A History Of Violence Review
Laufzeit: ca. 91 Minuten
Genre: Drama
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 13. Oktober 2005
Inhalt:
Familienvater Tom Stall führt ein gemütliches Leben in einem abgelegenen, ruhigen Ort – bis eines Abends zwei Männer in seinem Dinner auftauchen und ein Blutbad veranstalten wollen. Stall schafft es beide zu überwältigen und wird im Handumdrehen zum Medienhelden. Der Medientrubel führt allerdings nicht nur Journalisten zu ihm, sondern auch Mitglieder des organisierten Verbrechens, die fest darauf beharren, einen gewissen Joey Cusack vor sich zu haben.
Kritik:
Anhand des Titels und einiger kurzer Sätze zum Film habe ich mehr etwas in Richtung »Jack Ketchum’s The Girl Next Door« (/ »Jack Ketchum’s Evil«) erwartet, aber damit hat das Ganze absolut nichts zu tun. Ein Drama ist es zwar schon, aber mit erheblichen Thriller- und ein paar Actionelementen, die allerdings nichts mit Folter zu tun haben. Zumindest nicht im direkten Sinne, wie im genannten Film. Da es nur diese Annahme und das sture Herumliegen des Filmes in meiner Schutt-Schublade waren, die mich zum Gucken verleitet haben, gab es dementsprechend auch keine qualitativen Erwartungen, also kann ich völlig unvoreingenommen an die Bewertung herangehen:
Der Film begann sehr schleppend. Als man die beiden Killer in den ersten – für die Story völlig unerheblichen – Szenen bei ihren trägen Tätigkeiten beobachtete, befürchtete ich schon, dass der ganze Film in diesem hingezogenen Tarantino-Stil geschaffen worden sein könnte. Als die eigentliche Story dann aber loslegte, flaute dieser Faktor auch ab und alles bekam eine passable Erzählgeschwindigkeit, mit der man gut leben konnte – auch angesichts der lediglich 91 Minuten Spielzeit.
Spannung konnte immer wieder auf einem gewissen (wenn auch eher niedrigen) Level gehalten werden, da die Geschichte einige unbekannte Fakten gekonnt verschleiert; seien es hierbei der Cadillac, der mit seinen verdunkelten Scheiben immer wieder vorfährt oder die Insassen desselben, deren Absichten nicht wirklich durchschaubar sind oder einfach die Verwirrung streuenden Erwähnungen des Namens Joey Cusack und was es mit diesem auf sich hat. Die angespannte Atmosphäre wird dann von Zeit zu Zeit mit Männerkram aufgelockert, entweder mit einer kurzen aber ordentlichen Action-Szene oder aber einer beträchtlich langen Sex-Szene – von der zumindest eine durchaus auch schon Action ist. Das Setting, dieser kleine idyllische Ort, hat mir erstaunlich gut gefallen. Erst diese Ruhe, die man dort erwartet, und dann immer das Bedrohliche, wenn man den schwarzen Cadillac um die Ecke biegen sieht oder der verstümmelte Ed Harris im Einkaufscenter hinter der Tochter sitzt, die Maria Bello verzweifelt sucht. Durchaus gelungene Atmosphäre, das ist nicht zu bestreiten.
Schauspielerisch ist der Streifen auch top besetzt und lässt keine Wünsche offen. Ich bin zwar kein Viggo
»Aragorn« Mortensen Fan, aber er hat seinen Job gemacht – auch wenn ich ihn nicht für den Hauptrollen-Typ halte. Maria Bello (»Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers«,
»Das Ende - Assault on Precinct 13«, »Payback«) war da schon erheblich überzeugender und rein optisch auch wieder akzeptabler Männerkram (vor allem als Cheerleader). Sie spielte sowohl die glückliche, als auch die besorgte Ehefrau und Mutter ausgezeichnet und ich würde sagen, dass man ihr ihre Rolle von allen Darstellern am meisten abgekauft hat. Dicht gefolgt von Ed Harris (»The Rock«), den ich ja ohnehin in den Schurkenrollen liebe. Noch mit diesem markanten, entstellten Gesicht, wie es ein richtiger Bösewicht einfach brauch (das gilt eben nicht nur für Bond-Filme) und seiner charmant-bedrohlichen Art, die man nicht zu durchschauen vermag. Seine letzte Szene hat mich nur etwas enttäuscht und war auch gerade eine der wenigen, die verdammt vorhersehbar war. Ausbügeln konnte das dann aber wieder das runde Ende mit einem gebührenden Finale und einem ordentlichen Dramenende. Und der Aufklärung der Geschichte natürlich.
Ansonsten gibt es wohl nur noch einen nennenswerten Punkt, der in meinen Augen sowohl Lob als auch Kritik für den Film bereithält. A History Of Violence. Violence. Wo genau war die angepriesene Gewalt denn, auf die ich gelauert habe? Gut, ich will nicht bestreiten, dass der Film ein paar deftige Bilder hat – wohlgemerkt, aufgrund ihrer Rarität viel mehr als Bilder als Szenen zu bezeichnen – die einen zart besaiteten Zuschauer vielleicht aufschrecken lassen, aber unter Brutalität verstehe ich schon etwas ganz anderes. Zumindest, wenn man im Titel von einer ganzen Geschichte der Gewalt spricht. Das was ich erwartet habe, kriegt man hier definitiv nicht geboten, aber die paar Bilder, die einem aufgetischt werden, sind schon vom Feinsten. Man könnte es Edelsplatter im 5-Sterne-Restaurant nennen – ein Hochgenuss, aber in mickrigen Portionen, die einen bei weitem nicht satt machen können.
Bewertung:
Darsteller: 9/10 (Viggo passt mir einfach nicht in die Rolle des Protagonisten, ansonsten Top-Besetzung)
Plot: 7/10 (spannend und bis zuletzt gut verschleiert)
Effekte: 8/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 7/10 (eigentlich wollte ich ihm eine 6 geben, aber anhand der ganzen positiven Sachen, die ich jetzt herausgearbeitet habe… trotzdem hat er mich einfach nicht packen können)