Mutant Chronicles Review
Laufzeit: ca. 105 Minuten
Genre: Science-Fiction / Horror / Action
Regie: Simon Hunter
Darsteller: Thomas Jane, Ron Perlman, Devon Aoki, Benno Fürmann, John Malkovich
Gesehen auf: Deutsch
DVD-Release: 31. Oktober 2008
Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 2707 und die Welt wird von vier Großkonzernen beherrscht. In Europa bekriegen sich gerade zwei davon, »Bauhaus« und »Capitol«. Unwissentlich zerstören sie dabei ein uraltes, steinernes Siegel und befreien die dort eingesperrten Mutanten, deren einziges Ziel es ist, die Menschheit auszurotten und zu Ihresgleichen zu machen. Dies geschieht mithilfe einer außerirdischen Apparatur, die sich ebenfalls unter diesem Siegel befindet…
Kritik:
Ich hatte im Grunde genommen nie die Absicht, mir den Film anzuschauen. Ich ging in der Videothek daran vorbei, dachte mir »Nie davon gehört, ist wahrscheinlich also auch nichts«. Mein Vater, der sowieso keine Ahnung hat, greift da immer willkürlich zu. Und als ich dann Counts Review sah mit der kosmischen Wertung von 9/10 Punkten, war ich leicht erstaunt. Nicht, dass das auch nur annähernd irgendwelche Richtlinien für mich wären, aber es hat mich neugierig genug gemacht, um das Teil mal in den DVD-Player zu schieben.
Gleich bei den ersten Bildern bekam ich einen grauenhaften Schreck: Oh fuck, Benno Fürmann! Wo bin ich hier reingeraten?! Meine Allergie gegen die deutsche Filmindustrie und alle ihre Schäfchen legte sich dann etwas, als ich ein paar Einstellungen später den
»Punisher«, Thomas Jane, erblicken durfte. Ich dachte mir, gut, negativ und ziemlich positiv gleichen sich aus, passt. Doch dann ging der Spaß noch weiter! Ron
»Hellboy« Perlman, John Malkovich, Devon Aoki – wo zum geliebten Geier war ich denn hier gelandet?
Vom ganzen Szenario, der Aufmachung und auch vom Cover her erinnerte mich alles sehr ans Videogame »Resistance: Fall Of Men«. Und da das Spiel bodenloser Mist war, konnte der Film immerhin schon mal nicht schlechter werden. Überhaupt war er sehr überzeugend. Direkt der Anfang auf dem Schlachtfeld, die Schützengräben, alles sehr arm an Farbe, nebelig, verregnet und vor allem: Voller KAWOOM! Wenn man die Dolby Surround Anlage anwirft, den Film reinschiebt und sich gemütlich aufs Bett legt, wird man förmlich wieder herausgeschleudert, wenn die ganzen Kanonen anfangen zu schießen und die erschütternden Explosionen einschlagen. Und diese gelungene Atmosphäre zieht sich im Grunde durch den ganzen Film, bis hin zum Schluss.
Die Story ist recht platt, keine Frage. Das mit den vier Konzernen empfand ich als ganz nette Idee, das mit den Mutanten haute dann auch noch hin, aber so ziemlich alles andere war nicht mit sehr viel Hirnschmalz verbunden. Wofür auch? Der Film ist schön lockere Kost, mit viel Action, Blut und quasi keinem Anspruch – sprich, Spaß pur.
Diesem förderlich ist dann natürlich auch noch die Top-Besetzung, die im Grunde genommen für den Begriff Action steht. Und ich musste mir schließlich auch eingestehen, dass mein Vorurteil gegen Benno Fürmann unbegründet war – seine Figur schaffte es zu meinem Favoriten im Film zu werden, nachdem die von Jane mir nach einigen geradezu peinlichen Ich-spiel-jetzt-den-Held-und-pump-mein-Ego-Szenen fast zuwider wurde. Überhaupt waren alle Darsteller absolut überzeugend, was aber auch an der Tatsache liegen konnte, dass ihre Rollen kein großes Talent erforderten. Alle sind ziemlich klischeehaft gezeichnet, die meisten unterscheiden sich auch kaum voneinander (auch wenn das versucht wird mit der Geschichte ihrer jeweiligen Tickets darzustellen) und abgesehen von Perlman, der auch den Erzähler übernimmt, hat keiner von ihnen sonderlich viel zu reden. Womit wir wieder beim Anspruch von 0 wären, der den Spaß doppelt.
Die Effekte sind dann doch noch der Punkt, der mir am wenigsten gefallen hat. Einige der Mutanten sind nicht gerade ein Make-Up-Meisterwerk, aber da man keinem von ihnen sonderlich lange ins Gesicht schauen muss, geht das auch in Ordnung. Etwas anderes ist da schon das Blut. Man kann sich aussuchen, ob man es »comichaft« nennen möchte, ich würde es eher – um noch mal Bezug zu »Resistance« zu nehmen – mit Videospielen verbinden. Es ist tiefrot und sticht dabei immer gut von seiner tristen Umgebung hervor, vielleicht etwas vergleichbar mit »Sin City«. Andererseits wirkt es stellenweise auch so amateurhaft, dass man meinen könnte, Counter Strike 1.6 hätte die Finger im Spiel. Ein Erlebnis für sich, muss man gesehen haben! Der Splatter ist auch nicht sonderlich hochwertig und im späteren Verlauf, aufgrund mangelnder Opfer, eher rar, aber Fans des Genres sind mit Sicherheit schlechteres gewöhnt.
Dann gibt es noch so einige Punkte, die von der Logik her stören würden, wenn man darauf Wert legen würde – was wiederum ein verheerender Fehler in diesem Fall wäre. Das ganze Kriegsszenario z.B., das einfach so rückständig wie im Zweiten Weltkrieg wirkte, sei es von den Waffen oder von der sonstigen Ausrüstung her. Gibt’s überhaupt noch in unserer Zeit Stabgranaten? Jedenfalls wirkte es optisch falsch in einem Film, der 700 Jahre in der Zukunft spielt. Ebenso, dass alle Maschinen von Kohle betrieben zu sein schienen, wo doch Rohstoffknappheit herrschte. Oh, und natürlich die tiefgründige Frage, warum Perlmans Charakter 20 Soldaten haben will, obwohl er nur so wenig Schwerter für sie hat? Aber das nur unbedeutend am Rande.
Ich würde schon sagen, dass der Film in erster Linie etwas für Actionfans ist. Er ist trotz der gelungen Atmosphäre nicht gruselig, der Splatteranteil hält sich in Grenzen und Science-Fiction ist im Grunde genommen schon ein zu hoch gegriffener Ausdruck – da ist er schon mehr Abenteuer. Man wird hier kaum etwas sehen, das man nicht schon kannte, sollte sich also keine Hoffnung auf Innovation machen, sondern einfach den Spaß genießen, den der Film macht – wenn man auf Boom Boom und Spritz Spritz steht und das auch noch mit ordentlichen Schauspielern - und einem leider etwas zu abrupten Ende, bzw. einer miesen Schlusseinstellung. Durchweg für betroffene DVD-Regale zu empfehlen.
Bewertung:
Darsteller: 8/10 (Super Besetzung, passen alle toll in ihre Rollen)
Plot: 4/10
Effekte: 7/10 (das Blut versagt stellenweise ziemlich)
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 8/10 (SPAAAß!!)