Mrs. Doubtfire Review
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Genre: Komödie
Regie: Chris Columbus
(hat der nicht Amerika entdeckt?)
Darsteller: Robin Williams, Pierce Brosnan, Sally Field
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 27. Januar 1994
Inhalt:
Daniel hat einen sehr eigenwilligen Charakter und kann sich nie sehr lange in einem Job halten, liebt dafür aber seine Kinder über alles. Als er allerdings eine überzogene Feier für seinen Sohn gibt, reißt seiner Frau der Geduldsfaden und sie lässt sich scheiden. Daniel darf seine Kinder fortan nur noch ein Mal die Woche sehen. Da ihm das aber nicht reicht, gibt der talentierte Schauspieler sich als Hausmädchen aus…
Kritik:
Einer der Filme meiner Kindheit, die ich seither auch nicht mehr gesehen hatte. Im Gegensatz zu »Hook« ist dieser allerdings keinesfalls enttäuscht. Im Gegenteil, ich frage mich sogar, wie ich den Film als Rotzlöffel gut finden konnte angesichts der ganzen guten Gags, die ich damals wahrscheinlich noch nicht mal annähernd verstanden hab.
Wie man schon in »Good Morning, Vietnam« erleben durfte, ist Robin Williams so etwas wie der weiße Eddie Murphy hinsichtlich seines Mundwerkes und hier zeigt er mal wieder sein volles Können. Dieses Mal geht es weniger darum minutenlang ohne Luft zu holen im Schnellvorlauf zu reden, sondern mehr ums Stimmenverstellen, was er ebenfalls großartig drauf zu haben scheint (ich kann das in diesem Fall nur von der deutschen Synchronstimme sagen, die einiges an Arbeit zu leisten hatte). Und ich spiele hierbei nicht einmal auf die Stimme von Euphegenia Doubtfire an, die wirklich beachtlich gut verstellt ist, sondern viel mehr auf die kleineren Sprecheinlagen. Die Stellen im Büro der Sachbearbeiterin oder im Filmstudio sind wirklich große Klasse. Überhaupt spielt Williams so gut, wie man es ihm nachspricht. Zwar handelt es sich um eine Rolle mit ruhigem Gemüt, wo ich den aufgedrehten Radiomoderator aus »Good Morning, Vietnam« doch vorziehe, aber die hat er auch irgendwie drauf und sie passt auch zu ihm. Vor allem unter der Maske der Doubtfire, wo er im Grunde genommen fast nur seine Augen hat, um etwas rüberzubringen, merkt man deutlich was gerade dargestellt wird – sehr gut sogar.
Auch über die restlichen Darsteller lässt sich nicht klagen. Pierce Brosnan hat als reicher Geschäftsmann ohnehin eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert ist und Sally Field spielt die hysterische, überforderte Mutter und Ehefrau auch ganz passabel – obgleich sie mir definitiv nicht sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Die Kinder, die ohnehin nie große Auftritte haben, lassen sich auch ansehen und es ist ein ungeheurer Spaß sich über die lispelnde Mara Wilson (»Matilda«) lustig zu machen. »Iss geh ssnell die Treppen rauff!« Ansonsten muss ich aber sagen, dass sie von allen dreien als deutlich jüngste auch am deutlich besten gespielt hat.
Die Story ist natürlich erste Sahne und Grundlage für »Big Mamas Haus«. Ein Mann, der sich mit jeder Menge Gummi und entsprechenden Klamotten freiwillig als Frau ausgibt und das auch noch aufs Schärfste zu verstecken versucht. Nun, »aufs Schärfste« ist vielleicht etwas übertrieben, da Daniel seine Stärken in Bezug auf die Kinder auch überaus deutlich auf Mrs. Doubtfire überträgt, aber daraus resultieren auch wieder ziemlich komische Situationen: Eine alte Frau in Strickjacke, die wie in ihren besten Jahren Fußball spielt, mit dem Staubsauger tanzt oder Luftgitarre spielt.
Natürlich treten auch erhebliche Probleme mit der Verkleidung auf, die der Humor des Films schamlos in den verschiedensten Situationen ausnutzt. Besonders schön ist immer der Unterschied zwischen den beiden Charakteren derselben Figur dargestellt, wenn Daniel hin und her switchen muss und die Darstellung, wie der jeweils andere Charakter Einfluss auf den anderen auswirkt.
Am Tollsten ist natürlich die damit verbundene Moral am Ende. Ein Mann, der sich augenscheinlich in das Gegenteil seiner selbst verwandelt um die Fehler wieder auszubügeln, die er mit seiner eigenen Persönlichkeit begangen hat und die doch immer eigentlich derart offensichtlich und überaus einfach zu lösen gewesen wären. Frei nach dem missachteten Motto »Wem du’s heute kannst besorgen…« äh, ihr wisst schon… muss er seine aufgeschobenen Fehler nun unter größtem Aufwand bereinigen, indem er sogar diejenigen belügen muss, für die er das Alles eigentlich tut. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber wenn man die betreffenden Szenen am Ende des Films sieht, dann sollte man einfach wissen, was ich meine und was mich so begeistert hat.
Natürlich überzeugt nicht nur das Ende, sondern auch die recht langen zwei Stunden sind insgesamt mit unterhaltsamen Stellen gespickt, die das Anschauen nicht langweilig werden lassen. Besonders hervorzuheben sind die in Beiläufigkeit versteckten Gags, die dem unaufmerksamen Zuschauer sicher entgehen (»Das kalte Fleisch erinnert mich an meinen Mann«), weil sie einfach so dermaßen unauffällig in die Dialoge mit eingebaut sind und Doubtfires ruhige, geschwätzige Art sowieso nicht zulässt, dass die guten Sprüche wie man es meist gewohnt ist betont werden und hervorstechen. Hinzu kommen die genialen Unterredungen über Daniel selbst, in denen er/sie stets den/die wissende/n Unwissende/n mimt und die versteckten Eifersuchtsattacken gegenüber Pierce Brosnans Figur.
Definitiv eine von Williams besten Rollen und Filmen und eine klasse Komödie, deren Anspruch man nicht unterschätzen sollte.
Bewertung:
Darsteller: 8/10 (Robin Williams fährt schwere Geschütze auf und auch der Rest ist annehmbar)
Plot: 7/10 (sehr schöne, damals innovative Geschichte mit Moral)
Effekte: 9/10 (das Makeup ist wirklich große Klasse und Williams ist weniger dahinter zu erkennen als Martin Lawrence hinter der Big Mama Fassade)
Anspruch: 6/10 (eine lockere Komödie mit dennoch einer ganzen Reihe versteckter Gags, die Aufpassen erfordern)
Gesamteindruck: 8/10