Poltergeist Review
Laufzeit: ca. 114 Minuten
Genre: Horror
Regie: Tobe Hooper (aber wohl eigentlich Steven Spielberg)
Darsteller: Craig T. Nelson, JoBeth Williams
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 23. September 1982
Inhalt:
Familie Freeling lebt in einer dieser großartigen, umfangreichen, amerikanischen Siedlungen voller Traumhäuser – bis ihr Haus zu einem Alptraum wird, denn es spukt. Gegenstände bewegen sich wie von Geisterhand, merkwürdige Geschehnisse passieren mit dem Fernseher. Und dann verschwindet die jüngste Tochter spurlos, doch gleichzeitig ist sie immer noch präsent.
Kritik:
»Ich werde reingehen und sie holen.«
»Sie werden Sie nicht gehen lassen. Lassen Sie mich gehen.«
»Sie haben sowas noch nie gemacht.«
»Sie doch auch nicht.«
»Sie haben Recht, gehen Sie!«
Ich starte jetzt eine Reihe von Filmen, die man als Cinemaniac einfach gesehen haben muss. Ich habe mir »Der Zauberer von Oz« besorgt, nachdem er wieder ein paar Mal in
»Veronica Mars« zitiert wurde, ich werde mir sogar den alten Schinken »Citizen Kane« ansehen, weil er so viel Erwähnung in der Serie fand und es gibt eben auch eine Menge alter Horrorfilme, die Genre-prägend gewesen sein sollen und die man allein für Vergleichsmöglichkeiten kennen muss. Ich habe mir »Poltergeist« also quasi angesehen um mitreden zu können.
Ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich es bereue, aber ich bin definitiv auch nicht begeistert. Geister sind einfach nichts, was mir sonderlich Angst einjagen könnte. Fliegende Gegenstände, flackerndes Licht, ein starker Sog im Kleiderschrank – hatte man wirklich vor so etwas Anfang der 80er Angst? Moderne Geisterfilme, sofern sich jemand daran wagt, sind schon wesentlich kreativer, wie »Zimmer 1408« (sofern man ihn als Geisterfilm betiteln möchte) oder doch zumindest brutaler, wie »13 Geister«. »Poltergeist« hat so etwas nicht und die FSK 16 Einstufung kann ich mir auch wirklich nur aufgrund einer Szene vorstellen, die noch dazu nicht mehr als eine Illusion darstellte.
Ehrlich gesagt hatte ich mir erhofft, dass der Film viel mehr im Stil von »Scary Movie 2« gehalten wäre, denn das waren auch meine ersten Begegnungen mit Poltergeistern – obgleich es natürlich Parodien darauf waren. Aber ein großes, düsteres Schloss, dort machen flatternde Vorhänge und alles andere Gruselige doch erheblich mehr her. Ein gewöhnliches Wohnhaus in einer amerikanischen Siedlung mit einer fünfköpfigen Familie, darunter zwei nervige Kinder, das überzeugt nicht unbedingt.
Ich gehe davon aus, dass »Poltergeist« aufgrund seines eingesessenen Namens zumindest Mitbegründer des Geister-Genres gewesen ist, von daher werde ich ihn auch als solchen bewerten und analysieren.
Ich schätze, dass das Gruselige an dem Film das sein sollte, was man nicht sehen konnte, denn darauf legten es doch schließlich die meisten alten Horrorfilme an. Stilvolle, nervenaufreibende Musik oder angespannte Stille, düstere Schatten und finstere Nacht, hinter denen sich wer weiß was verbergen konnte. »Poltergeist« versucht das auch zunächst, indem er den Geistern keinerlei feste Form gibt, wie man es wahrscheinlich nur zu gut aus »Casper« kennt. Sie bewegen Gegenstände, sie sind vielleicht sogar helle Lichtfiguren, die durchs Zimmer wandeln, aber sie haben keine feste Form – bis Steven Spielberg, der hier maßgeblich die Finger im Spiel hatte, wohl entschied, dass das doch irgendwie zu langweilig war, also mussten noch ein paar Monster eingebaut werden und Skelette, die genauso schlecht aussehen, wie die in der Geisterbahn auf der Kirmes. Das Ganze war jetzt wirklich nicht mehr tragisch, da der ganze Film nicht sonderlich überzeugend war, aber es hätte nicht unbedingt sein müssen.
Nach einer sehr schleppenden Anlaufphase bringt der Streifen aber immerhin ein gewisses Maß an Spannung auf, die einem die Zeit bis zum Ende überbrückt. Man will dann doch wissen, wie sie nun die kleine Carole Anne wieder aus der Geisterwelt zurückholen und was das engagierte Medium anstellt, wozu kein normaler Mensch fähig wäre. Ja, Geisterfilme ohne Medium funktionieren wohl einfach nicht, selbst
»Drag Me To Hell« aus dem letzten Jahr bediente sich noch dieser… eigentümlichen Figur der übernatürlichen Dame. Gleichzeitig brachte »Poltergeist« aber auch eine hochentwickelte, technische Ausrüstung mit sich um den merkwürdigen Geschehnissen auf den Grund zu gehen, doch während Teile davon wie beispielsweise ein gewöhnlicher Fön aussah, so hatte doch nichts davon wirklichen Nutzen. Wenn man schon Technik gegen Geister einsetzt, dann doch bitte so, wie es die »Ghostbusters« vorgemacht haben.
