann gibt es natürlich noch die einprägsamen Szenen, die man einfach mit dem Film verbindet, auch wenn man ihn schon ein Jahrzehnt nicht mehr gesehen hat, wie allen voran wohl das Benutzen des After-Shaves. Solche Kultszenen sind ja durchaus schon was Feines, aber wenn der Film an sich seinen Kultstatus eigentlich nicht verdient hat, verlieren auch sie an Wert.
Schauspielerisch haben wir auch ein gewisses Dilemma. In der Hauptrolle die Pestbeule mit dem grässlichsten Vornamen der Hollywood-Geschichte: Der junge Macaulay Culkin (der es abgesehen von »Kevin - Allein zu Haus« und »Richie Rich« aber zu absolut nichts gebracht hat...). Darüber, dass von jemandem in dem Alter keine Spitzenleistung in einer Hauptrolle zu erwarten ist, waren sich offenbar auch die Drehbuchautoren im Klaren, denn der junge Culkin hat im ganzen Film keine DinA4-Seite voll Dialoge. Angesichts der deutschen Synchronstimme, die mit aufgedrehter Lautstärke wohl Glas zum Springen bringt, ist mir das aber auch nur recht.
Die andere Hauptrolle, sozusagen der Brain des Pinky&Brain-EinbrecherDuos, wird gespielt von Joe Pesci, mit dem sich doch schon durchaus mehr anfangen lässt. Meilensteine wie »Goodfellas« und die »Lethal Weapon«-Reihe tragen seinen Namen in ihren Abspännen - auch wenn er es selbst dort nie über eine Nebenrolle hinaus geschafft hat. Nun, seine Figur spielt er genauso, wie sie beabsichtigt war: Dass Kinder über ihn lachen können. Sobald meine Zeitmaschine fertig ist, bringe ich in Erfahrung, ob er es bei mir geschafft hat, bis dahin müsst ihr mit meiner heutigen Ansicht vorlieb nehmen: Öde! Ein Typ, dem ein Bunsenbrenner den Kopf ankokelt und der erst einige Sekunden mit großen Augen nur da steht, bevor er hinausläuft und mit dem Kopf voraus in den Schnee springt, der daraufhin wiederum eine Dampfschwade hinterlässt, das gehört in einen Donald Duck oder Bugs Bunny Cartoon. Das hat natürlich nichts mit Pescis schauspielerischer Leistung zu tun, das ist mir selbst klar, und er kann auch kaum viel mehr machen, als schreiend und wild mit den Armen wedelnd herumzulaufen, während sein Deckel brennt, da hapert's eben wieder am Plot, der einzig mit seinen Bildern Humor zu schaffen versucht.
Sicher, Kevins Maßnahmen um das Haus vor den Einbrechern zu verteidigen, sind recht amüsant und gewitzt, aber ich hatte sie um einiges spektakulärer in Erinnerung. Jetzt ging mir alles irgendwie zu schnell und ehe ich mich versah, war die Höhepunkt-Phase des Films auch schon vorbei und es gab keine einfallsreichen Fallen mehr - und abgesehen von dieser Phase bringt der Streifen, wie schon erwähnt, nichts ausreichend Unterhaltsames zustande.
Dass es sich um einen reinen Kinderfilm handelt, erkennt man auch anhand der schwerwiegenden Moral-Schiene, die über die gesamte Spieldauer gefahren wird. Es fängt ja gleich mit dem mysteriösen Kinderfilm-Klischee-Wunder zu Weihnachten an, der Kevins Wunsch erfüllt und seine Familie verschwinden lässt. Dann folgt natürlich die Phase des Ausprobierens, bevor es einen Tacken zu schnell schon in die Reue übergeht, sich so etwas gewünscht zu haben. Moral #1: Pass auf was du dir wünscht & liebe deine Familie. Dann gibt es da auch noch den unheimlichen Nachbarn mit der Schneeschippe, über den schreckliche Geschichten erzählt werden... Moral #2: Glaub nicht blind alles, was dir erzählt wird. Oh, und Moral #3 nicht zu vergessen: Das Telefon funktioniert immer dann wieder, wenn man es am dringendsten braucht :]
Ich muss an dieser Stelle an meinen alten Deutschlehrer denken, der mir einst sagte, in seiner grenzenlosen, alkoholverhangenen Weisheit: "Wenn man Literatur studiert, muss man die Bibel gelesen haben um Vergleiche und Bezüge zu verstehen." Meiner Meinung nach, sieht das bei Filmen genauso aus. So langweilig sie auch sein mögen, es gibt ein paar Exemplare, die man einfach kennen muss um gewisse Hommagen/Imitate zu erkennen oder Anspielungen zu erkennen und dazu gehört auch »Kevin - Allein zu Haus«. Jetzt klingt es natürlich wieder ungeschickterweise so, als wäre der Film zum Sterben langweilig, was natürlich nicht der Fall ist... wie gesagt, die Storyidee ist wirklich ein kleiner Geniestreich, es fehlt dem Gesamtwerk nur deutlich an Witz.
Bewertung:
Darsteller: 6/10
Plot: 5/10
Effekte: -/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10