Gladiator Review
Laufzeit: ca. 149 Minuten
Genre: Historiendrama
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 25. Mai 2000
Inhalt:
Der römische Truppenführer Maximus gewinnt eine weitere Schlacht und möchte den Krieg nun hinter sich lassen um zu seiner Familie zurückkehren zu können. Der amtierende Cesar erwählt ihn allerdings als seinen Nachfolger um der Korruption ein Ende zu setzen. Cesars Sohn Commodus allerdings, der fest mit der Thronfolge gerechnet hat, missfällt dies dermaßen, dass er seinen Vater vor der Bekanntgabe umbringt und seinen Platz einnimmt. Maximus soll exekutiert werden, schafft es aber zu entkommen – und landet unter Gladiatoren. Entschlossen, sich an Commodus zu rächen, nutzt er diesen Weg ins Collosseum.
Kritik:
Da ich gestern ohnehin mal wieder bis in den Nachmittag hineingeschlafen habe, dachte ich mir, nutz ich meine ausbleibende Müdigkeit um in der Nacht noch Gladiator zu gucken. Dann stimmt auch das Film/Werbung-Verhältnis (Gina Wild und Dolly Buster brauchen nicht so lange wie die anderen). Einziger Nachteil war, dass ich das Ganze aufgrund schlafender Eltern nicht in Dolby Surround erleben konnte, was sicher genauso viel ausgemacht hätte, wie ihn auf einem großen Flachbildfernseher zu sehen – also der Kinobesuch damals anno 2000 war sicher erheblich eindrucksvoller, als den Film leise auf einem gewöhnlichen Fernseher schauen zu müssen. Aber in der Not frisst der LorD Fliegen.
Mein Urteil gleich zu Beginn wäre, dass der Film zwar gut ist, aber nicht so überragend, wie er gehandelt wird.
Dank Computertechnik werden einige eindrucksvolle Bilder geliefert, vor allem vom alten Rom, aber diese stehen so dermaßen im Hintergrund, dass sie kaum die Möglichkeit haben zu wirken. Der zentrale Punkt im Film ist nämlich die Schauspielerei. Alles dreht sich um die beiden Hauptfiguren Maximus und Commodus, die von Crowe und Phoenix verkörpert werden. Der Streifen konzentriert sich darauf, so viel wie möglich über diese beiden Figuren zu erzählen und Verständnis für ihr Handeln zu vermitteln. Aus diesem Grund ist er auch ein Stück anspruchsvoller als Genre-Kollegen, die ihren Schwerpunkt auf die Schlachten und Kämpfe legen, wie z.B. »300«. Was keinesfalls bedeuten soll, dass es hier keine Action gibt – ganz im Gegenteil: Es vergeht keine Viertelstunde, in der nicht das Schwert gezückt und eingesetzt wird. Letzteres passiert auch immer in überzeugender Art und Weise und auch unter Einsatz von Blut, obgleich nicht sonderlich brutal. Nun gut, brutale Todesarten und erbarmungslose Hinrichtungen sind sicherlich brutal, aber ihre Darstellung hält sich diesbezüglich sehr in Grenzen. Einschnitte ins Fleisch sieht man nur für Sekundenbruchteile und wenn jemandem der Kopf abgeschnitten wird, hat dieser Jemand beispielsweise einen Helm auf, unter dem mit Sicherheit nicht mal mehr ein künstlicher Kopf steckt. Auch hier bietet sich also ein deutlicher Unterschied zu meinem Vergleichsobjekt »300«.
Natürlich ist auch die Story wesentlich umfangreicher als ein großer Haufen von Männern, die sich zwischen zwei Klippen aufstellen und alles plattmachen, was ihnen entgegen kommt. Wie schon gesagt sind die Figuren erheblich tiefgründiger und vom Zuschauer wird mehr Anspruch verlangt. Glücklicherweise sorgen die häufigen Kämpfe dafür, dass der Anspruch nicht den Rahmen sprengt und in Langeweile ausartet. Regisseur Scott hat seine 149 Minuten ausgezeichnet ausgefüllt und so aufgebaut, dass es einem kaum wie Überlänge vorkommt.
Von den Schauspielern her war ich anfänglich etwas skeptisch, aber mir kam zu Beginn auch der Gedanke, dass wir hier einen historischen
»Punisher« zu Gesicht bekommen. Erfolgreich in seinem Job, hört auf, dann die Geschichte um ihn und seine Familie, wenn er aufwacht schaut er einem Dunkelhäutigen entgegen – wie viele Parallelen brauch man noch? ^^
Jedenfalls… ach richtig, die Schauspieler. Crowe passt definitiv perfekt in die Rolle, sowohl vom Schauspielerischen als auch vom Typ her. Wie er mit seiner mächtigen Rüstung und dem Pelz darum durch die Soldatenreihen marschierte hatte schon etwas von der Rolle seines Lebens. Bei Joaquin Phoenix kam dann die erste Skepsis auf, ihn in der zweiten zentralen Rollen zu sehen. Doch seit »Walk The Line« hat er mein deutliches Wohlwollen und ich dachte nicht mehr weiter darüber nach – zu Recht. Es dauerte nicht lange, bis er sich als richtige Wahl herausstellte. Der leicht zu erschütternde, etwas kindliche Charakter des Commodus erforderte weit mehr, als ich von dieser Figur erwartet hätte und Phoenix schafft diese Elemente einzubringen.
Weniger Skepsis, sondern viel mehr ein »Och neee… oder?!«-Gedanke kam dann auf, als Ralf Moeller im Bild auftauchte. Bitte… wenn man einen Film wie Gladiator dreht, kann man doch nicht einen Mann wie Moeller ins Boot holen. Der Typ ist der Uwe Boll unter den Schauspielern, nur in einigermaßen sympathisch. Nun gut, man musste ihn nicht allzu oft sehen, wobei ich mich frage, warum er so eine letzte Szene verdient hat… bei Oliver Reed weiß ich es zumindest. Der Arme starb während den Dreharbeiten an einem Herzinfarkt, das Drehbuch musste umgeschrieben und er per Computer passend dargestellt werden. Gelungen würde ich sagen, man hat absolut nichts gemerkt.
Alles in allem also ein schöner Film, der wunderbar unterhält, aber kein Wunderwerk ist, wie er gehandelt wird. Er hat ein eindrucksvolles, dramatisches Ende, aber keins von denen, bei dem Einem die Tränen kommen würden – ich hab eher Genugtuung empfunden hinsichtlich des Ausgangs des Kampfes. Ein klein wenig kitschig fand ich dann aber doch diese Jenseitsillusionen, das hätte nicht sein müssen. Dennoch ist es sicherlich ein Film, den man sich öfters ansehen kann, ohne dass er langweilig wird und den man sich auch definitiv ansehen sollte, wenn man etwas sehen möchte, dass sich geradezu ausschließlich um die Darsteller und ihre Figuren dreht. Ich hätte ihm keine fünf Oscars gegeben, aber meine Abneigung gegen die Wahl deren Gewinner sollte auch inzwischen bekannt sein.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 6/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 8/10