Wahrscheinlich hätte mir der Film auch besser gefallen, wenn er mehr so wie »Silent Hill« ausgegangen wäre, aber wer traut sich schon auf ein Happy End zu verzichten? Steven Spielberg ist mit ganz großer Sicherheit zumindest keiner davon.
Schauspielerisch… nun ja, wie gesagt, drei der Hauptdarsteller sind Kinder und ich kann Kinder in Filmen, besonders in Hauptrollen so absolut nicht ausstehen. Ihr Gekeife und die kindlichen Angewohnheiten wie »Lasst das Licht an!« oder das unters Bett gucken, das nervt mich einfach ungeheuer – und ja, ich weiß, ich war auch mal jung. Aber ich war damals ein Held! Ich habe die Monster im Schrank gejagt, sie zur Strecke gebracht, ausgeweidet, ausgestopft und über mein Bett gehängt und vor jedem Schlafengehen hab ich mich vor ihnen aufgebaut und sie ausgelacht. Jaah, genau so lief das damals.
Die erwachsenen Darsteller waren hingegen für einen Horrorfilm recht bekannt – nichts gegen eine Jamie Lee Curtis in »Halloween«, aber immerhin hat man Craig T. Nelson schon in Filmen wie
»Im Auftrag des Teufels« und JoBeth Williams in »Aus dem Dschungel in den Dschungel« mit Tim Allen gesehen – nichts Großartiges, da will ich wohl zustimmen, aber immerhin schon mehr, als die meisten anderen Horrordarsteller von sich behaupten können. Mit Ausnahme vielleicht von Johnny Depp, der bei
»A Nightmare On Elm Street« angefangen hat.
Effekttechnisch macht der Film uns natürlich nichts vor, aber man muss auch im Hinterkopf behalten, dass 1982 verdammt lang her ist und damals rauchige Hände aus dem Fernseher oder übergroße, schreiende Totenköpfe, die im Raum schweben, nicht zum Filmalltag gehörten. Für die Zeit sehen die Sachen sogar ziemlich überzeugend aus, zumindest wesentlich besser als vielleicht die andauernden Blitze in den »Ghostbusters« Filmen. Andere Szenen hingegen sind sehr durchschaubar gemacht, wie beispielsweise die, die auch in »Scary Movie 2« parodiert wurde. Diane wird von ihrem Bett gerissen, die Wand hochgezogen, kullert dann über die Decke und munter wieder an der anderen Wand nach unten. Es ist schon merkwürdig, dass der Schnitt immer dann einsetzt, wenn sie eine Zimmerecke erreicht und man auf den frevelhaften Gedanken kommen könnte, dass sie einfach die Zimmerkulisse entsprechend gedreht haben, damit Mrs. Williams ihre Faxen unbeirrt auf dem Boden fortführen konnte, die Kamera sie aber an der Decke zeigte. Kleinigkeiten eben. Dafür gibt es aber auch eine Szene, in der sie im Flur ankommt und am Ende die Tür mit den leuchtenden Rahmen sieht und die Einstellung sich dann sofern verändert, dass der schmale Korridor immer länger zu werden scheint. Ein großartiges Element für Horrorfilme, wie ich finde, und ich denke, dass »Poltergeist« einer der ersten Filme sein müsste, in dem es genutzt wurde.
Ich kann nicht sagen, dass der Film es wert war, noch so viele Sequels daraus zu holen (aber das hat man mit allen 80er Horrorfilmen so gemacht), er war einfach etwas geringfügig anderes in der Masse von Horrorfilmen, die in den 80ern den Markt überschwemmt hat. Zwischen Serienkillern aller Arten und massenhaft Zombies hat man sich hier getraut, mit weit weniger Handfestem zu arbeiten und Geister einzusetzen. Letztlich wurden dafür wohl weit mehr Spezialeffekte gebraucht, als für all die anderen Genre-Kollegen, aber ob sich das nun gelohnt hat ist fraglich. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich doch allemal einen mordenden Killer wie Freddy, Jason, Michael oder Chucky oder eine blutrünstige Zombieherde einem Gruselfilm wie diesem hier vorziehen, der weder gruselt, noch schockiert oder erschreckt. Das war eigentlich schon vorherzusehen, als die Kinder ins Bild traten, aber man hofft ja immer noch ein Stück weiter.
Meiner Meinung nach hat der Film nichts, was man gesehen haben müsste, so wie ich es eigentlich erwartet hatte. Die markanten Szenen, wie die, in der Diane durch das Zimmer kugelt, wären mir nicht mal explizit aufgefallen, wenn ich sie nicht aus »Scary Movie 2« kennen würde und auch ansonsten gibt es keine Zitate, die man mal gebrauchen könnte oder aufsehenerregende Durchbrüche der Filmkunst, außer vielleicht der Effekt mit dem länger werdenden Gang, aber ich bin mir nicht sicher, in wie fern das zu dem Zeitpunkt neu war. Von daher kann ich nur sagen, dass der Film absolut nichts ist, was man sich ansehen müsste, egal ob man Langeweile hat oder nicht und egal ob man ein Cinemaniac ist oder nicht. Ich hab schlechtere Horrorfilme gesehen, auch langweiligere, aber ich habe auch schlechte Horrorfilme gesehen, die besser waren.
Wahrscheinlich ist das Gruseligste an dem Film das kleine Mädchen, genau wie bei »The Ring«, nur dass sie in diesem Fall nicht aus dem Fernseher herauskommt, sonder hineingeht...
Bewertung:
Darsteller: 6/10 (Kinder, uäh!)
Plot: 4/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 4/10